Ludwigshafen Auf der Suche nach der Bestform

In der Eberthalle heute nur in der Zuschauerrolle: Patrick Groetzki von den Rhein-Neckar Löwen (blaues Trikot). Rechts Kapitän A

Handball: Für Patrick Groetzki kommt das Bundesliga-Spiel bei den Eulen Ludwigshafen zu früh. Der Rechtsaußen der Rhein-Neckar Löwen erholt sich von einem Muskelfaserriss in der Bauchmuskulatur. Er wird heute (19 Uhr) nur als Zuschauer dabei sein, wenn die Badener das Derby in der Eberthalle bestreiten. Von außen wird sich der Nationalspieler ein Bild vom Zustand der eigenen Mannschaft machen.

«Mannheim.»Groetzki spielt seit 2007 für die Löwen. Er hat die tiefen Täler mit dem Klub durchschritten und zuletzt berauschende Jahre erlebt. Der 29-Jährige kann deshalb wie nur wenige andere einordnen, was aktuell mit dem Team passiert. In der Bundesliga sind die Löwen Vierter, in der Champions League und dem DHB-Pokal noch aussichtreich im Rennen – doch gefühlt befinden sich Groetzki und seine Kollegen in einer schweren Krise. Die Ansprüche sind groß beim zweimaligen Meister und aktuellen Pokalsieger. Groetzki weiß, dass die Löwen ihre Bestform derzeit nicht erreichen („wir schaffen es nicht, vorne und hinten über 60 Minuten die Balance zu finden“), er ist aber trotzdem bemüht, Realismus in die Analyse einfließen zu lassen: „Zunächst ist es wichtig, die Punkte zu holen. Aber natürlich wollen wir auch mal wieder einen klaren Sieg feiern.“ Über Erfolgserlebnisse soll das Selbstvertrauen steigen, um zum eigenen Selbstverständnis zurückzufinden. Der von außen erzeugte Druck erreicht den Linkshänder nicht. „Wir sind ja selbst nicht zufrieden und das ist alles, was mich interessiert“, erklärt Groetzki. Er hofft, dass auch Kapitän Andy Schmid zurück zu alter Form findet. Vermutlich musste es so kommen. Fans und Medien hatten Schmid in den vergangenen Jahren auf ein derart hohes Schild gestellt, dass der Moment kommen musste, an dem der Kapitän der Löwen die Erwartungen an seine Person nicht mehr erfüllen konnte. „Ich bin immer realistisch mit meinen Leistungen umgegangen“, sagt der Schweizer, der sich gerade auf der Suche nach der Form der Vergangenheit befindet. Realismus erhofft sich der Spielmacher der Löwen ein Stück weit auch in der Phase, in der es für ihn und die Mannschaft nicht wie erhofft läuft. Auf der einen Seite ist es das größtmögliche Lob, dass die Fans Schmid ausstellen können, wenn sie schlicht Woche für Woche überragende Leistungen einfordern. Es zeigt, welch hohe Meinung sie von ihrem Kapitän haben, der großen Anteil daran hatte, dass die Löwen in den zurückliegenden drei Jahren zweimal Meister wurden und einmal den Pokal gewannen. Auf der anderen Seite ist es nicht gerecht, die Bestform als minimale Anforderung zu betrachten. Weil die Badener in der laufenden Saison in die Rolle des Verfolgers gerutscht sind, steigt die Unzufriedenheit – mit dem Team und mit seinem Anführer. „Ich denke sehr viel darüber nach, warum es nicht so läuft“, sagt Schmid. Der Schweizer ist vermutlich sein größter Kritiker und möglicherweise ist das ein Grund, warum es dem Spielgestalter der Löwen schwerfällt, das Leistungsloch zu überwinden. „Vielleicht sind ein, zwei Gedanken zu viel in meinem Kopf“, erklärt er. Durch die Grübelei ist die Leichtigkeit verloren gegangen, mit der Schmid in der Vergangenheit brillierte und die dafür gesorgt hat, dass er fünf Jahre lang zum besten Spieler der Bundesliga gewählt wurde. Weil der Schweizer über einen langen Zeitraum der Beste war, werden schwächere Leistungen schnell zur Krise gemacht. „Die Wahrheit liegt wie eigentlich immer irgendwo in der Mitte“, sagt Schmid. Gleichzeitig hofft er darauf, seine Form bald wieder dauerhaft auf ein ähnliches Niveau wie in der Vergangenheit zu heben. Die Voraussetzungen sieht er als gegeben an: „Ich fühle mich körperlich fit.“ Über Erfolgserlebnisse und gewonnene Spiele will Schmid sich und das gesamte Team aus dem Stimmungsloch ziehen – und weiterhin eine erfolgreiche Saison spielen. Schließlich ist in der Liga noch nicht viel verloren gegangen, gab es Niederlagen nur gegen die Topteams aus Kiel und Flensburg. In den vergangenen Wochen gab es keine rauschenden Handballfeste, aber doch mehrheitlich Siege für die Löwen, die derzeit an den eigenen Vorstellungen der Vergangenheit leiden: Es fühlt sich so an, als seien Siege nicht genug, wenn sie nicht deutlich ausfallen. Die Eulen hoffen, dass die Rhein-Neckar Löwen nicht ausgerechnet heute Abend wieder zu ihrer Topform finden.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x