Grünstadt Ein Engel auf Erden

Auf Tuchfühlung, von links: : Michelle Corday (Tatjana Korluß) und Michael Cordennier (Andreas Best), dahinter Angelino (Peter P
Auf Tuchfühlung, von links: : Michelle Corday (Tatjana Korluß) und Michael Cordennier (Andreas Best), dahinter Angelino (Peter Philippi).

Einen unterhaltsamen Abend hat das Ensemble des Wildsautheaters des TuS Ramsen seinem Publikum mit der Komödie „Angelino – Engel fallen weich“ von Reiner Woop am Samstagabend beschert. Humorvolle Dialoge, die sich durch den gesamten Dreiakter zogen, sorgten für Lacher. Die sechs Hobbyschauspieler ernteten für ihre gut zweieinhalbstündige Vorstellung in der Eistalhalle einen verdient großen Schlussapplaus.

Ein Engel kann ganz schön für Verwirrung sorgen – vor allem dann, wenn der Himmelsabgesandte unsanft auf der Erde landet und wegen seiner Kopfverletzung so einiges durcheinanderbringt. In der Rolle des Engels „Angelino“ erfreut Peter Philippi das Publikum im Dialog mit Andreas Best, der den Casanova und Lebemann Michel Cordennier mimt. Obwohl im ersten Akt nur die beiden auf der Bühne zu sehen sind, kommt keine Langeweile auf. Das Bühnenbild, ein schön eingerichtetes Wohnzimmer. Die Handlung ist schnell erzählt: Angelino ist auf die Erde geschickt worden, um einem Menschen zu helfen. Allerdings leidet seit einem Sturz sein Gedächtnis, eigentlich sollte er der Begleitdame Michelle Corday (Tatjana Korluß) zur Seite stehen. Diese lernt er dann später auch noch kennen. Denn der Hausherr Michel Cordennier, der ständig Geldsorgen hat, ist in dubiose Geschäfte verwickelt und braucht dringend eine Ehefrau auf Zeit, damit er das Millionärsehepaar Fuscher (Christa Kissel und Armin Balthasar) samt Tochter Claudine (Rebecca Crone) empfangen kann. Das betuchte Paar glaubt, dass Cordennier einen Erstdruck von Shakespeare aus dem Jahr 1597 besitzt und möchte es ihm abkaufen. Dass es sich bei Angelino um einen Engel handelt, kann Cordennier gar nicht glauben, wird aber schnell eines Besseren belehrt. Immer wenn Philippi alias Angelino flucht, donnert es heftig. „Was haben Sie mit mir gemacht?“, will Best wissen, nachdem er seinem Schauspielkollegen kurzerhand mal den Ton abgedreht hat und er nur noch gestikulieren kann. Das Publikum hat seinen Spaß bei den witzigen Szenen, die vor allem durch Mimik und Gestik der Schauspieler bestechen. Tatjana Korluß ist sich ebenfalls auf der Bühne für keinen Spaß zu schade. Als tollpatschige Begleitdame tritt sie in so manches Fettnäpfchen und stolpert über die Bühne. „Wir haben uns vor vier Jahren in Madrid kennengelernt, danach zwei Jahre geturtelt bis sich der Boden gewellt hat, dann in Los Angeles geheiratet und seitdem sind wir unzertrennlich und wie siamesische Zwillinge“, wiederholt sie die Geschichte, die sie den Fuschers auftischen soll. Beschwipst vom Alkohol sorgt sie für eine weitere heitere Szene. „Ups“, sagt sie, verdreht die Augen und bekommt Schluckauf. Ihre Körpersprache reicht schon, um das Publikum zum Lachen zu bringen. Klar, dass dieses Benehmen bei Yvonne Fuscher (Christa Kissel), gar nicht gut ankommt. „Die ist aggressiv und hat mir mein Kleid zerrissen. Die ist ja total überdreht“, empört sich Kissel über die vermeintliche Hausherrin. In der Rolle der feinen Damen fährt sie ihrem Ehemann immer wieder über den Mund. Herrlich amüsant wird so manches Klischee von den Akteuren toll in Szene gesetzt. Für Lacher sorgt auch die Unterhaltung zwischen Claudine Fuscher, die Tochter des Millionärpaares, gespielt von Rebbecca Crone, und Michel Cordennier (Andreas Best). Das reiche, verwöhnte Töchterlein wirft sich nämlich an den Hausherren heran. Crone verharrt plötzlich auf der Bühne. Philippi legt seine Hände auf ihren Kopf, um ihr so die Verliebtheit auszutreiben. „Jetzt müsste es besser sein“, sagt er und erweckt sie wieder zum Leben. Armin Balthasar, der als extrovertierter Kunstliebhaber Robert Fuscher im Glitzer-Jacket daherkommt, verkörpert gekonnt den Millionär und erhält am Ende doch noch den Erstdruck von Shakespeare. Und das dank des Engels Angelino, den Peter Philippi ausdruckstark spielt. Die Hauptrolle ist dem langjährigen Hobbyschauspieler wahrlich wie auf den Leib geschrieben, der in dem Stück voll aufgeht und in fast jeder Szene zum Einsatz kommt. Die beiden Souffleure Yvonne Hochstetter und Markus Fischer kommen dagegen kaum zum Einsatz. Für die besonderen Ton- und Lichteffekte sorgen Noah Klein und Wolfgang Scherr. Ein schöner Theaterabend, der mehr durch Gestik und Mimik lebt, und nicht von plakativen oder sich aneinanderreihenden, derben Witzen.

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