Ludwigshafen Ein enormer Energieschub

Joscha Oetz ist künftig der vierte Mann.
Joscha Oetz ist künftig der vierte Mann.

Der Bassist Joscha Oetz war nicht nur als einmaliger Gastmusiker bei der jüngsten „Jazz Lights“-Session im Kulturzentrum Das Haus. Er soll künftig das bisherige New Richie Beirach Trio zu einem Quartett ergänzen. Zuletzt war er in Ludwigshafen im August bei „Jazz am Rhein“ mit Perfektomat Nuevo und als Bassist der Supertrio Session.

Joscha Oetz ist für den Kurator der Jazz Lights, Schlagzeuger Christian Scheuber, schon ein alter Bekannter. Seit 2011 spielt der Bassist als dritter Mann mit Scheuber und Saxophonist Reiner Witzel in dem Projekt „Drei im Roten Kreis“. Das New Richie Beirach Trio bestand bisher, neben dem Meister selbst, aus Scheuber und Regina Litvinova. Die russische Pianistin übernahm am Keyboard mit der linken Hand den Bass. Damit konstant und groovend durchzuspielen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die Litvinova bestens erfüllt hat. Aber es bedeutet eben auch eine Einschränkung. Jetzt waren die Zuhörer natürlich sehr gespannt, wie sich der neue Bassmann auf das Gesamtgefüge der erweiterten Combo auswirkt. Gleich beim ersten Stück merkte man: Oha! Der neue Mann bringt noch mal ordentlich viel Schub. Sein Sound hat einen sehr starken Attack, was bedeutet, dass die Töne als kräftige, deutliche Impulse kommen. Das wirkt sich natürlich sehr stark auf den Groove aus. Der wird nämlich dadurch mit enorm viel Energie aufgeladen. Das passt bestens zum Schlagzeug, das ja in jeder Combo der wichtigste Partner des Basses ist. Scheuber wirkte geradezu entfesselt. Noch stärker als bisher arbeitete er mit Sounds und schuf Texturen. Die Funktion als ein straight spielender Timekeeper reduziert er immer weiter. Was Scheuber da spielt, wäre für andere Schlagzeuger schon ein Solo – und kein schlechtes. Das bedeutet aber auch, dass die Lautstärke hoch und der Gesamtklang recht dicht werden. Richie Beirach am Piano kann sich da behaupten, aber selbst er hätte stellenweise etwas mehr Lautstärke im Klangbild vertragen. Regina Litvinova gewinnt tatsächlich neue Freiheiten. Sie spielt vorwiegend mit dem elektronisch erzeugten Sound eines Rhodes E-Pianos. Der klingt eher weich und bildet einen Kontrast zu Beirachs akustischem Klavierklang. Der Nachteil ist, dass der Rhodes-Klang nicht sehr durchsetzungsstark ist. Andere Rhodes-Spieler haben deshalb ihren Sound etwas angezerrt, was aber eher für lineares Spiel und weniger für Akkorde sich eignet. Im Sound eine gelungene Überraschung war ein Stück, bei dem Litvinova mit Synthie-Klängen arbeitete, während die anderen Musiker ebenfalls ungewöhnliche Sounds erzeugten. Das klang erst wie Filmmusik zu einem Science-Fiction-B-Movie und verdichtete sich dann immer mehr. Überraschungsgast des Abends war Violinist Gregor Hübner. Der 51-Jährige war erst Schüler von Richie Beirach, dann musikalischer Partner auf Augenhöhe. Beirach sieht in ihm den Nachfolger seines früheren Duopartners Zbigniew Seifert, für den er das berühmte Stück „Elm“ geschrieben hat. Beirach und Hübner verbindet die Liebe zur klassischen Musik, was sie an diesem Abend mit Interpretationen zu einer Bach Siciliana und Bartóks Bagatelle Nr. 4 zeigten. Zum Abschluss gab es noch ein echtes Session-Stück, eine Power-Version von Wayne Shorters „Footprints“. Joscha Oetz wurde 1971 in Köln geboren und studierte Kontrabass in Essen, Köln und San Diego. Er lebte in den USA, dann länger in Peru, wo er die Musik der afroperuanischen Kultur studierte. Bisher hat er sechs Alben unter eigenem Namen veröffentlicht und als Session- und Tourmusiker in Europa, den USA und Südamerika gearbeitet.

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