Ludwigshafen Aufstieg und Fall des Jungen aus Tennessee

Optisch nah dran am Original: Graham Parker als Elvis.
Optisch nah dran am Original: Graham Parker als Elvis.

Ein weißer Rockstar mit Soulstimme und laszivem Hüftschwung riss in den 1950er-Jahren die Jugend mit. Mitreißend war auch „Elvis – Das Musical“, das die Geschichte des amerikanischen Idols in den Mannheimer Rosengarten brachte. Die Show mit dem brillanten Graham Patrick als Elvis Presley lässt nicht nur die Musik des „King of Rock ’n’ Roll“ wiederaufleben, sondern erzählt auch von Aufstieg und Fall des armen Jungen aus Tennessee.

„Nur das atomare Wettrüsten und die Asiatische Grippe sind gefährlicher als Elvis“, urteilten zeitgenössische Medien in den 1950er-Jahren über den Rising Star, der die Teenies, die heute im Rentenalter sind, zum Kreischen brachte. Die Show beginnt jedoch mit seinem Ende. Sein früher Tod mit 42 Jahren erschütterte 1977 die Menschen in aller Welt. Dies kann man in originalen Filmsequenzen auf einer Leinwand über der Bühne nachverfolgen. Geschickt eingesetzte und geschnittene Filmsequenzen begleiten immer wieder Elvis’ Karriere von den ersten Tonaufnahmen bei der Plattenfirma Sun Records in Memphis bis zum traurigen Ende. Der Ire Graham Patrick überzeugt als Elvis in allen Facetten. Seine Stimme ist ebenso gewaltig wie die des Orignals. Erfreulicherweise lässt er jedoch das übertriebene Timbre des späten Elvis weg. Sowohl im Lastwagen-Fahrer-Outfit als auch in den Glitzerkostümen der Las-Vegas-Shows macht Patrick eine gute Figur und bekommt auch in einem Alter, das der echte Elvis nie erreicht hat, überzeugend den Hüftschwung hin. Von den bemerkenswerten Talenten des einfachen jungen Mannes erhofften sich viele das schnelle Geld. Manager Colonel Parker lenkte das Leben des jungen weißen Mannes, der wie ein Schwarzer singen kann, bis zu dessen Tod, an dem ihm viele die Schuld geben. Schön schmierig, immer die Zigarre im Mundwinkel und Dollarzeichen in den Augen gibt Daniel Neumann den zwielichtigen Charakter, der die Zeichen der Zeit erkennt. Parker übernimmt auch die Rolle des Erzählers und führt durch das Leben seines Schützlings. Dessen weltweite Hits wie „Heartbreak Hotel“, „All Shook Up“ und „Hound Dog“ und über 20 weitere lassen auch das Publikum von heute mitgehen. Einige sind in Petticoat und mit Elvis-Tolle erschienen. Rock ’n’ Roll-Hysterie bricht zwar nicht mehr aus, die alten Filmsequenzen lassen aber verstehen, wie es dazu kommen konnte. Das Publikum geht auf Zeitreise. Elvis wird Filmstar, kommt als G.I. nach Deutschland, heiratet seine Jugendliebe Priscilla Beaulieu. „Love me Tender“ schmachtet Patrick dazu unter einem entzückend illuminierten Sternenhimmel. Eine tiefe Liebe empfand Elvis auch zu Gott. Dieser wenig beachteten Seite des Künstlers, der seine Wurzeln in der Spiritualität des Gospel hatte, widmet sich diese Musical-Produktion ebenfalls. „He touches me“ mit dem Stamps Quartet ist sehr berührend. Leadsänger Ed Enoch ist ein Zeitgenosse des großen Sängers. Er gab mit Elvis Presley von 1971 bis 1977 mehr als 1000 Konzerte. Nicht nur er und Eva-Maria Bender singen und performen hervorragend. Mit exzellentem Können und viel Spielfreude kann auch die mit Bläsern verstärkte Band überzeugen. „Muss i denn zum Städele hinaus“ darf natürlich am Ende nicht fehlen, nachdem Graham Patrick zum Abschied zahlreiche Küsschen und Schals verteilt und Hände geschüttelt hat. Ein gelungener Abend, der vielen lange im Gedächtnis bleiben wird.

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