Rhein-Pfalz Kreis Ein Wanderführer der kriminellen Art

Führte durch den Abend in Limburgerhof und las mit Fenna Williams und Leila Emami: Claudia Schmid.
Führte durch den Abend in Limburgerhof und las mit Fenna Williams und Leila Emami: Claudia Schmid.

«LIMBURGERHOF». Normalerweise wird auf dem Jakobsweg im Einklang mit sich selbst gewandert. Blut fließt höchstens, wenn sich Pilger Blasen laufen. Dass es auch mörderisch zugehen kann und man sich zum Jakobsweg nicht erst ins spanische Santiago de Compostela begeben muss, sondern quasi vor der Haustür loslaufen kann, zeigten die Autorinnen Claudia Schmid, Fenna Williams und Leila Emami bei der Vorstellung ihres Krimi-Wanderführers im Capitol Lichtspieltheater.

Zur „Premierenlesung mit kleinen kriminellen Überraschungen“ hatte das Capitol geladen, und über 40 Neugierige waren der Einladung gefolgt. Zu hören gab es drei Geschichten aus dem Buch „Mörderischer Jakobsweg“. Die Idee, zu dritt ein Buch zu schreiben, zusammen wandernd zu recherchieren und es bei einer Lesereise vorzustellen, kam den Autorinnen einst bei einer gemeinsamen Lesung. Während Leila Emami sich den Jakobswegen im Rhein-Main-Mosel-Gebiet widmete und Claudia Schmid sich die Pfälzer Jakobswege ab Speyer erlief, war Fenna Williams von Göttingen bis Wissembourg unterwegs. Heraus kam ein Wanderführer auf christlichen Pfaden mit ganz unheiligen Handlungen, gespickt mit Tipps zu Sehenswürdigkeiten. Den Anfang machte Claudia Schmid. Die gebürtige Passauerin lebt seit vielen Jahren in Mannheim, schreibt Psycho-Krimis und Reiseberichte. Sie stellte ihre Geschichte „Der 13. Gast“ vor – eine Liebeserklärung an die Stadt Speyer und eines Mannes an seine verstorbene Frau – doch die Story endet mit einem blutbesudelten Teppich. Leila Emami, Rheingauerin mit iranischen Wurzeln, hat eindeutig komödiantisches Talent und brachte ihre Zuhörer immer wieder zum Lachen. In der skurrilen Geschichte „Pamelas Leichenzug“ geht es um eine Paartherapie, die eine Lösung ehelicher Probleme durch Pilgern verspricht. Renate und Günther indessen sind auf ihrer neun Kilometer langen Etappe des Bonifatius-Weges ab Mainz eher bemüht, eine Lösung zu finden, den Ehepartner loszuwerden: „Ein sorgenfreies Leben ließ sich auf ein einziges Wort herunterbrechen: Witwer“, sinniert Günther. In Gedanken geht er Todesarten für seine Frau durch, spielt auch mit dem Gedanken, vom Aussichtsturm zu springen. Wer wen letztlich umbringt, wird natürlich nicht verraten. Fenna Williams ist ein Ereignis. Zwar behauptet sie, den Schwarzen Gürtel im Power-Lazing zu haben: „Ich kann so richtig gut gar nichts tun, und das in der Champions League!“ An diesem Abend zeigte sie sich jedoch von einer völlig anderen Seite. Sie spielte ihre Lesung mehr, als dass sie nur las; sie säuselte, lachte, gestikulierte, sodass die Geschichte (fast) Nebensache wurde. In „Nicht rasten – fasten!“ erzählt Williams die Geschichte eines Ehepaars, das sich zum Fastenwandern von Bad Bergzabern nach Wissembourg aufmacht. Nur einer von ihnen schafft es allerdings lebend über die französische Grenze ... Es gab viel zu sehen, zu hören, und sogar zu schmecken: So kamen die kriminellen Überraschungen als Gebäck in Pistolenform daher. Eine gute Nachricht hatten zudem Gastgeber Susanne Deickert und Dieter Jannek: Das Capitol wurde zum dritten Mal in Folge mit dem Kino-Programmpreis Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.

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