Ludwigshafen Die Musik des Lebens

Vermitteln mit ihrer Musik eine tiefe Melancholie, aber auch überschäumende Lebensfreude: die Musikerinnen von Klezmers Techter.
Vermitteln mit ihrer Musik eine tiefe Melancholie, aber auch überschäumende Lebensfreude: die Musikerinnen von Klezmers Techter.

„Nächstes Jahr in Jerusalem!“ – eine große Sehnsucht steht hinter dem Wunsch, den Juden in aller Welt am Ende des Passah-Festes aussprechen. Große Sehnsucht und viel Lebensfreude steckt auch in der Musik von Klezmers Techter mit Miriam Ast als Sängerin. Klezmer präsentierten die vier Musikerinnen, aber auch jiddische und Roma-Lieder in ihrem neuen Programm „In the Klezmer’s Mood“. So auch bei ihrem ausverkauften Auftritt im Club Ebene Eins in Schifferstadt.

Sehnsucht nach einem besseren Leben in der Ferne und mit dem Liebsten brennen den Menschen in diesen Stücken auf der Seele. Funkensprühende Dialoge lieferten sich Gabriela Kaufmann (Klarinette und Bassklarinette) und Almut Schwab (Akkordeon, Hackbrett und Querflöte). Nina Hackers Spiel am Bass geht in die Beine und weckt den Wunsch, sich gleich auf den Weg zu machen. Miriam Asts ausdrucksstarke Stimme ließ das goldene Jerusalem in den Köpfen der Zuhörer besonders glänzend erstrahlen. In der Heiligen Stadt sind sie bereits aufgetreten. In gefühlvollen, lustigen und informativen Ansagen erzählen Kaufmann und Schwab von der Klagemauer, wohin nicht nur das Leid der Welt vor Gott getragen wird, sondern die Menschen, nach Männern und Frauen getrennt, auch tanzen. Wenn Frauen und Männer zusammenkommen, war Klezmer seit dem Mittelalter die Musik, die dieses wichtige Ereignis begleitete. Bei Hochzeiten und anderen Festen in den osteuropäischen Schtetln spielten die Klezmorim, jüdische Volksmusikanten, seit dem 15. Jahrhundert auf. Das konnte tagelang dauern. „Da gab es Stücke zur Begrüßung der Heiratsvermittler, solche, die die Braut zum Weinen, die Schwiegermütter zum Tanzen und die alten Leute, die sich früher zurückziehen, ins Bett bringen sollte“, erzählte Schwab. Von Osteuropa gelangte die Tradition mit den Auswanderern in die USA, wo sie zunächst in Vergessenheit geriet. Erst in den 1970er-Jahren kam es unter anderem mit dem berühmten Klarinettisten Giora Feidman zu einer Renaissance. Auf seine Einladung hin traten Klezmers Techter mehrfach auch in Israel auf. Mit Weltbürgerin Miriam Ast, die aus Speyer stammt und in London lebt, spinnen die Künstlerinnen einen musikalischen Bogen von Osteuropa bis in die Vereinigten Staaten von Amerika. Mit dem Lied „Ederlezi“ etwa nahmen die Musikerinnen ihr Publikum in Schifferstadt mit auf ein Roma-Frühlingsfest. Und erzählen dann vom Schicksal der „Grinen Kuzine“ in Amerika. Als die dort ankam, war sie „sheyn vi gold“. Aber in der Neuen Welt wurde aus ihr „ein Ruin“. Mit den jiddischen und sephardischen Liedern, mit den Songs der Roma und mit Klezmer gehen die Musikerinnen respektvoll um, aber auch kreativ. Und vermitteln dabei mit viel Gefühl und virtuoser Technik eine tiefe Melancholie und überschäumende Lebensfreude.

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