Ludwigshafen Ein Gipfelwerk

Beeindruckend: der Beethovenchor und die Kammerphilharmonie in der Ludwigshafener Friedenskirche.
Beeindruckend: der Beethovenchor und die Kammerphilharmonie in der Ludwigshafener Friedenskirche.

Ein überaus attraktives Großprojekt hat der Beethovenchor vorgestellt. In der Ludwigshafener Friedenskirche stand ein Gipfelwerk der Chor-Orchesterliteratur auf dem Programm: Händels „Judas Maccabaeus“. Am Pult stand Tristan Meister, der Leiter des Beethovenchors. Er fand wertvolle musikalische Mitstreiter in der Kammerphilharmonie Mannheim und einem vorzüglichen (Gesangs-)Soloquartett.

Die Anregung zur Komposition des „Judas Maccabaeus“ war tagespolitischer Natur. Mit seinem Oratorium feierte Händel den Sieg der Engländer über die aufständischen schottischen Truppen im Jahr 1745. Die Uraufführung in Londons Covent Garden Theater, dem heutigen internationalen Opernhaus, wurde zum sensationellen Erfolg. „Judas Maccabaeus“ weist Händel als authentischen Dramatiker und exquisiten Lyriker aus. Der Reichtum seines Oratoriums an vornehmen, stellenweise betörend plastischen melodischen Eingebungen kann kaum enthusiastisch genug gerühmt werden. Den subtilen Lyrismen steht die Ausdrucksgewalt der monumentalen Chortableaus gegenüber, und Händels kontrapunktische Meisterschaft steht im Zeichen höchster kompositorischer Maßstäbe. Den Ansprüchen des grandiosen Werks wurde die Aufführung in der Friedenskirche weitgehend gerecht. Tristan Meister schaltete und waltete durchweg überlegen, mit großer Übersicht über die musikalische Architektur des Oratoriums. Er koordinierte mit sicherer Hand die Abläufe. Als richtiger spiritus rector der Produktion animierte Meister den Apparat bei den dramatischen Verdichtungen stets zu angespannt energischer Musizierweise und zeigte sich für Differenzierung ebenfalls bemüht. Für die Arbeit des Dirigenten Meister sprachen andererseits die sorgfältig austarierten Tonproportionen. Das vokale Klangbild blieb dabei immer ausgewogen, homogen abgerundet und transparent – was Händels kunstvollen mehrstimmigen Strukturen unbedingt zugute kam. Sie ließen sich diesmal sehr deutlich nachvollziehen. Einen ansprechenden Beitrag zum musikalischen Anspruch der Aufführung in der Friedenskirche leisteten die Solisten. Zu vernehmen waren vier junge Stimmen von feiner Qualität. Ihre Inhaber – Sopranistin Johanna Beier, Altistin Nora Steuerwald, Tenor Daniel Schreiber und Bassist Nikolaus Fluck – sind allesamt vorzügliche, den barocken Ziergesang bestens, an exponierten Stellen sogar bravourös beherrschende Vokalisten und einfühlsam modellierende, kultivierte Stilisten. Die Kammerphilharmonie Mannheim spielte konzentriert, geschlossen, flexibel und ging dabei mit der historischen Aufführungspraxis eher liberal um.

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