Ludwigshafen An einem schönen Sommertag

Pentatrip – das ist eine junge Band aus Jazz-Studenten der Mannheimer Musikhochschule. Mit energetischem Groove eröffnete sie einen Abend beim Festival „Jazz am Turm“ in Ludwigshafen. Nach den Studis kamen die Profis: Kicks’n’Sticks präsentierten Arrangements und Kompositionen von Frank Runhof.

Angefangen haben die fünf Musiker von Pentatrip ihre Bandkarriere mit Standards und viel Inspiration von Sonny Rollins. Das war im Sommer 2017. Inzwischen hat das Quintett eigene Stücke im Programm und sein Profil sehr geschärft. Was an diesem Abend am Lutherturm zu hören war, machte viel Spaß. Im Mittelpunkt stehen treibende Grooves, sehr stark getragen von einem mächtig nach vorne schiebenden E-Bass. Simon Zauels spielt sowohl die bundierte als auch die bundlose Version eines Basses. Seine Phrasierung und ein schön knurrender Sound geben dem Klang viel Energie. Micha Jesske am Schlagzeug ist sein „Partner in Groove“; ihn kennt man von Auftritten der Phoenix Foundation, dem Jugendjazzorchester Rheinland-Pfalz. Tobias Altripp an den Tasten führt auch durch das Programm. Wie er erzählt, hat „Big City Lights“ eine kuriose Entstehungsgeschichte: Er schenkte einem befreundeten Jazzer das berühmteste Jazz-Album überhaupt, „Kind of Blue“ – und zwar in rückwärts. Mit dem Computer habe er die gesamte Musik rückwärts abgespielt und daraus eine CD gemacht. Das klingt laut Altripp größtenteils echt übel, aber man kann aus der umgekehrten Reihenfolge der Töne auch die eine oder andere Idee entwickeln. So sei die Basslinie zu „Big City Lights“ die leicht veränderte und gespiegelte Linie von „So what“. Die geht vom Bass aus sehr flott los. Posaune und Saxophon (Thomas Weiland und Carl Krämer) machen dazu Sounds der Großstadt. Recht typisch für die eigenen Stücke sind gestochen scharfe Unisono-Linien, die auch rhythmisch ganz schön tricky sind. „Maxi’s Taxi“ beginnt mit einem Second-Line-Groove, das ist der Rhythmus, den Marching Bands in New Orleans spielen, wenn der lustige Teil der Feier beginnt. Entdeckt hat Kurator Christian Scheuber die Band bei deren Auftritt im Jazzcafé Kazzwoo in Mannheim. Kicks’n’Sticks haben dieses Mal die Musik und Arrangements von Bandgründer Frank Runhof in den Mittelpunkt gestellt. Seine Sachen waren vor allem in den Anfangsjahren der Schwerpunkt des Programms. Runhof stammt aus Wiesbaden und spielt Tenorsaxophon. Als Arrangeur arbeitete er unter anderem für die HR Big Band. In Ludwigshafen ist er Dozent an der Städtischen Musikschule und leitet die Schüler-Big-Band Jazz Attack. Für den Standard „Beautiful Friendship“ hat Runhof sich stark am klassischen Big-Band-Sound orientiert. Es swingt schön, und die Klangfarben der Sätze ergeben ein leuchtendes Gesamtbild. „Open your Eyes“ und „When Summer ends“ sind Eigenkompositionen Runhofs. Insbesondere das Ende des Sommers wirkt melancholisch, mit einem schönen Flügelhorn von Poldi Hingerl. „LU Samba“ ist ein Dankeschön, dass die Stadt die Produktion des ersten Albums unterstützt hat, und klingt tänzerisch leicht. Beim ersten Kultursommer der Stadt hatte die Band 2002 ihren ersten großen Auftritt. „LU Blue“ hat natürlich ein paar Blues-Klänge. Die Musiker sind alle erfahrene Jazzer aus der Metropolregion – kein Wunder, dass die Band den besten Eindruck macht. Als Zugabe gibt es noch das vom Publikum gewünschte „On a clear Day“.

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