Ludwigshafen Der Faktor Leerstand

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„Dieses Tor in die Stadt wird zu einem Wahrzeichen reifen.“ Diesen Satz sagte Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) bei der Einweihung des Faktor-Hauses. Das war im Mai 2005. Inzwischen liegt die Vermietungsquote des Gebäudes zwischen 50 und 60 Prozent, was umgekehrt bedeutet: etwa 40 bis 50 Prozent der zu vermietenden Flächen stehen leer. Im Büroteil sind es etwa 50 Prozent. Das teilt Corpus Sireo auf RHEINPFALZ-Anfrage mit. Es ist das Unternehmen, welches sich um die Vermietung der Flächen kümmert. Bis Ende März gehörte die Krankenkasse Barmer GEK zu den Hauptmietern im halbrunden Gebäude. Dann lief deren Mietvertrag aus. Ein Sprecher von Barmer erklärt auf Nachfrage, dass die Krankenkasse ihren Standort gerne dort behalten hätte, aber die Mietfläche verkleinern wollte: von den vorher gemieteten 2200 Quadratmetern auf etwa 600 Quadratmeter. Daraufhin habe der Vermieter den Vertrag nicht verlängert. Corpus Sireo möchte den Vorgang nicht kommentieren. Inzwischen ist das Kundencenter der Barmer GEK in die Ludwigstraße gezogen (wir berichteten), eine Regionalgeschäftsstelle ist am Ludwigsplatz. Von den dadurch im Faktor-Haus freigewordenen Flächen seien jedoch zwei Drittel wieder neu vermietet, erklärt Corpus Sireo. Einige Neuvermietungen auch im Vorbeigehen sichtbar. So weist ein grüner Schriftzug im Erdgeschoss auf den Gastronomieanbieter „Waffle House“ hin, der im Erdgeschoss einziehen wird. Neue Mietverträge wurden außerdem unter anderem mit Hewlett-Packard geschlossen – inzwischen der größte Mieter bei den Büroflächen –, mit der Joblinge AG, eine Initiative gegen Jugendarbeitslosigkeit, und mit Radio Rockland Pfalz. Von Oktober 2011 bis Ende 2014 hatte die BASF rund 1600 Quadratmeter Büroflächen im Faktor-Haus angemietet, wie eine Sprecherin des Chemie-Unternehmens sagt. Diese Mitarbeiter sind inzwischen in Neubauten am Rheinufer Süd untergebracht. Die größten Flächen hält seit dem Eröffnungsjahr der Diskothekenbetreiber MPC, bekannt für den Club „Musikpark“. Das Faktor-Haus hat insgesamt sechs Geschosse, von denen jedes etwa 1550 Quadratmeter Mietfläche bietet. Charakteristisch ist nicht nur die halbrunde Form, sondern auch die Öffnung für die Straßenbahnen, die zwischen Berliner Platz und Konrad-Adenauer-Brücke verkehren. Der Entwurf stammt vom Heidelberger Architekturbüro ap88, das noch immer in der Region aktiv ist und unter anderem vergangenes Jahr den Neu-Entwurf für die erweiterte Universitätsbibliothek in Heidelberg geliefert hat. Die Corpus Sireo Holding GmbH ist ein Unternehmen mit Hauptsitz in Köln. Zu ihren Aufgaben gehören Mieterbetreuung und Nachvermietung in Immobilien. Es ist zuständig für Management und Verwaltung des Faktor-Hauses. Eigentümer des Gebäudes ist der Investor Henry Faktor, gleichzeitig Namensgeber des auffälligen Gebäudes. Der 2005 eingeweihte Neubau hatte über 20 Millionen Euro gekostet. Damals war das Faktor-Haus mit 70 Prozent vermieteten Büroflächen gestartet, im Dezember 2014 sprach Corpus Sireo von etwa 87 Prozent Belegung. Das bedeutet: Der Absturz auf unter 60 Prozent erfolgte in nur anderthalb Jahren. Wie die Zukunft der leeren Flächen aussieht, bleibt unklar. Corpus Sireo teilt schriftlich mit: „Aufgrund der sehr guten Nachfrage rechnet die Corpus Sireo Asset Management Commercial GmbH zeitnah mit weiteren Mietabschlüssen.“ Zu möglichen Interessenten macht das Unternehmen unterdessen keine Angaben. Im Übrigen auch nicht dazu, wie sich die Konkurrenz des geplanten „Metropol“-Gebäudes auswirken könnte.

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