Ludwigshafen Generalbundesanwalt ermittelt wegen Nagelbombe in Ludwigshafen

Ein zwölfjähriger Deutsch-Iraker soll in Ludwigshafen laut einem Hinweisgeber einen Sprengsatz gebaut und versucht haben, ihn auf dem Weihnachtsmarkt zu zünden.

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ermittelt wegen des Fundes einer selbstgebastelten Nagelbombe in Ludwigshafen. Ein zwölfjähriger Deutsch-Iraker, der 2004 in Ludwigshafen geboren wurde, soll laut einem Hinweisgeber im November den nicht explosionsfähigen Sprengsatz zusammengebaut und versucht haben, ihn auf dem Ludwigshafener Weihnachtsmarkt zu zünden. Er bestand aus einem Vorratsglas mit einem Schraubdeckel aus Metall. In dem Behältnis befand sich Pulver, das der Junge aus Feuerwerkskörpern und Wunderkerzen gewonnen hatte. Das Glas war mit Nägeln und einem Klebeband umwickelt, wie die Staatsanwaltschaft Frankenthal weiter am Freitag auf Anfrage mitteilte. Das Glas war am 5. Dezember in einer schwarzen Tasche an einem Abfallcontainer im Warenlieferhof des Rathaus-Center gefunden worden. Der Hof hinter dem Einkaufszentrum war nach dem Fund einige Stunden abgesperrt gewesen (wir berichteten). Laut Landeskriminalamt war der Glasinhalt brennbar, aber nicht explosionsfähig. Da der Junge aufgrund seines Alters strafunmündig ist, sind die Ermittlungen gegen ihn am Freitag eingestellt worden. Die Generalbundesanwaltschaft prüft nun, ob das Umfeld des Jungen einen radikal-islamistischen Hintergrund hat. Die Anregung dazu kam von der Staatsanwaltschaft Frankenthal. „Wir nehmen die Sache ernst. Es geht auch um die Frage der Beeinflussung des Kindes durch sein Umfeld“, sagte Leitender Oberstaatsanwalt Hubert Ströber. Nach RHEINPFALZ-Informationen ist die elterliche Wohnung des Kindes nach dem Glasfund durchsucht worden. Zudem soll es Hinweise gebe, die den Verdacht nahelegen, dass der Junge in einem islamistischen Umfeld lebte. Der Zwölfjährige ist nun mit Zustimmung seiner Eltern in einem Heim untergebracht und unter die Obhut des städtischen Jugendamts gestellt worden. Am Freitagmittag findet im Landesjugendministerium ein Gespräch aller beteiligten Behörden statt. Die Stadt Ludwigshafen geht davon aus, dass die Landesregierung für eine dauerhafte sichere Unterbringung des Jungen sorgt und hatte zunächst für Freitagnachmittag eine Pressekonferenz angekündigt. Die musste Oberbürgermeisterin Eva Lohse jedoch nach zwei Minuten beenden. Eine dahingehende Anweisung des Generalbundesanwalts sei erst 45 Minuten vor der Pressekonferenz bei der Stadt angekommen. Lohse teilte noch mit, der Zwölfjährige befinde sich an einem sicheren Ort. Es gehe von ihm aktuell keine Gefahr aus. Zudem habe Mainz zugesichert, das städtische Jugendamt nicht allein zu lassen. Fragen der zahlreich anwesenden Pressevertreter waren nicht gestattet. Mit Erschrecken hat der Ludwigshafener Ortsvorsteher Antonio Priolo auf die Nachricht reagiert, dass ein zwölfjähriger Deutsch-Iraker Anschläge in Ludwigshafen geplant haben soll. „Wenn es so wäre, es wäre ganz schlimm“, sagte der 61-Jährige am Freitag auf Anfrage. Er ist Ortsvorsteher des Bereichs nördliche Innenstadt, zu dem auch der Stadtteil Hemshof gehört, ein Gebiet mit hohem Ausländeranteil. Ob der aus Ludwigshafen stammende Junge von dort kommt, war zunächst nicht bekannt. Die mutmaßlichen Tatorte gehören zum Bereich südliche Innenstadt. Er kenne den Jungen nicht, und er könne sich auch nicht vorstellen, dass ein Jugendlicher in so eine Sache einbezogen werde, sagte Priolo. Aber er sei kein Polizist und kein Staatsanwalt. In Zukunft müsse man aufpassen. Wenn so etwas immer wieder passiere, werde es zu einer Änderung der Gesellschaft führen. Im Hemshof gebe es keine Probleme. „Wir haben mitten im Hemshof zwei Moscheen. Hier ist noch nie etwas passiert“, sagte Priolo. „Die Leute gehen friedlich miteinander um.“ Auf die Frage nach Islamisten oder Salafisten sagte er, es sei nichts aufgefallen. Die Migranten lebten seit Ende der 1950er Jahre in dem Viertel, zuletzt seien Rumänen und Bulgaren hinzugekommen. „Wir sind multikulturell“, sagte Priolo. (mix/dpa)

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