Ludwigshafen Bekanntes und Unbekanntes zu vier Händen

In seinen Zyklus mit Schuberts Klavierwerken hat Kai Adomeit noch eine Sonderreihe eingefügt: Unter dem Motto „Schubert zu zweit“ stellt er gemeinsam mit der Mannheimer Pianistin Asli Kiliç Schuberts vierhändige Klaviermusik vor. Der dritte von vier Abenden in den Reiss-Engelhorn-Museen sollte im Mai stattfinden, fiel wegen einer Erkrankung Adomeits aber aus. Das Konzert wurde nun nachgeholt.

Wie kein andere Komponist von Rang hat sich Schubert der Klaviermusik zu vier Händen gewidmet. Die bürgerliche Hausmusik hat er dabei genauso bedacht wie das künstlerisch und spieltechnisch anspruchsvolle Konzertpodium. Nur letztere Werke tauchen ab und an in den Konzertprogrammen auf. Vieles ist einfach unbekannt, und es ist das Verdienst von Adomeit und Kiliç auch diese Werke einmal zu präsentieren. An diesem Abend umrahmten mehrere kleinere Kompositionen eine der großen, vielgespielten Hauptwerke. Zu Beginn die Fantasie c-Moll D 48, die dritte und reifste von Schuberts frühen vierhändigen Fantasien. Ein interessanter Stilmix mit einem chromatisch absteigenden, expressiven Hauptmotiv, lyrischen Passagen und einer barockisierenden Schlussfuge, vom Duo Adomeit/Kiliç zur geschlossenen Einheit geformt. Es folgten die vier Polonaisen D 599 aus der mittleren Schaffensepoche, charmante und verspielte Werke, die die Luft des Wiener Salons atmen und hier schön süffig gespielt wurden. Im Mittelpunkt stand eine der zurecht populären vierhändigen Klavierkompositionen Schuberts, das Allegro a-Moll D 927, genannt „Lebensstürme“, ein monumentaler Satz, der die ganze Skala von Stimmungen durchmisst und auch dynamisch die größten Kontraste bietet, von den rasanten Fortissimopassagen des Beginns bis zu den zarten Lineaturen im dreifachen Piano des zweiten Themas. Adomeit und Kiliç wurden dieser Ausdrucksbreite voll gerecht, nahmen die Allegroteile fulminant und virtuos, beleuchteten anderseits immer neue Details bei den zahlreichen Varianten des langsameren Seitensatzes und modellierten so die „Lebensstürme“ zu einem spannenden, geschlossenen Ganzen. Präzises Zeichnen der verschiedenen Stimmungen gab es auch zum Abschluss in den Variationen über ein Originalthema mit einer Einleitung D 968a, keiner von Schuberts artifiziellsten Kompositionen, sondern ein typisches, aber wie stets bei Schubert wohlklingendes Erzeugnis des Biedermeier. Vorher hatte es noch den Grande marche héroique D 885 gegeben, als Gelegenheitswerk geschrieben zur Krönung des russischen Kaisers Nikolaus I, einmal kein leiser und melancholisch schwelgender Schubert, sondern dem Anlass gemäß ein prachtvolles, festliches Stück.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x