Rheinpfalz „Die Egerländer stellen wir uns nicht in die Regale“

Die Klassiker: Neben Bob Dylan, Eric Burdon und Motörhead haben Hedda Schankin und Heiko Frien in ihrem Laden, dem „Rille 23“, a
Die Klassiker: Neben Bob Dylan, Eric Burdon und Motörhead haben Hedda Schankin und Heiko Frien in ihrem Laden, dem »Rille 23«, auch Geheimtipps im Angebot.

«Bad Dürkheim.» Die Schallplatte erlebt seit einigen Jahren ein Comeback. Auch in Bad Dürkheim gibt es seit über einem Jahr wieder einen Plattenladen. Hedda Schankin und Heiko Frien betreiben in der Gaustraße das „Rille 23“. Neben den Scheiben aus Vinyl gibt’s dort auch wertvolle Musiktipps. So zum Beispiel, ob die Beatles eher etwas für brave Jungs sind?

Für die ältere Kundschaft ist es wie eine Reise in ihre Vergangenheit – an den Wänden hängen Plakate legendärer Konzerte und Plattencover. CD und Streaming haben zwar die Verkaufszahlen der Schallplatte kräftig eingedampft, doch verschwunden war sie nie. „Wir hatten ja hier vorher schon einen Trödelladen. Und in dem hatten wir auch eine kleine Plattenabteilung. Wir haben gesehen, dass da immer gefragt und gekauft wird. Und so haben wir den Entschluss gefasst, aus dem Trödelladen einen Plattenladen zu machen“, sagt Heiko Frien. In der „Rille 23“ verkaufen sie gebrauchte, aber auch brandneue Platten einer relativ großen Bandbreite von Stilrichtungen. „Nur sowas wie die Egerländer stellen wir uns nicht in die Regale“, schränkt Frien ein. Während ein Plattenladen für viele eine Wiederkehr von etwas verloren Geglaubtem darstellt, ist die „Rille 23“ für die jugendliche Kundschaft schlicht ein cooler Laden. Nach jahrelangem Nischendasein erlebt Vinyl eine Renaissance und auch die großen Märkte haben ihre Schallplattenregale vergrößert. Und wer noch keinen eigenen Plattenspieler hat, findet hier für kleines Geld technisch generalüberholte gebrauchte. „Es kommen viele junge Leute. Und die meisten sind auch froh, wenn wir ihnen Tipps geben. Das meiste aus dem Sortiment kennen sie ja nicht“, sagt Hedda Schankin. Seit sie im vergangenen Jahr in Rente gegangen ist, kümmert sie sich verstärkt um den Laden. Für Frien als selbstständigen Schlosser ist er derzeit noch ein Nebenerwerb. „Aber das Ziel ist schon, dass es mal der Hauptverdienst wird. Der Laden gehört uns, deshalb kann es sich tragen“, erklärt Frien. Während Frien und Schankin die Neuerscheinungen überwiegend von kleinen Labels beziehen, kaufen sie gebrauchte Scheiben direkt im Laden an. Dabei zahlen sie je nach Zustand und Rarität zwischen einem und 100 Euro. „Natürlich können wir nicht die Preise zahlen, die manche Leute im Internet finden. Erstens braucht man für solche Schätzchen Käufer, und zweitens kann es auch sein, dass eine Platte mit einem hohen Preis im Netz ein Jahr später immer noch nicht verkauft ist“, erklärt Schankin. Zwar verkauft die „Rille 23“ auch übers Internet, aber ihre Kundschaft scheut auch lange Wege nicht, um in den Regalen zu stöbern. „Ein Kunde kommt aus Holland. Er hat Freunde in Wachenheim, und wenn er sie besucht, kommt er auch immer bei uns vorbei und deckt sich mit Alben ein“, erzählt Frien. Eine austauschbare Handelsware ist die Schallplatte für das Ehepaar nicht. Zum bereits achten Mal veranstaltet Frien in diesem Jahr, am 7. April, die Schallplattenbörse in der Brunnenhalle. Während sich in 20 Jahren wohl niemand an seine ersten Downloads erinnern wird, stellt sich bei der relevanten Generation nicht selten ein verträumter Gesichtsausdruck ein, wenn sie an ihre ersten eigenen Platten denken. So auch bei Schankin und Frien selbst. „Bei mir waren es die Beatles“, erinnert sich Frien. „Bei mir die Stones und die Doors“, sagt Schankin. „Die, die die Beatles gehört haben, waren bei uns die Braven in der Klasse“, fügt sie mit Blick auf ihren Mann hinzu, dessen Augenbrauen sich sogleich milde heben. Brav beschreibt allerdings keine der aktuellen Lieblingsplatten der beiden. Schankin hört gerade „Floodland“ der Sisters of Mercy, und Friens Favorit ist das neue Album der Psychodelischen Rockband Uluru aus Istanbul. Beide Platten sind auch in der „Rille 23“ in Bad Dürkheim zu erstehen.

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