Ludwigshafen Debussy und eine Pfälzer Oma

Setzt bei Lesungen künftig verstärkt auf Sachbuchautoren: Bibliotheksleiter Tanja Weißmann.
Setzt bei Lesungen künftig verstärkt auf Sachbuchautoren: Bibliotheksleiter Tanja Weißmann.

Die Stadtbibliothek gehört sicherlich zu den treuesten Teilnehmern am Ludwigshafener Kultursommer. Als städtische Einrichtung ist sie von Anfang an mit von der Partie. Tanja Weißmann, die die Leitung im Herbst 2015 von Ingrid Berg übernommen hat, ist seit 1995 in der Bücherei beschäftigt und kann sich an kein Jahr erinnern, an dem nicht der Kultursommer mit besonderen Veranstaltungen Einzug gehalten hätte.

Mit einer Ausnahme: Während der zwei Jahre dauernden Sanierung bis 2017 musste der Kultursommer ohne Veranstaltungen der Zentrale in der Bismarckstraße auskommen. An ihrer Ausweichstätte im Bürgermeister-Reichert-Haus habe die Stadtbibliothek in dieser Zeit unmöglich Konzerte oder Lesungen veranstalten können, erinnert sich Tanja Weißmann. Der Kultursommer beschränkte sich damals auf die Stadtteilbibliotheken. Am jetzigen Kultursommer nimmt die Stadtbibliothek wieder mit vollem Programm teil. Sieben Veranstaltungen bietet die Bücherei in ihrem renovierten Gebäude. Die Abendveranstaltungen finden in dem neuen Lesecafé im Erdgeschoss statt. Die einzige Musikveranstaltung bietet das Duo Allegro, bestehend aus dem Geiger Alexander Galushkin und dem Pianisten Rolf Fritz, Die beiden erinnerten in dessen 100. Todesjahr an den Komponisten Claude Debussy. Ein anderer Veranstaltungsschwerpunkt der Stadtbibliothek liegt auf Lesungen. Hier stehen im Kultursommer regionale Themen im Vordergrund. Da ist einmal die Vorstellung des Buches „Pfälzer Oma“ von Dirk Timmermann, der die Erinnerungen seiner 87-jährigen Großmutter herausgegeben hat, dann Gedichte des Kurpfälzers Hanns Glückstein auf Hochdeutsch und in Mundart, zusammengetragen von seinem Großneffen Siegfried Laux aus Anlass von Glücksteins 130. Geburtstag. Besonders pflegt die Stadtbibliothek gemeinsame Veranstaltungen mit Vereinen. „Wir legen großen Wert auf die Kooperation mit Vereinen und sehen uns als ihre Anlaufstelle“, betont Tanja Weißmann. Die Stadtbibliothek biete den Vereinen eine Möglichkeit der Präsentation, selbst stelle sie sich dabei dem Publikum als „Ort des kulturellen Austausches“ dar, erklärt die Bibliotheksleiterin. Sie bedauert, dass in dem sanierten Gebäude keine Möglichkeit mehr besteht, einen Raum für Ausstellungen zu schaffen. In der alten Stadtbibliothek konnte zum Beispiel die Fotografische Gesellschaft Ludwigshafen im ersten Stock regelmäßig ihre Jahresausstellung ausrichten. Der Platz ließ sich durch ein einfaches Verschieben von Bücherregalen schaffen, was jetzt nicht mehr möglich ist. Aber die Stadtbibliothek habe der Fotografischen Gesellschaft angeboten, Workshops abzuhalten, so Weißmann. Ein anderer Verein, mit dem die Stadtbücherei seit vielen Jahren zusammenarbeitet. ist die Literaturwerkstatt Ludwigshafen-Mannheim. In diesem Kultursommer hält sie ihre Lesung in der Stadtteilbibliothek in Edigheim ab. Die Zusammenarbeit mit der deutsch-litauischen Gesellschaft Rhein-Neckar dagegen ist noch jung. Bei ihrem zweiten Festival hat sie nun dem Übersetzer Markus Roduner ein Forum geboten. Auch die Kooperation mit dem Verein Rhein-Neckar-Industriekultur ist neu. Zwei von gleich mehreren Veranstaltungen zur Industriekultur, dem Thema des Landeskultursommers, bietet der Verein in der Stadtbibliothek an: eine Lesung mit Billy Hutter aus seinem Buch „Karlheinz“, in dem er das Leben eines Ludwigshafener Eigenbrötlers in der industriellen Massengesellschaft der Nachkriegszeit anhand von dessen Hinterlassenschaften rekonstruiert und kommentiert, und eine über „Anilin“. Am Standort der Badischen Anilin und Sodafabrik (BASF) verfolgt eine Lesung die Geschichte der giftigen Flüssigkeit Anilin, mit der der Farbstoff Indigo erzeugt wird, bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Zu dieser Veranstaltung am 25. Juli erwartet die Stadtbibliothek die meisten Besucher ihrer Kultursommer-Aktivitäten. Für Tanja Weißmann gibt sie auch die Ausrichtung bei den Kulturveranstaltungen vor. Den Schwerpunkt will sie nämlich künftig auf Vorstellungen von Sachbüchern legen. Veranstaltungen mit Belletristik gibt es ihrer Ansicht nach genug. Am 13. September kommt so Hasnain Kazim mit seinem amüsanten Buch „Post von Karlheinz“ in die Stadtbibliothek. Darin beschreibt der Journalist indisch-pakistanischer Abstammung, wie man mit Humor auf hasserfüllte Mails antwortet. Und zu den rheinland-pfälzischen Bibliothekstagen, die vom 24. Oktober bis 11. November stattfinden, sind weitere Veranstaltungen geplant: nicht nur Kinderliteraturtage, sondern auch eine Lesung des Satirikers Firas Alskater und eine Veranstaltung über Physik im Alltag.

x