Ludwigshafen A6 bei Ludwigshafen: Polizei winkt Uneinsichtige raus

Während der Verkehr auf der A 6 kurz vor der Rheinbrücke einspurig dahin schleicht (Lkw im Hintergrund), winken die Polizisten e
Während der Verkehr auf der A 6 kurz vor der Rheinbrücke einspurig dahin schleicht (Lkw im Hintergrund), winken die Polizisten einzelne Fahrzeuge heraus und nehmen die Personalien auf.

Einige Autofahrer wissen nicht, dass sie eine Rettungsgasse bilden müssen, wenn sie im Stau stehen. Doch nur so können Polizei, Feuerwehr und Notarzt im Notfall durchkommen. Manchen ist es auch einfach egal. 27 Unwissende oder Gleichgültige hat die Polizei am Freitag bei einer Großkontrolle auf der A 6 angehalten.

Auf der A 6 ist Stau. Das ist nichts Neues, vor allem nicht an einem Freitagnachmittag. Schließlich wird der Verkehr kurz vor der Rheinbrücke in Richtung Mannheim einspurig geführt. Schuld ist eine Baustelle. Pech für die Autofahrer, eine passende Situation für die Polizei und wie gemacht für eine Großkontrolle.

Fahrer weist Schuld von sich

„Die sagen, dass ich keinen Platz gemacht habe für Rettungswagen“, erklärt der ältere Fahrer eines weißen Sprinters und weist jede Schuld von sich. Gerade hat ihn ein Polizeibeamter rausgewunken. Doch abstreiten hilft nichts. Denn entweder wurde er von der Kamera des Polizeihubschraubers gefilmt, der mit unablässigem Surren über der A 6 kreist, oder von einem der Polizeiautos, die nacheinander durch den Stau fahren und prüfen, wer die Rettungsgasse nicht frei hält. „Es gibt Leute, die wissen es einfach nicht. Sie denken, eine Rettungsgasse müssen sie erst bilden, wenn einer mit Martinshorn kommt“, sagt Volker Weicherding von der Verkehrsprävention des Landeskriminalamts. Er unterstützt die Kontrolle, verteilt Flyer, informiert Unwissende. Oder solche, die es angeblich sind. Auf Information hat der Fahrer eines silbernen Audis so gar keine Lust, schaut angesichts gehobener Polizeikelle fragend, fährt dann aber raus, wechselt – während seine Personalien weitergegeben werden – erst mal lässig seine Sportschuhe gegen ein elegantes Modell aus dem Kofferraum.

Kein Lerneffekt

Im Hintergrund schleichen die Autos einspurig an der Kontrollstation vorbei. Zwei Beamte machen sich in einem Zivilfahrzeug wieder auf den Weg zu einer Testfahrt. Sobald sie in Höhe Frankenthal auf der Autobahn Richtung Sandhofen sind, geht’s los. Fenster rechts auf, Blaulicht aufs Dach, Fenster links auf, Blaulicht aufs Dach. Martinshorn an. Schnell sind sie am Stau angekommen. Doch an ungestörtes Durchkommen ist nicht zu denken. „Ich verstehe nicht, warum die wieder zumachen!“, sagt einer der beiden. Weil der Stau inzwischen immer länger wird, treffen sie manche Autos schon zum zweiten Mal an, bis diese den Kontrollpunkt erreichen. Der Lerneffekt ist gleich null. Hier streckt ein Lkw sein Hinterteil in die Rettungsgasse hinein, dort blockiert ein Pkw mit Heidelberger Kennzeichen. Vorne am Polizeiauto ist eine Kamera, die die Fahrt filmt. Zusätzlich fotografiert die Beifahrerin das Kennzeichen. „Wir müssen das beweissicher dokumentieren“, sagt Rolf Spiegelhalter, Leiter der Autobahnpolizei Ruchheim.

Fahrer in Probezeit muss zur Nachschulung

Wenige Minuten später. Der junge Fahrer mit dem Heidelberger Kennzeichen kramt seine Papiere aus dem Rucksack auf dem Beifahrersitz. „Ja, ich hab’s gesehen“, gibt er an der Kontrollstelle zu, als ein Polizist ihn auf seinen Fehler aufmerksam macht. Trotzdem soll der junge Mann etwas lernen und sich das Beweisvideo ansehen. „Unser Ziel ist, dass sie dafür ein Verständnis entwickeln.“ „Ja, ich stand viel zu weit innen“, sagt der Mann einsichtig. Beim Blick auf seinen Führerschein wird klar: Er ist noch in der Probezeit. Das heißt für ihn nicht nur Bußgeld und Punkte (siehe „Zur Sache“). Er muss außerdem zur Nachschulung, wie Spiegelhalter erklärt.

50 Leute müssen wohl Bußgeld zahlen

„Driver’s License, Passport.“ Ein Lkw mit ausländischem Kennzeichen ist dran. Der Fahrer ist Russe, versteht kein Deutsch und kein Englisch. Und nun? „Google-Translate“, sagt der zuständige Polizeibeamte. Irgendwie haben sie sich schließlich verständigt. Der Mann muss direkt vor Ort Geld bezahlen. Wer keinen Wohnsitz in Deutschland hat, muss eine Sicherheitsleistung abgeben. Die Kontrolle neigt sich dem Ende zu. 27 Verstöße meldet die Polizei. Spiegelhalter schätzt, dass letztlich Bußgeld auf bis zu 50 Leute zukommen könnte. Einige wurden vom Hubschrauber oder Einsatzwagen zwar gefilmt. Jedoch sind sie von der Autobahn abgefahren, bevor sie an der Kontrollstelle vorbeigekommen wären. Sie werden sich im Nachhinein ärgern. Zu Recht. Denn – und das ist Spiegelhalters Leitsatz: „Die Rettungsgasse rettet Leben.“ 

Bei Fahrten durch den Stau notiert und fotografiert die Polizei, welche Autofahrer die Rettungsgasse blockieren.
Bei Fahrten durch den Stau notiert und fotografiert die Polizei, welche Autofahrer die Rettungsgasse blockieren.
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Kontrollaktion der Polizei zur Rettungsgasse.
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