Rhein-Pfalz Kreis Dudenhofen: Kinderhospiz Sterntaler klagt über Pflegenotstand

Wurde Anfang Juli 2015 eingeweiht: das Pflegehaus des Kinderhospizes in Dudenhofen.
Wurde Anfang Juli 2015 eingeweiht: das Pflegehaus des Kinderhospizes in Dudenhofen.

Weil es zu wenige Pflegekräfte gibt, können derzeit nur sechs schwerkranke Kinder im Kinderhospiz Sterntaler versorgt werden.

«Dudenhofen.»Die Nachfrage sei dramatisch größer als das Angebot, sagt Kinderhospiz-Pressesprecher Linnford Nnoli auf RHEINPFALZ-Anfrage und begründet dies mit mehr als 40.000 schwerkranken Kindern in Deutschland und nur 15 stationären Kinderhospizen bundesweit, die im Schnitt 15 Plätze anbieten würden. Eltern, die derzeit nach einem Pflegeaufenthalt im Kinderhospiz Dudenhofen fragen, kommen so laut Nnoli mitunter auf eine Warteliste.

Betroffene Familien gut vernetzt

Die betroffenen Familien seien untereinander gut vernetzt. Es komme sogar vor, dass eine Familie einer anderen, die weiter hinten auf der Warteliste steht, ihren Pflegeplatz anbiete. Laut Nnoli steht jedem lebensverkürzend erkrankten Kind pro Jahr ein etwa vierwöchiger Aufenthalt in einem Kinderhospiz zu. Kinder, die in der letzten Phase ihres Lebens stünden, könnten natürlich situationsbedingt auch länger bleiben, sagt der Kinderhospiz-Sprecher. Um die sechs Kinder, die derzeit im fast drei Jahre alten Pflegehaus wohnen, kümmern sich im Schichtdienst rund 25 Pflegekräfte in Voll- und Teilzeit. In der Praxis bedeutet das laut Nnoli, dass sich eine Pflegekraft um ein oder, wo es möglich ist, auch um zwei Kinder kümmert. Das sei ein besserer Schnitt als in anderen Pflegeeinrichtungen, wo sich eine Person in drastischen Fällen um bis zu 13 Menschen kümmert, so der Kinderhospiz-Sprecher. Händeringend gesucht werden erfahrene Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger, die im besten Fall noch eine Sonderausbildung zum Thema Beatmung haben. „Wir sind auch schon sehr dankbar, wenn sich eine Kinderkrankenschwester mit Zusatzausbildung bewirbt“, sagt Nnoli. Wer sich bewirbt, wird trotz der angespannten Personalsituation aber nicht gleich genommen.

Psychisch belastende Situation

„Die Situation muss für beide Seiten passen“, sagt Nnoli und macht auf die beanspruchende Arbeit in einem Kinderhospiz aufmerksam: „Wir hatten schon tolle Leute, die aber gesagt haben, dass sie es nicht schaffen, immer wieder Abschied von den Kindern nehmen zu müssen.“ Das Team im Kinderhospiz versucht, die psychisch belastende Situation, wenn ein Kind stirbt, zu kompensieren, in dem in regelmäßigen Abständen Teambesprechungen und Supervisionen auch mit psychologischer Betreuung stattfinden. Laut Nnoli werden aber nicht nur Pflegekräfte für die stationäre Pflege im Kinderhospiz gesucht, sondern auch für die ambulante Pflege bei den Familien zu Hause. Dafür gibt es knapp 50 Personen, die sich als geringfügig Beschäftigte oder in Voll- und Teilzeit um die kranken Kinder kümmern. Der Umkreis, in dem das Pflegepersonal unterwegs ist, beträgt laut dem Kinderhospiz-Sprecher 50 bis 60 Kilometer. Er kann aber auch variieren, wenn eine Pflegekraft in der Nähe einer Familie lebt, die noch weiter weg wohnt. Um Pflegepersonal zu finden, schreibt das Kinderhospiz seine Stellen unter anderem auf seiner Internetseite aus und bietet einmal im Jahr einen Bewerbertag an. Dazu kämen sehr viele Leute, die mitunter auch von sehr weit anreisen, sagt Nnoli. Allerdings sei es bei diesen Personen dann so, dass sie sich zwar für die Aufgabe interessieren, aber ihr Lebensmittelpunkt zu weit weg ist, um regelmäßig im Kinderhospiz in Dudenhofen arbeiten zu können.

Durch Spenden finanziert

Der Aufenthalt im Kinderhospiz wird zum größten Teil durch Spenden finanziert. Laut Nnoli beträgt der Tagessatz der Krankenkassen pro Kind derzeit 237,50 Euro. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, seien jedoch laut Berechnungen 800 Euro pro Tag notwendig. Neben der Betreuung der Kinder sowie der Unterbringung und Verpflegung der Eltern und Geschwister wurde auch das neue Pflegehaus durch Spenden finanziert. Die Kosten für den Anfang Juli 2015 eröffneten Neubau belaufen sich laut Nnoli auf rund drei Millionen Euro. Davon sei bisher eine Million Euro durch Spenden abbezahlt worden. Geldprämien in Höhe von bis zu 8000 Euro, die – wie es vergangene Woche in Medienberichten hieß – am städtischen Klinikum in München für neue Pflegekräfte gezahlt werden (4000 Euro für den neuen Mitarbeiter und 4000 Euro für dessen Anwerber), kann sich das Kinderhospiz als spendenfinanzierter Verein nicht leisten. Nnoli findet es laut eigener Aussage auch einen völlig falschen Weg, dieses dringliche Problem so anzugehen. „Es muss politisch etwas passieren, sonst fliegt uns der Pflegenotstand gewaltig um die Ohren“, macht der Kinderhospiz-Sprecher deutlich.

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