Rhein-Pfalz Kreis Cool bleiben

Im Sommer braucht es manchmal eine Abkühlung. Damit die Mutterstadter Politiker und Verwaltungsleute dafür nicht in den Brunnen
Im Sommer braucht es manchmal eine Abkühlung. Damit die Mutterstadter Politiker und Verwaltungsleute dafür nicht in den Brunnen vor dem Rathaus springen müssen, soll das Rathaus klimatisiert werden.

«Mutterstadt.» Eine Klimaanlage für das Rathaus gibt es selbstverständlich nicht zum Nulltarif. Das war den Verantwortlichen in Mutterstadt auch klar, weshalb sie vorsorglich 90.000 Euro für das Kühlsystem im Haushalt eingeplant haben. Nach ersten Gesprächen mit Fachfirmen über die voraussichtlichen Kosten zeichnet sich laut Bürgermeister Hans-Dieter Schneider (SPD) jedoch ab, dass der nachträgliche Einbau einer Klimaanlage in das bestehende Gebäude die Gemeinde wohl teurer zu stehen käme: mit mindestens einer Viertelmillion Euro sei zu rechnen. Allein die Installation würde demnach rund 222.000 Euro verschlingen, dazu kämen noch 10.000 Euro für Dachdecker-, 15.000 Euro für Trockenbau- und 5000 Euro für sonstige Arbeiten. Mit dem Geld würden sämtliche Büroräume, der Besprechungsraum und der Ratssaal klimatisiert – einzige Ausnahme wäre das große Treppenhaus samt dem Foyer und der gläsernen Lichtkuppel auf dem Dach. Denn dafür wäre der Aufwand angesichts der wenigen Menschen, die sich hier aufhalten, viel zu groß – finanziell und energetisch, sagt Schneider. Vor dem Hintergrund der hohen Investition wollte der Bürgermeister nun vom Gemeinderat wissen, ob die Verwaltung das Vorhaben angesichts einer solchen Summe weiterverfolgen soll. Denn schon für die Planung würden ja erste Kosten anfallen. Den Auftakt zu einer lebhaften Debatte machte Grünen-Fraktionschef Walter Altvater. Eine Klimaanlage sei nur eine technische Lösung, die zudem viel Energie schlucke. Es seien jedoch auch bauliche Änderungen am Rathaus möglich. „Wurden diese beiden Ansätze einander ausführlich gegenübergestellt? Und hat sich die Gemeinde von der Energieagentur des Landes beraten lassen?“, wollte er wissen. Dazu sagte Schneider: „Das ist genau das, was jetzt erfolgen soll, sofern der Rat dem zustimmt.“ Dazu Altvater: „Ich habe kein Problem mit ordentlichen Arbeitsbedingungen, aber einen Blankoscheck stelle ich der Verwaltung nicht aus.“ An dieser Stelle schaltete sich Sachbearbeiter Dennis Eichner ein. „Wir hatten die zwei Fachfirmen hier vor Ort.“ Ihre Vorgabe habe gelautet: Können die Büroräume auf allen Etagen, das Besprechungszimmer und der Ratssaal klimatisiert werden und was würde das kosten? Der sogenannte Lichthof – also das große Treppenhaus – sei dabei wegen seines enormen Volumens außen vor geblieben. Dieser Aspekt missfiel Altvater. Durch bestimmte Vorkehrungen könne dieser nämlich vielleicht zumindest etwas abgekühlt werden, und wenn es nur um ein halbes oder ein Grad Celsius sei. „Deshalb ist ja eine Folierung vorgesehen“, erwiderte Eichner. Dieses Projekt hat der Bauausschuss genehmigt. Dabei soll die Firma Hemberger für rund 13.000 Euro das Glasdach des Lichthofs mit einer Sonnenschutzfolie beschichten. Diese verringert die UV-Strahlung und senkt dadurch die Hitzeentwicklung im Inneren. Für die Arbeiten muss ein Gerüst auf dem Dach aufgebaut werden. Dafür würden gerade Kostenvoranschläge eingeholt. Ulf-Rainer Samel (CDU) interessierte, ob mit der geschätzten Viertelmillion alles abgedeckt wäre oder weitere Ausgaben zu befürchten seien. „Wenn der Rat mit dieser Summe mitgeht, können wir in die Beratung einsteigen und die Arbeiten ausschreiben. Kommt dabei ein deutlich höherer Betrag heraus, können wir ja wieder im Rat darüber diskutieren“, sagte Bürgermeister Schneider. Hartmut Magin (FWG) erkundigte sich, weshalb statt der Spezialfolie keine Jalousien erwogen wurden. Schneiders Erklärung: Sie hätten einen höheren Wartungsaufwand gehabt und den Lichthof im Sommer vollkommen verdunkelt, wodurch nicht zuletzt sämtliche Pflanzen eingegangen wären. Grundsätzlich waren die Ratsmitglieder für die Klimatisierung, doch der Beschlussvorschlag störte mehrere. Er sah nämlich bereits die Vergabe der Bauarbeiten vor und wurde deswegen umformuliert. Der neuen Fassung stimmten alle zu. Darin beauftragt das Gremium die Verwaltung damit, das Vorhaben weiterzuverfolgen und nimmt zur Kenntnis, dass dafür Kosten von rund einer Viertelmillion Euro anfallen können.

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