Ludwigshafen Den Ebertpark genau im Blick

Möchte nicht in die Südtiroler Heimat zurückkehren: Carlo Saxl in seiner Wohnung in Friesenheim.
Möchte nicht in die Südtiroler Heimat zurückkehren: Carlo Saxl in seiner Wohnung in Friesenheim.

Es vergehen nur wenige Tage, an denen Carlo Saxl nicht im Ebertpark anzutreffen ist. Dass diese nur wenige Gehminuten von seinem Haus entfernte grüne Oase Friesenheims sein „Baby“ ist – das hat RHEINPFALZ-Karikaturist Uwe Herrmann schon vor Jahren dokumentiert. Die Zeichnung, die die Lokalredaktion Saxl bei einem Empfang zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 2014 schenkte, hängt heute im Flur seines Hauses in der Hohenzollernstraße. „Das stimmt, der Ebertpark ist ein Teil von mir, zu allen Jahreszeiten“, sagt Saxl beim Blick auf die Karikatur. Wenn er es einmal nicht in den Park schafft, widmet er sich seinem schönen Garten – und wenn es regnet, kümmert er sich um sein Aquarium, liest viel oder empfängt Besucher, mit denen er gerne über alte Zeiten plaudert. Der 78-Jährige ist ein ebenso feinsinniger wie geistreicher Gesprächspartner. Seine Alzheimer-Erkrankung, die sich mal mehr und mal weniger stark bemerkbar macht, macht seiner Familie und seinen Freunden und Bekannten mit großer Wahrscheinlichkeit mehr zu schaffen als ihm selbst. Wenn er über lange zurückliegende Zeiten erzählt, funktioniert Carlo Saxls Gedächtnis einwandfrei. Er ist 1939 in Freienfeld bei Sterzing in Südtirol geboren und als viertältestes von neun Kindern aufgewachsen. Nach dem Abitur im Bozener Internat hat er die Heimat verlassen. In Trier studierte er Theologie und Philosophie. Auf die Promotion und Habilitation folgten Theologie-Professuren in London und Berlin und eine Stelle beim Landesarbeitsamt in Saarbrücken. 1970 kam Carlo Saxl nach Ludwigshafen und wurde Leiter der Abteilung Arbeitsvermittlung/Arbeitsberatung des damaligen Arbeitsamtes. Im Jahr 1975 bezog Carlo Saxl sein in der Nachbarschaft von Helmut Kohls Elternhaus gelegenes Haus in der Hohenzollernstraße. In der neugegründeten Fachhochschule der Bundesanstalt für Arbeit (später: Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung) in Mannheim war er vom gleichen Jahr an bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand als Hochschullehrer für Arbeitsrecht und Sozialrecht tätig. Fünf Jahre lang sollte er dort später eine Kollegin haben, die er als Parteifreundin aus der Ludwigshafener Kommunalpolitik kannte: Eva Lohse, die spätere Oberbürgermeisterin. Der CDU gehört Carlo Saxl schon seit 1972 an. „Ich bin eingetreten, als ich nach Ludwigshafen gekommen bin“, sagt er. „Mein Vater war schon im Gemeinderat. Für mich war es selbstverständlich, mich einzubringen.“ Und das hat er getan – sich eingebracht: Von 1979 bis 2014 war er sage und schreibe 35 Jahre lang Mitglied des Ortsbeirats. Drei Jahre lang, von 2009 bis 2012, gehörte er auch dem Stadtrat an. Vor allem aber war er Ortsvorsteher mit Leib und Seele und großer Popularität. 15 Jahre lang, von 1999 bis 2014, hat er das Amt ausgeübt, viele Feste eröffnet und mitgefeiert, Bauarbeiten begleitet und mit seinem feinen Humor so manche Sitzung geleitet. „Ich fühle mich immer noch verantwortlich für diesen Stadtteil und werde auch noch überall angesprochen“, sagt Carlo Saxl. Der aber andererseits auch froh ist, dass er einen Nachfolger hat, der nun zuständig ist und an den er verweisen kann. Er selbst hat nun mehr Zeit mit seiner Frau Maria-Theresia Saxl-Dröge und freut sich über Gelegenheiten, seine vier über ganz Deutschland verstreuten Kinder und seine drei in Berlin lebenden Enkel zu sehen. Der Gedanke, im Alter zurückzukehren in seine Südtiroler Heimat, ist Carlo Saxl noch nie gekommen. „Ich habe dort keine Aufgabe mehr“, sagt er mit einem Lächeln. „Und hier schaue ich regelmäßig nach, ob alles sauber ist und sich der Weiher im Ebertpark in einem guten Zustand befindet. Was zu tun gibt es immer.“

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