Ludwigshafen Da singt die Seele

„L`aura serena“, der Name des Ensembles, mutet etwas rätselhaft an: Er mag einen milden Hauch oder eher heitere Ausstrahlung meinen. Auf jeden Fall handelt es sich um ein Wortspiel mit dem Vornamen der Pianistin Laura Schwind, die zusammen mit der Sopranistin Julia Spies ein vorzügliches Liedduo bildet. In der Ludwigshafener Stadtbibliothek überzeugten jetzt die beiden jungen Künstlerinnen mit einem Schönberg-Schumann-Programm.

Zu erleben war vokale Kammermusik mit einem bemerkenswerten Anspruch. Spies und Schwind, beide mehrfach ausgezeichnet, erstere auch in die Bundesauswahl „Konzerte Junge Künstler“ aufgenommen, profilierten sich als kompetente Stilistinnen mit ausgeprägter Affinität zur Tonsprache der aufgeführten Stücke. Dies sowohl bei Schumanns „Liederkreis“ nach zwölf Gedichten Joseph von Eichendorffs, seinem „romantischsten Zyklus“, wie der Komponist selbst meinte, als auch bei Schönbergs 15 Liedtexten aus Stefan Georges „Buch der hängenden Gärten“. Mit diesem Schlüsselwerk der frühen Moderne hatte sein Schöpfer den Aufbruch zu neuen Ufern, den Bruch mit der klassischen Harmonik und der Tonalität vollzogen und den Übergang zur frei atonalen Periode vollzogen. Schönbergs äußerst kunstvolle musikalische Umsetzung von Georges poetischen Visionen, seiner Symbolistik und seinem raffinierten Ästhetizismus erfuhren in der Ludwigshafener Stadtbibliothek einfühlsame, vor allem differenzierte Darstellung durch Spies und Schwind. Und Schumanns und Eichendorffs romantischen Überschwang der Gefühle, seine Sehnsüchte, Liebesträume und Naturschwärmerei, die klingenden Bilder des nächtlichen Waldes beschworen Sängerin und Pianistin ebenfalls hingebungsvoll, in abwechselnd delikaten und übermütig jubelnden Tönen. Da sang mitunter die romantische Seele. Für die Wiedergaben sprach besonders der Schattierungsreichtum. Erwähnt seien fahle Pianoklänge, die zuweilen die Sphäre des Geheimnisvollen, manchmal des Unheimlichen andeuteten. Auf jeden Fall erwiesen sich die beiden Ausführenden als aufmerksame Gestalterinnen, die mit Abstufungen und Zwischentönen Stimmungen eindringlich zu vermitteln wussten. Dabei sei besonders Schwinds Anschlagskultur hervorgehoben, die mit ihren Akzentuierungen, dynamischen Nuancen und Feinheiten der Artikulation facettenreich die Szenerien zu den klingenden Erzählungen lieferte. Gestalterische Impulse blieb auch Spies nicht schuldig, die darüber hinaus kurze Einführungen gab und durch feine, hell leuchtende Sopranfarbe bei ebenmäßiger Legatolinie für sich einnahm. Nicht zu vergessen schließlich ihre klare Intonation bei Schönbergs Liedern.

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