Ludwigshafen Bezauberndes Licht und eine Performance aus Russland

Die provokante Aktion der Punkgruppe Pussy Riot in der Christ Erlöser Kathedrale in Moskau. Was erwartet die Ludwigshafener?
Die provokante Aktion der Punkgruppe Pussy Riot in der Christ Erlöser Kathedrale in Moskau. Was erwartet die Ludwigshafener?

Baldmöglichst, also morgen, heißt es, einen Blick in die Mannheimer Kunsthalle zu werfen. Der Neubau ist ja erst vor gut vier Monaten eröffnet worden, aber jetzt erst hat ihm James Turrell mit seiner „Split Decision“ in der Passage zwischen Neu- und Altbau die Krone aufgesetzt. Es war geschickt von dem Museum, ein Foto von Turrells Lichtinstallation mitzuschicken. Denn, das Bild macht bei aller futuristischen Kälte, wie sie die Farben und die strenge Geometrisierung erzeugen, neugierig. James Turrell versteht sein Werk als Perceptual Art, als Wahrnehmungskunst. Die Passage erleuchten so zwei wandfüllende Lichtquellen, deren Farbspektren wechseln. Nach 154 Minuten beginnt die Abfolge der komplexen Lichtstimmungen wieder von vorn. Angeblich verlässt der Besucher das Museum bezaubert und benommen. Ein „Punk-Gebet“ jetzt auch im Ludwigshafener Haus? Fabian Burstein, der Leiter des Kulturzentrums Das Haus, zaubert immer wieder einmal ein As aus dem Ärmel. Jetzt holt er die feministische Punkband Pussy Riot aus Russland ins Haus. Seit einer drakonischen Strafe für ein paar Mitglieder nach einem spektakulären Auftritt in einer Kathedrale eilt ihr der Ruf anarchischer Renitenz voraus. An der Performance im Januar ist das Interesse daher jetzt schon groß. Vielleicht wird die Nachfrage die Kapazität des 800 Zuschauer fassenden Saals ja übersteigen. Ob die lose Gruppe, die die harte Strafe von zwei Jahren Arbeitslager für eine 40-Sekunden-Aktion bekannt gemacht hat, in Ludwigshafen Krawallerwartungen erfüllen wird, ist jedoch sehr die Frage. Die Gruppe lebt vom Widerstand gegen das Putin-Regime, und auch ihr in der Kathedrale zelebriertes „Punk-Gebet“ war gegen die unheilige Allianz von Staat und Kirche in Russland gerichtet. „Mutter Gottes, Du Jungfrau, vertreibe Putin!“, hob der Gesang an und forderte den Patriarchen auf, eher an Gott als an den Präsidenten zu glauben. Was Pussy Riot in Ludwigshafen bieten wird, macht gespannt. Ein kleines Festival vor dem großen im Theater im Pfalzbau Nächste Woche werfen die Ludwigshafener Festspiele mit dem fünftägigen Festival „Nach Athen!“ ihre Schatten voraus. Es gibt Tanz, Theater und Musik aus Griechenland im Pfalzbau. Ich persönlich werde drei Theatervorstellungen besuchen und in das Weltfest, das wie jedes Jahr das Festival am Sonntag nächster Woche beschließt, hineinschauen. Eine kitzlige Streitfrage: Die Freiheit der Andersdenkenden Schon „Nach Athen!“ sieht zwei Diskussionsrunden vor, eine zur „Europadämmerung“, eine andere über die trotz Wirtschaftskrise florierende Theaterszene in der griechischen Hauptstadt. Sehr prominent besetzt ist dann eine Runde am 19. November während der Festspiele. Über die kitzlige Frage „Wo endet die Freiheit der Andersdenkenden?“ streiten unter anderen der Medienwissenschaftler Norbert Bolz, der Schriftsteller Rüdiger Safranski und der Journalist Jan Fleischhauer vom „Spiegel“. Ein volles Haus ist dem Pfalzbau sicher. Die Kolumne Lieber ins Konzert oder in die Ausstellung gehen? Ins Musical oder zur Lesung? Das Kultur-Angebot in der Region ist groß. Worauf wir uns besonders freuen, erzählen wir immer freitags in der Kolumne „Ausgesucht“.

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