Ludwigshafen Aus Liebe zur Sprache

Im Advent gern auch mal mit Keksen: der Kurs von Ursula Päßler (links) in trauter Eintracht.
Im Advent gern auch mal mit Keksen: der Kurs von Ursula Päßler (links) in trauter Eintracht.

«Pfingstweide.» Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr, lautet ein altes Sprichwort, das glücklicherweise längst widerlegt ist. Heute schreiben Senioren Doktorarbeiten, erlernen das Spielen von Instrumenten und wagen sich manchmal auch an Fremdsprachen heran. So etwa in der Pfingstweide, wo alle zwei Wochen der Französisch-Kurs von Ursula Päßler tagt.

Zugegeben: Im Falle des Pfingstweider Französisch-Kurses kann nur von Lernen in einem weiteren Sinne die Rede sein. Die regelmäßigen Teilnehmer haben nämlich nicht von vorn angefangen, sondern frischen vor allem bereits Bekanntes auf. Die meisten von ihnen hatten in der Schule zum ersten Mal Kontakt zur Sprache unserer westlichen Nachbarn. Da die Schulzeit aber teils schon 60 Jahre oder mehr zurückliegt, trifft das Wort Auffrischen den Kern der Sache irgendwie auch nicht richtig. „Es werden schon fleißig Vokabeln gepaukt und trotz aller Freude, die wir am gemeinsamen Sprechen und Lesen der Sprache haben, nehmen die Teilnehmer den Kurs sehr ernst“, berichtet Ursula Päßler. Sie leitet die Treffen im Pfingstweider Gemeindezentrum seit neun Jahren. 2005 ging die heute 76-jährige Französisch- und Englisch-Lehrerin in Ruhestand. Als sie wenig später von einem Mitglied des Pfingstweider Lorient-Freundeskreises angesprochen wurde, war das so etwas wie eine glückliche Fügung: Sie wollte ihr Sprachwissen nicht verlieren, sondern weiter nah am Französischen bleiben, und er fand es schade, dass er bei seiner letzten Reise in die Ludwigshafener Partnerstadt so wenig von dem verstanden hatte, was die Franzosen redeten. Das war der Ausgangspunkt für den Französisch-Kurs, der bis heute eng mit dem Freundeskreis verbunden ist. Die Teilnehmer machen zum Beispiel Reisen nach Lorient und Päßler hat auch schon mal Unterstützung bei den alljährlichen Partnerschaftsgottesdiensten geleistet. Von den zehn Kurs-Teilnehmern, die auch aus anderen Stadtteilen wie Oppau, Maudach und der Gartenstadt kommen, gehören aber nicht alle zum Lorient-Freundeskreis. Das kostenlose Angebot richtet sich – unabhängig von der Konfession – an alle Interessierten. Die Teilnehmer sind von knapp unter 50 bis knapp unter 90 Jahre alt und kommen aus ganz unterschiedlichen Gründen. Frank aus der Pfingstweide etwa wollte vor allem Neues lernen und war sicher, dass er das bei Päßler, die am Theodor-Heuss-Gymnasium lehrte, kann. Elisabeth aus der Gartenstadt hat einen französischen Patenjungen und will in Übung bleiben. Ulla aus Oppau trifft sich heute noch mit einer französischen Austausschülerin, die sie seit 50 Jahren kennt und seit einiger Zeit jedes Jahr zum Wandern in den Vogesen trifft. Dort wurde ihr unlängst bescheinigt, dass ihr Französisch zuletzt besser geworden ist. Die 88-jährige Christine aus Oppau verbrachte als Schülerin ein Jahr auf einem Internat in Nancy und liebt die französische Sprache. Die Fähigkeiten ihrer „Schüler“ seien ganz unterschiedlich ausgeprägt, sagt Päßler. Das habe in dem Kurs aber noch nie Probleme bereitet, weil sich alle gegenseitig helfen würden und die Stimmung stets gut sei. Als einen Gewinn für alle bezeichnet sie das Angebot – nicht nur für die Ludwigshafener, sondern auch für die Besucher aus Lorient. Denen können die deutschen Gastgeber mit ein bisschen steter Übung eben höflich auf ihrer Muttersprache begegnen. Zum Beispiel bei der Feier zum 55. Jubiläum der Partnerschaft, die Mitte dieses Jahres anliegt. Noch Fragen? Der Kurs trifft sich alle zwei Wochen von 14 bis 15.30 Uhr im Pfingstweider Gemeindezentrum. Nächster Termin ist der 23. Januar. Wer Fragen hat, kann die unter Telefon 661414 oder per E-Mail an paessleru@t-online.de stellen.

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