Ludwigshafen Auf dem Weg zur europäischen Einheit

1868 unterzeichneten Vertreter der Rheinanliegerstaaten im Mannheimer Schloss die sogenannte „Mannheimer Akte“. Sie gewährleistete den zollfreien Handel und Verkehr auf dem Rhein. An das Ereignis vor 150 Jahren hat das Marchivum mit einem Vortrag und einem kleinen Theaterstück erinnert.

Ursprünglich sollte die Gedenkveranstaltung am 17. Oktober stattfinden, genau an dem Tag, als vor 150 Jahren die Mannheimer Akte unterzeichnet wurde. Doch Krankheitsfälle haben dieses Vorhaben hintertrieben. Mit einer kleinen Verzögerung konnte nun an den für die Rheinschifffahrt und den Handel bis heute bedeutsamen Vertragsabschluss erinnert werden. Der Historiker Andrej Bartuschka vom Bundesarchiv in Rastatt unterstrich in seinem Vortrag dessen Bedeutung für die wirtschaftliche und politische Integration und bezeichnete die Akte als „Pionier der europäischen Einigung“. Bis zu Napoleon machte eine Unzahl von Rechten der an den Rhein grenzenden kleinen und großen Staaten, machten Stapelrechte von Uferstädten, Monopole der Schiffergilden den Warentransport auf dem Rhein zu einer langsamen und teuren Angelegenheit. Es gab über 30 Zollstationen, so dass Händler es vorzogen, sogar den Rheinwein eher über Land zu befördern. Napoleon verringerte die Zollstationen 1804 auf zwölf, senkte und vereinheitlichte die Abgaben und richtete in Mainz eine deutsch-französische Verwaltung ein. Diese Zentralkommission für die Rheinschifffahrt überdauerte den Untergang der napoleonischen Herrschaft. 1831 erließen das in der Kommission vertretene Frankreich, die Niederlande und die deutschen Kleinstaaten gemeinsame Regelungen, die sie in der Mainzer Schifffahrtsakte niederlegten. Die darauf folgende Mannheimer Akte machte den Rhein dann erst zum wichtigsten deutschen, später zum wichtigsten europäischen Wasserweg. Sascha Koal, Leiter des Theaters Felina Areal, hat um den Vertrag herum im Auftrag des Marchivum ein kleines amüsantes Stück geschrieben. Er selbst spielte König Ludwig II. von Bayern, Elisabeth Auer die Frau des französischen und Hedwig Franke die des preußischen Vertreters bei der Vertragsunterzeichnung. Mathias Wendel schließlich gab den persönlichen Berater des Mannheimer Oberbürgermeisters Ludwig Achenbach. Der Sketch nimmt Jules Vernes technische Romanphantasien auf, und das Ende markiert ein Handy-Selfie der kostümierten Schauspieler. Doch der historische Kern wird nicht anachronistisch verfälscht, und die Damen werden für die Mannheimer Akte dadurch begeistert, dass ihnen künftig die neueste Mode aus Paris schneller und zu günstigeren Preisen angeboten werden kann.

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