Ludwigshafen Die Kirchenkolumne aus Ludwigshafen: Spende muss Spende bleiben

Barbara Kohlstruck
Barbara Kohlstruck Foto: Kirche/frei

Der Bundestag hat am Donnerstag in der Frage der Organtransplantation die Zustimmungslösung beschlossen. Das heißt, dass für eine Organentnahme eine Zustimmung zu Lebzeiten erteilt und dokumentiert sein muss. Erst dann dürfen nach Feststellung des Hirntods Organe entnommen werden. Ich halte das für richtig.

Jeder Mensch muss frei entscheiden können, ob er Teile des eigenen Körpers spenden möchte. Es gehört zum Charakter der Spende, dass sie freiwillig ist, nicht erzwungen und nicht verordnet werden darf. Zu dieser Freiheit gehört auch, sich in dieser Frage nicht entscheiden zu müssen.

Ein großes Geschenk

Die Entscheidung, Herz, Niere, Haut oder Gewebe zur Transplantation freizugeben, ist ein großes Geschenk. Vielleicht das größte, das ein Menschen machen kann. Es ermöglicht Leben, wo sonst der Tod droht. Aber Menschen sterben nicht, weil andere nicht bereit sind, Organe zu spenden, sondern sie sterben, weil sie krank sind. Die Verantwortung liegt nicht bei den potenziellen Organspendern. Niemand hat ein Anrecht auf ein neues Organ. Organspende ist keine Pflicht, auch keine Pflicht der Nächstenliebe. Spende muss Spende bleiben.

Nicht moralischer Druck, sondern umfassende Aufklärung ist der beste Weg, dass Menschen sich für eine Organspende entscheiden. Dazu gehört auch die Information, dass nicht zu 100 Prozent sicher ist, ob ein hirntoter Mensch keinerlei Schmerzen empfindet. Der Wunsch nach einer Narkose bei einer Entnahme sollte in einem Ausweis vermerkt werden können.

Gute Aufklärung nötig

Zu einer guten Aufklärung gehören auch Informationen zu Gewebespenden von Haut, Knorpel und Knochen. Dieses Gewebe wird nicht immer direkt transplantiert, sondern auch zu Medizinprodukten weiterverarbeitet. Damit liegt der Gewebespende ein Menschenbild zugrunde, das den Körper als recycelbare Materie versteht, die zerlegt, konserviert und unter Umständen auch verkauft werden kann.

Zwischen der Achtung vor dem (hirn-)toten Körper und dem Wunsch, Leid zu lindern, gibt es keine einfachen Antworten. Welche Antwort auch immer gegeben wird, sie muss in Freiheit gegeben und auch verweigert werden können. Im Netz: www.organspende-entscheide-ich.de.

Die Autorin

Barbara Kohlstruck (60) ist Dekanin des Protestantischen Kirchenbezirks.

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