Ludwigshafen Die Hochstraße und die Hitze

Und plötzlich ist die Hitze wieder da. Wer hätte das vor ein paar Wochen gedacht. Viele glaubten ja schon, auf den superlangen superheißen Sommer 2018 folgt in diesem Jahr – Klimawandel hin oder – mal wieder ein durchwachsenes Warm-Kalt-Regen-Gemisch. Doch weit gefehlt. Als hätte jemand den Hebel umgelegt: Jetzt sind Sonne und Hitze da. Wie 2018. Eine ganz eigene Geschichte schreibt bei sommerlicher Hitze übrigens die Hochstraße Nord. Eigentlich ist sie ja ein ungeliebtes Bauwerk. Zerschneidet die Stadt, ist nur für Pendler nützlich. Obendrein ist sie marode, und ihr Abriss samt Stadtstraßen-Ersatzbau kosten über 500 Millionen Euro. Das ganze Projekt wird die gesamte Region über Jahre belasten und fordern. Aktuell ist die Hochstraße Nord aber durchaus nützlich. Wie viele andere Pendler habe ich einen Dauerstellplatz auf dem Parkplatz an der Jaegerstraße. Für mich ist der Stellplatz ein guter Kompromiss. Ohne Auto geht’s in der Regel wegen der Termine und späten Arbeitszeiten am Abend nicht. Mit dem Parkplatz Jaegerstraße gelingt es mir immerhin, den Wagen zügig in der Innenstadt abstellen zu können, ohne erst noch stundenlang durch die Stadt zu kurven. Und wie es bei uns Menschen nun mal ist: Man entwickelt sich zum Gewohnheitstier. In der Regel wird in Ecke x geparkt, eben weil man es immer so macht. Nur heiße Sommertage stellen uns Dauerparker vor eine logistische Herausforderung. Da heißt es: Abschied nehmen von der Lieblingsecke und weiter nach hinten fahren. Direkt unter die Hochstraße. Die neuen und schön roten Fangnetze sorgen dafür, dass vom maroden Bauwerk keine Steine nach unten purzeln. Eigentlich sind die hinteren Plätze für mich nicht so attraktiv, bedeuten sie doch eine Verlängerung des Fußwegs. Das nehme ich im Sommer aber gerne in Kauf. Denn warum finden im Sommer plötzlich so viele Autofahrer Gefallen an der maroden Nord-Trasse? Genau: Sie spendet kostbaren Schatten. Einige Plätze liegen so genial, dass sie den ganzen Tag über keine Sonne abbekommen. Besser geht’s gar nicht, wenn man abends zum Auto kommt und dort wenigstens nicht noch von einer Hitzewelle umgehauen wird. Daher: ein kleines Hoch auf die Hochstraße. Ich bin natürlich nicht der einzige, der hitzebedingt seine Parkrituale verändert. Noch viele andere sind auf der Suche nach Schatten. Bäume gibt’s zwar auch. Aber da sitzen gerne Vögel, und das Auto ist abends übersät von unliebsamen Hinterlassenschaften. Dann doch lieber: weiter laufen und ab unter die Hochstraße. So ganz einfach macht es einem die marode Trasse aber auch wieder nicht, sie ins Pendlerherz zu schließen. Denn es gibt nur ein paar wenige Plätze mit Schatten-Garantie. Bei anderen steht das Auto morgens in der Sonne – was noch okay ist. Ganz doof sind jene Flächen, die optimal aussehen. Doch abends knallt die Sonne aufs Auto, und man wird trotz aller Taktik und Strategie von der Hitzewelle begrüßt. Pendler-Tücken eben. Die Kolumne Fünf Redakteure berichten für die RHEINPFALZ über Ludwigshafen. Ihre Erlebnisse aus dem (Arbeits-)Alltag nehmen die Redakteure in der Kolumne „Quintessenz“ wöchentlich aufs Korn.

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