Ludwigshafen Der Säbeltanz auf der Himmelsgitarre

Eine erhebliche Fingerfertigkeit: Uli Jon Roth in Mannheim.
Eine erhebliche Fingerfertigkeit: Uli Jon Roth in Mannheim.

Uli Jon Roth genießt als Rock-Gitarrist internationalen Ruf und hat viele heutige Gitarrenhelden beeinflusst. Er spielte in den 70ern mit den Scorpions, machte sich dann mit Electric Sun selbstständig. Seit Mitte der 80er ist er unter eigenem Namen unterwegs. Im 7er Club hat er nun sein 50-jähriges Bühnenjubiläum gefeiert – genau am Jahrestag seines ersten Auftritts.

Los ging es mit der „Sky Overture“, und da hörte man gleich, dass der Meister sich mit klassischer Musik beschäftigt hat. Typische Akkordverläufe und Arpeggien auf der Gitarre machten das deutlich. Und man hörte auch, wo Yngwie Malmsteen diese Ideen her hat. Der schwedische Neo-Klassik-Rocker hat darauf seinen eigenen Stil aufgebaut. Auch andere Rock-Gitarristen nennen Roth als Einfluss, darunter Joe Satriani – und der war immerhin Gitarrenlehrer von Steve Vai und Metallica-Leadgitarrist Kirk Hammett. Und Satriani hat Roth schon zweimal zu der G3-Tour eingeladen. Das ist eine Art Leistungsschau der Rock-Gitarre und der Crème de la Crème vorbehalten. Die mystisch-esoterische Aura gehört zu Roths Auftritten dazu. Im Bühnenhintergrund laufen Videofilme, die glühende Sonnenuntergänge, mächtige Meeresbrandung und Flüge durch Wolken zeigen, oder gleich die Erdkugel, die sich im Weltall dreht. „Beyond the Astral Skies“ hieß das dritte und letzte Electric Sun Album, vorher erschienen „Earthquake“ und „Fire Wind“. Eindrücke aus Natur und Kosmos und philosophische Betrachtungen prägen Roths künstlerische Entwicklung, und dafür wurden ihm die Scorpions, die ihn bekannt machten, schnell zu eng. Mit knapp 14 stand er zum ersten Mal auf einer Bühne und spielte Beatmusik. Seine Karriere kam in Schwung, als er 1973 bei den Scorpions einstieg. Genau genommen, waren es aber Rudolf Schenker und Klaus Meine, die zu Roths Band Dawn Road stießen. Dass Roth die Scorpions nach fünf Jahren in Freundschaft wieder verlassen hat, war eine rein künstlerische Entscheidung. Und Roth hat bei verschiedenen Gelegenheiten mit den alten Skorpionen weiterhin zusammengespielt. Einige Songs, die Roth als Bandmitglied und Leadgitarrist geschrieben hat, spielte er auch jetzt im 7er Club. Die meisten stammen von den Alben „Taken by Force“ (1977) und „In Trance“ (1975). Nach einer kurzen Pause, das Konzert sollte drei Stunden dauern, meldete sich Roth mit einer akustischen Gitarre zurück. Das Instrument hat acht Saiten, und er hat es selbst entworfen, angelehnt an seine E-Gitarren, die er Sky Guitars nennt. Da zupft er auf Nylonsaiten und zitiert mal Khatchaturians „Säbeltanz“, mal Queens „Bohemian Rhapsody“. Wieder mit Band, verwies Roth auf seine eigenen Einflüsse. Er spielte „Apache“, das erste instrumentale Beat-Stück, das den Klang einer Stratocaster in den Mittelpunkt stellte, gespielt von Hank Marvin und den Shadows. Es ist schon erstaunlich, wie sich seither die E-Gitarre entwickelt hat. Uli Jon Roth hat dazu beigetragen. Er entwickelte neue Möglichkeiten, indem er über die im Rock üblichen Blues-Skalen und Pentatoniken hinausging. Auch seine Sky Guitars sind etwas Besonderes. Mit erheblich erweitertem Tonumfang lassen sie Roth in Höhen spielen, die auf üblichen Gitarren nicht möglich sind. Dazu kommt mit einer weiteren tiefen Saite noch ordentlich Druck für Riffs und Powerchords. Wichtig ist aber Roths ausdrucksvolles Spiel und seine Phrasierung, die neben seiner Fingerfertigkeit einen erheblichen Eindruck macht.

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