Ludwigshafen „Adler-Streit“: Denkmal in Ruchheim wird versetzt

Ensemble ohne Zukunft: Das umstrittene Kriegerdenkmal soll noch in diesem Jahr verlegt werden – vom Gelände der protestantischen
Ensemble ohne Zukunft: Das umstrittene Kriegerdenkmal soll noch in diesem Jahr verlegt werden – vom Gelände der protestantischen Kirche auf einen öffentlichen Platz in direkter Nachbarschaft.

Das Ende des Ruchheimer „Adler-Streits“ ist in Sicht. Das hat am Mittwoch Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) angekündigt. Bereits im Sommer sei ein Kompromiss gefunden worden, dem die beiden rivalisierenden Lager zugestimmt hätten. Demnach soll das umstrittene Kriegerdenkmal bis Jahresende auf den Kurt-Kreiselmaier-Platz verlegt werden.

„Ich habe mich immer für eine einvernehmliche Lösung eingesetzt und versprochen, diese bis zum Ende meiner Amtszeit umzusetzen. Diese Lösung haben wir bereits im Sommer gefunden. Beide Seiten waren damit einverstanden“, berichtete Eva Lohse im RHEINPFALZ-Gespräch nach den Irrungen und Wirrungen der vergangenen Tage. Die Vereinbarung sei unter Ausschluss der Öffentlichkeit getroffen worden, um das Verfahren nicht zu gefährden. Nun hätten die betreffenden Denkmalschutzbehörden ihre Genehmigung signalisiert. Noch im Laufe des Jahres könne das Denkmal damit vom Gelände der protestantischen Kirchengemeinde auf den öffentlichen Kurt-Kreiselmaier-Platz in direkter Nachbarschaft verlegt werden – die Zustimmung des Ortsbeirats vorausgesetzt. Der 1995 von dessen Spitze gefallene Adler soll dann wieder auf dem Obelisken platziert werden. Bodengutachten stünden allerdings noch aus. „Mit dem Kompromiss wird ein Schlussstrich gezogen“, bilanzierte Lohse.

Keine Erklärung für Verhalten der Pfarrerin

Keine Erklärung hat die 61-jährige Verwaltungschefin für das Verhalten von Pfarrerin Christine Dietrich parat, die seit 2004 im Amt ist. „Ich weiß nicht, warum sie sich nicht an das Verfahren gehalten hat. Ich habe sie nicht erreicht“, sagte Lohse gestern auf Anfrage. Die Ende des Jahres aus dem Amt scheidende OB spielt damit auf die Ereignisse vom Montag an. An diesem Morgen rückte eine Mannheimer Firma im Auftrag des Presbyteriums an, um das Kriegerdenkmal abzubauen, obwohl keine Genehmigung dafür vorlag. Letztlich stoppte die städtische Bauaufsicht die Demontage, nachdem sie von Ortsvorsteherin Heike Scharfenberger (SPD) informiert worden war. Mitglieder des Freundeskreises für Heimat- und Denkmalpflege wiederum hatten der Ortsvorsteherin den Vorfall gemeldet. Die Sozialdemokratin sagte zu dem überraschenden Vorstoß seitens des Presbyteriums: „Es ist eine klare Vorgehensweise vereinbart. Wenn diese nicht eingehalten wird, ist das nicht in Ordnung.“ Pfarrerin Dietrich war für die RHEINPFALZ weder am Montag noch gestern Abend für eine Stellungnahme zu erreichen. Dekanin Barbara Kohlstruck war terminlich gebunden, der Sprecher der evangelischen Landeskirche nicht ans Telefon zu bekommen. Das Mannheimer Unternehmen Steinwerk Köstner wollte sich nicht zu seinem Auftrag äußern.

Denkmal erinnert an Deutsch-Französischen Krieg 1870/71

Der „Adler-Streit“ treibt den Stadttei schon seit Jahren um. Streitpunkt ist besagtes Denkmal auf dem Grundstück der protestantischen Kirche. Es erinnert an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Das Presbyterium hat sich dagegen ausgesprochen, den 1995 von dem Obelisken gefallenen preußischen Adler wieder auf dessen Spitze zu setzen, weil er angeblich ein politisches Symbol sei. Der Freundeskreis für Heimat- und Denkmalpflege, der den Vogel restauriert hat, will ihn dagegen wieder auf dem Denkmal thronen sehen. Er drängt ferner darauf, das Denkmal ohne Zwischenlagerung zu versetzen. Ein Sprecher des Freundeskreises hatte die Vorgehensweise der Pfarrerin am Montag als „kriminelle Handlung“ bezeichnet und eine Strafanzeige gegen Dietrich angekündigt. Bei dieser Ankündigung ist es allerdings geblieben. Zwar erschien ein Vertreter des Freundeskreises tatsächlich bei der Polizei, wie ein Präsidiumssprecher gestern auf Anfrage bestätigte. Nach Einschätzung der Frankenthaler Staatsanwaltschaft ist bei Dietrichs Vorgehensweise aber „kein strafrelevantes Verhalten erkennbar“.

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