Rhein-Pfalz Kreis Ein Tag im Leben zweier Raben

Vom historischen Vortrag zum Kinderbuch: Hans Gerstner mit seinem frisch gedruckten Mitmachbuch im heimischen Garten.
Vom historischen Vortrag zum Kinderbuch: Hans Gerstner mit seinem frisch gedruckten Mitmachbuch im heimischen Garten.

«Schifferstadt.» Jakob und Paula – so heißen die Helden eines Buchs, das in Schifferstadt spielt und gerade neu erschienen ist. Es sind aber keine menschlichen Helden, um die es hier geht sondern: Rabenvögel. Der Schifferstadter Hans Gerstner hat das Kinderbuch geschrieben, ein Mitmachbuch, das die kleinen Leser selbst mit Bildern verzieren können. Dabei erfahren sie auch so einiges über die Stadt.

Nun ist Hans Gerstner in der Stadt durchaus bekannt für das Verfassen und vor allem Vortragen von Texten. Denn der 74-jährige pensionierte Lehrer und ehemalige Schulleiter, der lange zweiter Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege war, hält heute noch regelmäßig historische und heimatgeschichtliche Vorträge in Schifferstadt, Speyer und Umgebung. Aber ein Kinderbuch? „Ja, das hätte ich auch nie gedacht“, sagt Gerstner und lacht herzlich. Zwar war der Pädagoge auch einmal für kurze Zeit Schulleiter der Grundschule in Meckenheim, doch sonst hatte er es immer mit älteren Schülern der oberen Klassen zu tun. Trotzdem kam ihm die Idee, ein Buch für die Kleinen zu schreiben – und zwar im eigenen Garten, einem idyllischen Platz mit Bananenstauden, Weinreben, viel Blühendem und kleinem Teich. „Ich sitze oft und gerne hier auf meiner Terrasse. Da fällt mein Blick zwangsläufig auf die beiden hohen Bäume da drüben“, erzählt Gerstner und deutet auf eine einige Grundstücke weiter stehende, an den oberen Ästen recht kahl wirkende Birke, und auf einen mächtigen Nadelbaum daneben. Die beiden Bäume sind im vergangenen Jahr bevorzugter Aufenthaltsort zweier Rabenkrähen gewesen. Gerstner hat sie immer wieder genau beobachtet, bestimmte Verhaltensweisen erkannt. „Da ist die Idee gereift, eine Geschichte darüber zu schreiben, wie die beiden ihren Tag verbringen.“ Gesagt, getan. Jakob („so hieß ein Rabe, den der Vater eines Schulfreundes von mir hielt“) und Paula waren geboren. Etwa drei Wochen lang schrieb Hans Gerstner an der Geschichte. „Getestet habe ich sie dann erst einmal an meiner elfjährigen Enkelin“, erzählt der 74-Jährige. Der hat sie gefallen. Ebenso Grundschülern in Schifferstadt, denen er Ausschnitte vorgelesen hat. „Die waren sehr interessiert und wollten wissen, wie es weitergeht.“ Also reifte der Gedanke, aus der Geschichte um die beiden großen schwarzen Vögel ein Buch zu machen. Nach längerem Suchen war ein Verlag gefunden. Von dort kam dann die Idee, das Buch als Mitmachwerk zu gestalten. So sind nun eine Reihe der 56 Seiten des festgebundenen Büchleins leer, haben einen gepunkteten Rahmen und warten darauf, von findigen kleinen Lesern bemalt zu werden. „Hauptsache, euer Buch ist hinterher so richtig schön bunt!“, schreibt Hans Gerstner in seinem Vorwort an seine Leser. Die erfahren beim Lesen oder Vorgelesen bekommen auch einiges über Schifferstadt. Da fliegt das Rabenpaar um einen „großen bunten Turm“ – unschwer als der Wasserturm zu erkennen. Sie laben sich am Rabenacker, auf dem Landwirte Gemüse- und Obstreste abladen, und werden am Bahnweiher von vorbeifahrenden Zügen erschreckt. Nebenbei verfolgt der Pädagoge noch ein weiteres Ziel: „den Kindern die Raben, die im Gegensatz zu denen in meiner Kindheit Stadtvögel geworden sind, auf eine lebendige Weise nahezubringen.“ Inzwischen beobachtet Gerstner selbst die nächste Generation „seiner“ Rabenkrähen auf den hohen Bäumen. Vier sind es jetzt. Sein Sohn habe schon angeregt, doch eine Fortsetzung zu schreiben, verrät Gerstner, „aber das geht nicht einfach so, da fehlt mir noch die Motivation“. Vielleicht, meint er augenzwinkernd, am Ende des Jahres, wenn er die „Nachkommen“ von Jakob und Paula lange genug beobachtet. Noch Fragen? Hans Gerstner, „Jakob und Paula, ein Rabenpaar in unseren Gärten“, 56 Seiten, ISBN 978-3-7528-3584-7.

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