Landau Unsere kleine Stadt

In Landau wackeln Schornsteine, die Gemarkung driftet auseinander, stellenweise hat sich der Boden gehoben. Klingt nach Geothermieproblemen, doch die Rede ist vom Festungsmodell, einem historischen Schatz und künftigen Kernstück des Museums der Stadt.

Landau misst gerade mal 27 Quadratmeter – im Maßstab 1 zu 600. Es hat 548 Gebäude und wird von 1300 Bäumen begrünt. Allerdings auch von viel grüner Farbe, die wenig fachmännisch aufgetragen worden ist und Ackerfurchen sowie sonstige feine Details verkleistert. Das Modell zeigt den Zustand der riesigen französischen Festung, wie sie gegen Ende des 17. Jahrhunderts ausgesehen hat. Für Christine Kohl-Langer, die Leiterin des Stadtarchivs, ist es ein ganz besonderer Schatz des ehemaligen Heimatmuseums, das aufgrund kommunaler Sparzwänge mit einem zeitgemäßen Profil neu starten muss. Bei einem Werkstattgespräch im großen Dachgeschoss des neuen Domizils in der Maximilianstraße 7 hat sich der Förderverein über den Stand der Dinge informiert und Ideen für die neue Konzeption gesammelt. Und er hat sich von zwei modernen „Festungsbaumeistern“ deren Arbeit erläutern lassen. Ulrich Höhn und seine Frau Pilar Rispa rücken dem aus sieben großen Plattenzusammengesteckten Modell mit Schwämmchen, destilliertem Wasser, Pinseln, Blasebalg und Pinzette zu Leibe, um den Schmutz der Zeit zu beseitigen. Und mit viel Fingerfertigkeit formen sie das nach, was an feinsten Bauteilen abgebrochen und verloren gegangen ist. Ihre Restaurierungswerkstatt aus dem rheinhessischen Flonheim hat sich nicht zum ersten Mal mit dem Modell befasst: 1993 hat sie einen Abguss der Kernstadt gemacht, damit Besucher näher herantreten und vielleicht sogar nach ihrem Haus suchen können. Sie habe jedes mit Fischleim aufgeklebte Gebäude gelöst, mit Silikon abgeformt, „fast wie beim Zahnarzt“, dann nachgegossen und punktgenau in der neuen Stadt aufgebaut, sagt Pilar Rispa. Ermöglich hatte dies eine Spende der Fix-Stiftung. Nach Angaben von Maximilian Ingenthron, Vorsitzender des Freundeskreises des Archivs und Museums, ist die Restaurierung mit rund 18.000 Euro veranschlagt, von denen die Stiftung abermals 8000 Euro übernimmt, der Förderverein den Rest. Das Modell ist nach Angaben von Kohl-Langer um 1710 angefertigt und später aktualisiert worden. Solche Modelle habe es von allen französischen Festungen gegeben, als plastisches Anschauungsmaterial. Höhn ist begeistert vom Detailreichtum der winzigen Gebäude, denn die bestehen aus einem Holzkern, der mit mehreren Lagen gestanzten, ausgeschnittenen und bemalten Papiers beklebt ist. „Das war eine Heidenarbeit und wäre heute unbezahlbar“, sagt Höhn. Künftig soll das Modell Museumsbesuchern erlebbar machen, was mit dem an der Autobahn stehenden Hinweisschild „Festung Landau“ gemeint ist, denn im Gegensatz zu beispielsweise Neu-Breisach sind die Festungsbauwerke in Landau aufgrund der Schleifung 1871 weniger präsent. Dennoch gebe es außer Deutschem und Französischem Tor noch viel zu entdecken, sagt Kohl-Langer.

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