Ludwigshafen Cooler Jazz und heiße Disco-Nummern

Erzählt in ihren Songs gerne Geschichten: China Moses.
Erzählt in ihren Songs gerne Geschichten: China Moses.

Es war zwar nicht der angekündigte Abend mit alten Soul-Klassikern. Gelohnt hat es sich aber trotzdem, zu China Moses ins BASF-Feierabendhaus in Ludwigshafen zu kommen. Nicht zuletzt, weil Trompeter Theo Croker ein würdiger Co-Star war. Sein lyrisches Spiel war unbedingt hörenswert. Erst zum Schluss gab die Sängerin noch zwei Cover aus den guten alten Soul-Tagen zum Besten.

Eine spannende Kombination hatte sich auf der Bühne des BASF-Feierabendhauses eingefunden: Da war die Württembergische Philharmonie Reutlingen, die hier schon öfter in Ludwigshafen zu Gast war und Musiker aus Pop und Jazz begleitet hat. Dieses Mal dirigierte Fawzi Haimor. Theo Croker wurde 2010 von Dee Dee Bridgewater entdeckt, als er in Shanghai im „House of Blues“ spielte. Bridgewater ist die stolze Mutter von China Moses. Sie hielt den Kontakt mit dem Trompeter. Er begleitete sie, sie produzierte sein Album „Afro Physicist“, das 2014 erschien. Und so kam auch China Moses mit Croker in Verbindung. Croker brachte DVRK Funk mit, seine aktuelle Band. Insgesamt wurde es ein bunter und unterhaltsamer Abend. Das Orchester begann mit einer großen Einleitung, die in ein Stück mündete, bei dem Croker im Mittelpunkt steht. Der 33-jährige Trompeter spielt mit einem sehr schönen, weichen Ton, klingt sehr intim, hält lange Noten ohne Vibrato. Was er an diesem Abend spielt, klingt schon sehr nach Cool Jazz. Crokers Großvater war der Trompeter Doc Cheatham. Der Enkel hat Jazz studiert und im Frühjahr 2006 abgeschlossen. Orchester, Band und China Moses haben sich erst kurz vor dem Konzert getroffen. „Auch wenn wir verschiedene Hintergründe haben, Klassik und Jazz, wir haben uns gleich verstanden, denn eins ist klar: Wir alle lieben Musik“, erklärte sie dem Publikum. Ganz fremd ist ihr aber ein Orchester nicht, sie hat schon zusammen mit ihrer Mutter mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg und der WDR Big Band gesungen. Womöglich waren ein paar Besucher enttäuscht, nicht das angekündigte Programm der Soul-Klassiker zu erleben. Zumal China Moses schon eine Welttournee mit Songs anderer Sängerinnen gemacht hat. Doch in Ludwigshafen erklärte die 41-Jährige: „Wir wollen keine Cover machen. Die Tradition tragen wir in uns und man kann sie hören, wenn wir singen.“ Nun konnte man tatsächlich auch aus den selbstverfassten Stücken der Sängerin Jazz und Soul heraushören. China Moses sieht sich als Geschichtenerzählerin, deren Songs Erlebtes wiedergeben. Eine ihrer Geschichten um einen Song erzählte sie recht ausführlich. Hier die Kurzfassung: China Moses war auf Tour, saß allein an einer Bar und war bereit, sich die Lichter auszuknipsen. Nach mehreren Whiskys sah sie einen Mann, der ihr Interesse weckte. Nach dem fünften Whisky hieß es: „Zu mir oder zu dir?“ Am nächsten Morgen schien der Kerl in der Kiste immer noch passabel – und sechs Monate später haben die beiden geheiratet. Nun hört China Moses aber bei solchen Gelegenheiten keine Geigen, sondern Bass. Und aus der Basslinie, die ihr heutiger Mann evozierte, wurde das Stück „Put it on the Line“. Und das groovte ganz gut. An Coversongs gab es „Why don`t you do right“, aufgepeppt mit Orchester und vor allem großformatigen Streicher-Akkorden. „Fever“, ein Jazz-Standard und meistens cool gespielt, wurde hier zu einer heißen Disco-Nummer. Das Orchester-Intro klang sehr nach Krimiserien-Musik der Siebziger. Die Zugabe war wieder ein Standard: „What a Difference a Day makes“, mit einem sehr dramatischem Orchesterteil, bei dem sich nacheinander alle Holzbläser vorstellten.

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