Rheinpfalz Auf Tuchfühlung im Jahr des Erdhundes

«Mannheim.» Nach westlicher Zeitrechnung hat am 19. Februar das chinesische Neujahr begonnen. Das Jahr des Erdhundes. „Aber wir feiern das Frühlingsfest nicht nur an einem Tag, sondern den ganzen Monat“, erklärte Wang Shunqing, Generalkonsul der Volksrepublik China, beim ersten baden-württembergisch-chinesischen Frühlingsfest im Mannheimer Schloss. Im Zentrum stand dabei die Begegnung mit einem wichtigen Wirtschaftspartner.

„Guangxi“ – ein Begriff aus der chinesischen Geschäftswelt, der mit der deutschen Bezeichnung „Beziehungen“ nur unzureichend übersetzt ist. In China ist der persönliche Kontakt zwischen Geschäftspartnern noch von größter Bedeutung. Chinesen legen großen Wert darauf, ihre neuen Kontakte kennen- und einschätzenzulernen. „Wer zusammen etwas gegessen und auch etwas getrunken hat, hat eine andere Basis“, erklärt Jürgen Lindenberger, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar und Geschäftsführer der Lindy-Elektronik GmbH. Die Gelegenheit dazu bietet das erste „Frühlingsfest“ des Landes, für das Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) die Schirmherrschaft übernommen hat. Generalkonsul Wang hat dafür eigens seine Köche aus dem Konsulat mitgebracht, denn nach dem offiziellen Empfang werden Kontakte geknüpft – auf chinesische Art. In Mannheim kennt man diese Sitten bereits. Die Stadt pflegt mit Qingdao und Zhenjiang als einzige Kommune in Deutschland gleich zwei Städtepartnerschaften, ist außerdem am deutsch-chinesischen Ecopark in Qingdao beteiligt, hat – ebenfalls als einzige Kommune – ein ständiges Repräsentanzbüro in China, gehört zur Landesinitiative der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Nanjing und hat sich der Verkehrsinitiative für die „neue Seidenstraße“ angeschlossen, einem Projekt auf EU-Ebene. „Wir kooperieren auf den verschiedensten Ebenen“, betont Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD). Neben der Wirtschaft gibt es einen Austausch auf sportlicher und kultureller Ebene. „Wir sehen uns als deutschen Brückenkopf für China.“ Ein Brückenkopf, der sein eigenes Netzwerk zur Verfügung stellt und darauf hofft, dass es sich durch die neuen Kontakte erweitert und verbessert. Die Dimensionen dieses Austauschs verdeutlicht Elia Müller, Projektmanager des Eco-Parks in Qingdao: „Wir sind mit zwölf Quadratkilometern gestartet. Mittlerweile wurde die internationale Entwicklungszone auf 30 Quadratkilometer ausgeweitet und wir haben die Option, uns 60 Quadratkilometer auszudehnen“, erklärt Projektmanager Elia Müller vom Haus der Bayrischen Wirtschaft. Zum Vergleich: Mannheim hat eine Gesamtfläche von rund 145 Quadratkilometern. Immerhin habe die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren, die erste Partnerschaft mit Zhenjiang besteht seit 2004, gezeigt, dass für eine Partnerschaft auf Augenhöhe nicht die Einwohnerzahl oder Flächengröße einer Kommune, sondern viel mehr der gute Kontakt ausschlaggebend sei. Kontakte, die sich auszahlen, so Wang: „China war mit einem Volumen von 186 Milliarden Euro und einem Zuwachs von 9,8 Prozent bereits zum zweiten Mal in Folge wichtigster Handelspartner deutscher Firmen.“ Unternehmen aus Baden-Württemberg haben daran einen Anteil von 15 Prozent, berichtet der Generalkonsul. „Wir wünschen uns, dass noch mehr Kommunen und Unternehmen den Kontakt zu China suchen.“ Bei Jürgen Lindenberger stößt er damit auf offene Ohren. Sein Familienunternehmen ist bereits in China engagiert. Konkrete Zahlen aus seinem Kammerbezirk kann er allerdings nicht nennen. In einem ist er sich aber sicher: „Da, wo die Wirtschaft wächst, ist es für Unternehmen immer attraktiv.“ Und Chinas Märkte befinden sich in einem sehr dynamischen Wachstum. Lindenberger kennt auch den Grund dafür: „Die Strukturen dort sind sehr auf die Wirtschaft ausgerichtet.“ Doch auch kulturell können die Partner noch viel voneinander lernen, wirbt Felix Kurz, Vorsitzender der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Mannheim/Rhein-Neckar. „Leider weiß man noch immer zu wenig über dieses faszinierende Land.“Das Frühlingsfest ist eine gute Gelegenheit, das zu ändern. Drei Shaolin-Mönche präsentieren ihr Können und Mannheim hat dafür mit dem ehemaligen Trainer der chinesischen Fußball-Nationalmannschaft, Klaus Schlappner, den besten Botschafter überhaupt. Mit dem mittlerweile 77-Jährigen schießen sogar die Mönche gerne Erinnerungsfotos im Rittersaal.

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