Ludwigshafen Ein Typ mit Ecken und Kanten

Frank Wieschalla (rechts) bekam von der damaligen Miss Lu die Torjägerkanone überreicht. Er heiratete sie später. Damals aber ap
Frank Wieschalla (rechts) bekam von der damaligen Miss Lu die Torjägerkanone überreicht. Er heiratete sie später. Damals aber applaudierte die Miss Lu nicht, als er die Torjägerkanone überreicht bekam.

«LUDWIGSHAFEN.» Frank Wieschalla ist eine schillernde Persönlichkeit. Kein Kicker von der Stange, der Floskeln bemüht und Phrasen drischt, sondern ein Typ mit Ecken und Kanten, der etwas zu sagen hat. Der rothaarige Torjäger hat als Spieler immer polarisiert, auch weil er auf dem Feld keiner verbalen Auseinandersetzung aus dem Weg ging. Und natürlich würde der 43 Jahre alte Stürmer gerne noch einmal in der Eberthalle auflaufen, weil er diese Bühne liebt und ein Vollblutfußballer ist. „Ich will aber keinem jungen Spieler den Platz wegnehmen“, sagt Wieschalla. Er gilt als „harter Hund“ und kam auch nach schweren Verletzungen wie einem Kreuzbandriss oder einer Schultereckgelenksprengung aufs Feld zurück, obwohl er schon Mitte 30 war. In der Vorrunde dieser Saison kickte er noch für den B-Ligisten Palatia Böhl, seit Kurzem ist er Coach des Bezirksligisten SV Südwest. Es ist seine erste Trainerstelle, die der ehrgeizige Fußballer mit Feuereifer anpackt. Wer Frank Wieschalla ein bisschen besser kennt, der weiß, dass sich hinter der rauen Schale ein weicher Kern verbirgt. Er ist nie um einen flotten Spruch verlegen, unterhaltsam, witzig, umgänglich und liebenswürdig. Zumindest so lange kein Fußballplatz in der Nähe ist. Und er ist ein Familienmensch. Seine heutige Frau Miriam, eine ehemalige Miss Lu, habe ihn in der Eberthalle kicken sehen, als sie sich noch nicht kannten. „Später habe ich erfahren, dass sie nicht applaudiert hat, als ich die Torjägerkanone überreicht bekam“, erzählt Wieschalla mit einem Schmunzeln. Näher kamen sich die beiden erst, als der Fußballer mit Freunden seinen 30. Geburtstag in einer Disco feierte und bewies, dass er auch sehr charmant sein kann. Die beiden heirateten und inzwischen macht das 13 Monate alte Töchterchen Anna Mathilda das Familienglück perfekt. Der Tochter sei es auch zu verdanken, dass Wieschalla ruhiger geworden ist, zumindest ein bisschen. „Dank ihr sehe ich alles nicht mehr so eng. Aber ein, zwei Ausbrüche im Spiel gibt es noch“, verdeutlicht der Coach und grinst. Die Stadtmeisterschaft hat für Wieschalla einen hohen Stellenwert. „Ich liebe Hallenfußball, es sollte allerdings nicht gegrätscht werden“, betont der Trainerneuling. Der Reiz bestehe auch darin, dass die Atmosphäre besonders sei, es immer wieder Überraschungen gebe und die kleinen Vereine im Rampenlicht stünden. Außerdem sei es immer wieder schön, andere Kicker zu treffen. „Da trinkt man im Foyer gemeinsam einen Kaffee, unterhält sich und spielt 20 Minuten später gegeneinander“, verdeutlicht der Torjäger, der in der Personalabteilung eines großen Baumarkts arbeitet. Der Mittelstürmer, der in Ludwigshafen für den SV Südwest, den LSC, den FC Arminia und den BSC Oppau spielte, ließ sich das Turnier aber auch in den Zeiten, als er für den TuS Altrip oder den FC Lustadt auflief, nicht entgehen. „Es war ein festes Ritual. Ich habe meinen Vater abgeholt, und wir sind gemeinsam zur Eberthalle gefahren. Manchmal war auch mein Bruder Stefan dabei“, berichtet Wieschalla. Sein Vater habe großen Wert darauf gelegt, pünktlich zu sein. „Er wollte kein Spiel und kein Tor verpassen“, blickt der Torjäger zurück. Sein Debüt als Trainer kann sein Vater nicht mehr erleben. Er starb kurz vor Weihnachten im Alter von 78 Jahren. „Er wäre stolz gewesen, mich als Trainer zu sehen“, sagt Wieschalla mit leiser Stimme. Seine Eltern hätten immer zugeschaut, wenn er gespielt habe. „Es wird ein komisches Gefühl sein, wenn ich künftig rausschaue und sehe nur noch meine Mutter“, vermutet Wieschalla. Egal wie das Turnier verläuft, in Gedanken wird er bei seinem Vater sein.

Frank Wieschalla (vorne) spielte für den FC Arminia (im Bild), Ludwigshafener SC, BSC Oppau, TuS Altrip, SV Südwest Ludwigshafen
Frank Wieschalla (vorne) spielte für den FC Arminia (im Bild), Ludwigshafener SC, BSC Oppau, TuS Altrip, SV Südwest Ludwigshafen, FC Lustadt und den FC Palatia Böhl.
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