Ludwigshafen Das Weizenkorn

Jesus Christus spricht: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Johannes 12,24) – Wir Christen befinden uns mitten in der Passions- oder Fastenzeit. Damit bereiten wir uns auf Ostern vor, das wichtigste Fest der Christenheit. Das Fest der Auferstehung Jesu Christi, nachdem er gelitten hat, ans Kreuz geschlagen wurde und gestorben ist. Veränderungen, Neuanfänge machen Angst. Die Angst kann so groß werden, dass man sich gar nicht mehr bewegt und immer starrer wird. Wir kapseln uns ab. Das ist ein bedrohlicher Zustand. Für jeden einzelnen Menschen, aber auch für Familien, für Organisationen. Auch für die Kirche. Für sie sogar ganz besonders. Eine Kirche, die erstarrt ist, die wie tot wirkt, in der kein Leben mehr ist, weil alle voller Kleinglauben und Angst sind… Auch ein Weizenkorn wirkt wie eine Kapsel, wie erstarrt und wie tot. Doch es hat eine unbändige Kraft in sich. Die zeigt sich paradoxerweise erst, wenn es in die kalte und dunkle Erde gelegt wird. Was aussieht wie der endgültige Tod, ist in Wahrheit der Beginn eines neuen Lebens. Nur dann, nur wenn es in dieses Dunkel gegangen ist, kann es wachsen. Und nicht nur wachsen: Es wächst sogar weit über sich hinaus und bringt neue Körner hervor. Und auch wenn wir heute, anders als zur Zeit Jesu, sehr genau wissen, wie das funktioniert: Es ist und bleibt ein Wunder, es ist und bleibt ein starkes Bild für die Kraft Gottes, die neues Leben schafft, wo wir nur Erstarrung und Tod sehen. Das Wort Jesu vom Weizenkorn ist ein Wort gegen die Angst und gegen die Verzagtheit. Die Welt ist kein Ort des Todes, sondern neuen Lebens! Das ist der Kern der Osterbotschaft, auf die wir zugehen. Das Leiden und Sterben Jesu ist nur auszuhalten, weil wir schon von seiner Auferstehung gehört haben. Deshalb können wir uns auch der Angst stellen, die uns einreden will, es gäbe keinen neuen Anfang, keine neue Kraft. Veränderungen und Neuanfänge sind immer auch schmerzhafte Abschiede. Aber hinter dem Horizont scheint schon die Sonne, wie sie am ersten Ostermorgen aufging. Am Ende lautet die Botschaft: Fürchtet euch nicht! Seid mutig! Entscheidet euch! Gott ist mit euch. Die Autorin Florentine Zimmermann, 32, ist Stadtjugendpfarrerin in der Jugendkirche in Ludwigshafen-Süd

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