Landau Wie ist die Stadt am Leben zu erhalten?

Ein Bild aus vergangenen Zeiten, eine topaktuelle Frage: Wie schafft man es, dass die Innenstädte nach der Corona-Pandemie nicht
Ein Bild aus vergangenen Zeiten, eine topaktuelle Frage: Wie schafft man es, dass die Innenstädte nach der Corona-Pandemie nicht aussterben?

Die Innenstädte sind seit Jahren durch die Konkurrenz aus dem Netz unter Druck. Doch bisher hatten sie ein Pfund, mit dem sie wuchern konnten: Die Gastronomie sorgte für Leben. Wegen der Pandemie fällt das größtenteils aus. Wie groß der Schaden ist, ist nicht abzusehen. Die Stadt will nun klären, wie es weitergehen kann.

Schon vor der Corona-Pandemie standen die Händler in den Innenstädten unter Druck. Den übte damals die Konkurrenz auf der großen Wiese und im Internet aus. In Landau steht dafür sinnbildlich die Debatte um die Ansiedlung des Modeparks Röther auf dem früher von Real genutzten Gelände am Ortsausgang Richtung Steinweiler – die Stadt Landau hatte sich letztendlich vergeblich gegen die Eröffnung mit Händen und Füßen gewehrt, weil Händler und Politik einen Schaden für die City befürchteten. Immerhin hatten die Fußgängerzonen – speziell auch die in der Südpfalz-Metropole – immer ein Pfund in der Hinterhand: belebte Straßen mit lebendiger Gastronomie. Doch dann begann die Pandemie.

Und mit dem Coronavirus kamen die Schutzmaßnahmen: erster Lockdown im vergangenen Frühjahr, im November dann der bis vor Kurzem immer wieder verlängerte „Wellenbrecher“-Lockdown, dazu Terminshopping und geschlossene Cafés, Restaurants, Bars und Kneipen – sowie Dienstleistungsbetriebe. Zwischendurch mussten auch bis auf einige Ausnahmen die Einzelhändler schließen. Die Kultur ist ebenfalls größtenteils ausgefallen. Viele Einkaufstouren wurden in die virtuelle Welt verlagert, einer der größten Pandemie-Gewinner ist der Internetversandhandelsriese Amazon. Neben den im Handelsjargon „Frequenzbringer“ genannten Bereichen fielen also auch diejenigen aus, denen die Frequenz genutzt hätten. Die Landauer Stadtverwaltung nennt das eine „existenzielle Krise“, in der sich die Wirtschaftsbetriebe in der Innenstadt seit knapp einem Jahr befinden. Doch wie kann man dagegen angehen?

Wer zu welchen Themen spricht

Zunächst will Landau Experten befragen und deren Ideen anhören. Das hat der Stadtrat so beschlossen. Am Donnerstag, 22. April, 16 Uhr, gibt es eine virtuelle Anhörung über die Plattform Webex mit Fachleuten aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, die ihre Erkenntnisse und Vorschläge zur Zukunft des städtischen Lebens nach der Pandemie vortragen werden.

Themen der Anhörung werden die Zukunft der Mittelstädte, urbanes (also städtisches) Leben, Sozialstruktur und Klimaanpassung, Baukultur, Städtetourismus sowie Innenstadtmobilität sein, teilt die Stadtverwaltung in ihrer Einladung zur Anhörung mit. Außerdem betrachtet wird die Situation der Gastronomie, des Einzelhandels im Allgemeinen und im Besonderen auch der Textilbranche.

An dieser Anhörung wird der Leiter des Deutschen Instituts für Urbanistik, Carsten Kühl, über die Folgen der Corona-Pandemie für die Innenstädte sprechen. Julian Reif vom Deutschen Institut für Tourismusforschung wird über Städtetourismus referieren, Verkehrsexperte Wilko Manz von der Technischen Universität Kaiserslautern wird über die Innenstadtmobilität sprechen. „Stadtentwicklung: Urbanes Leben, Klima, Gesundheit, Wohlbefinden und Baukultur sind die Themen, über die die Präsidentin der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Sabine Baumgart, berichten wird. Der rheinland-pfälzische Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, Gereon Haumann, wird die Bedeutung der Gastronomie für eine lebendige Stadt erläutern. Einen Blick auf die Zukunft der Innenstädte richten werden Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, und Jürgen Vogel, stellvertretender Geschäftsführer der IHK Rheinland-Pfalz, während Steffen Jost als Präsident des BTE Handelsverbands Textil die aktuelle Situation des Handels darstellen.

Wie anmelden?

Die Stadtverwaltung hofft, aus den Beiträgen der Experten Themenschwerpunkte für eine auch nach der Pandemie noch attraktive Innenstadt zu gewinnen, auf deren Basis eine Strategie entwickelt werden kann. „Die Situation der Innenstadt und deren zukünftige Entwicklung ist ein komplexes Aufgabenfeld, das von verschiedenen Seiten beleuchtet werden muss“, betont Oberbürgermeister Thomas Hirsch. Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und kann in den darauffolgenden Tagen auf der Internetseite der Stadt Landau unter www.landau.de angeschaut werden.

Termin

Virtuelle Anhörung, Donnerstag, 22. April, 16 bis 19 Uhr; Anmeldung per E-Mail an presse@landau.de, die Zugangsdaten werden dann zugeschickt.

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