Landau Tankflugzeug erschreckt Pfälzer

So sieht der militärische Airbus A400 aus: Die vier Propeller sind markant.
So sieht der militärische Airbus A400 aus: Die vier Propeller sind markant.

Was hat es mit der viermotorigen Propellermaschine auf sich, die am Dienstag sehr tief über Landau geflogen ist – so tief, dass Passanten schon eine Notlandung oder einen Absturz befürchten? Die Bundeswehr hält sich bedeckt, aber die Bürgerinitiative gegen Fluglärm in Kaiserslautern weiß Näheres.

Ein sehr tief fliegendes Militärflugzeug hat am Dienstag gegen Mittag für Unruhe in Landau gesorgt. Eine Besucherin des Wochenmarktes auf dem alten Messplatz schilderte der RHEINPFALZ, dass die Maschine extrem niedrig über die nördliche Innenstadt geflogen sei – so tief, dass etliche Kunden und Marktbeschicker davon ausgingen, dass sie wohl technische Probleme habe und die Besatzung möglicherweise sogar nach einem Platz für eine Notlandung suche. Das sehr laute, viermotorige Flugzeug sei plötzlich aus Richtung Südwest aus den tief hängenden Wolken gekommen, und es sei in Richtung Edenkoben/Neustadt weitergeflogen. Eine Marktbeschickerin habe erzählt, dass dies auch nicht der erste Überflug des Tages gewesen sei.

Die naheliegende Erklärung, dass es sich um eine Transportmaschine der Amerikaner aus Ramstein gehandelt habe, bestätigt sich nicht. Der Pressestelle der Air Force ist kein Flug über der Südpfalz bekannt, der zu dieser Beschreibung passen würde.

Flugbewegungen lang dokumentiert

Doch die Bürgerinitiative gegen Fluglärm (BI) in Kaiserslautern kann helfen: Vorstandsmitglied Doris Emrich liegt bereits eine Beschwerdemail vor, die zwar nicht aus Landau stammt, bei der es sich aber um eine Meldung zum selben Flugzeug handelt. Das bestätigt Holger Marzen, ebenfalls Vorstandsmitglied und Webmaster der BI. Er hat die Flugbewegungen der Maschine anhand von deren eigenen Signalen aufgezeichnet. Es handelte sich dabei um die militärische Variante eines Airbus, genauer: um die A400 als Tankflugzeug zur Luftbetankung. Sie war in der TRA Lauter unterwegs, einem militärischen Luftraum für Übungszwecke, der sich über der Pfalz und dem Saarland erstreckt.

Die Maschine hat seit kurz vor neun Uhr in etlichen kleinen und unregelmäßigen „Schnörkeln“ die Pfalz überflogen, aber auch große, ovale Schleifen über der Südpfalz und bis hinein ins Saarland geflogen. Während sie anfangs noch in Höhen von rund 7000 Metern unterwegs war, ist sie ab kurz vor 11 Uhr auf wenige Hundert Meter Flughöhe abgestiegen. Teilweise flog sie unter 400 Meter hoch, beispielsweise um 10.58 Uhr zwischen Neustadt und Bad Dürkheim. Das heißt, sie war niedriger als die benachbarten Gipfel des Haardtrandes.

Flug entspricht 1,1 Millionen Kilometern

Dreimal hat die Maschine auch Landau überquert, wobei sie einmal über die Wollmesheimer Höhe geflogen ist, einmal am Fort vorbei und einmal über Queichheim und den Horst. Zudem ist sie mehrfach zwischen Mörlheim und Offenbach hindurchgeflogen.

Marzen hat die Flugstrecke exakt dokumentiert. Sie ist als sogenannte Flugspur nicht nur auf einer Karte nachvollziehbar, sondern zusätzlich anhand einer Tabelle, die knapp 1900 Flugpositionen zwischen 8.58 Uhr und 12.26 Uhr auflistet und zu jeder einzelnen die Flughöhe und die Fluggeschwindigkeit – meist um 500 Stundenkilometer – auflistet. Bei einem Klick auf jede einzelne Position wird in der Karte markiert, wo sich das Flugzeug gerade befand. Leider funktioniert dies noch nicht anders herum: dass man auf der Karte Punkte auf der Flugroute beispielsweise über Landau anklickt und dazu die Höhenangaben genannt bekommt.

Zusammenfassend schreibt die BI in einem kurzen Tagesbericht, was die militärischen Flugbewegungen für Mensch und Natur bedeuten. Für Dienstag, 25. Mai, heißt es dort: „3 Stunden und 9 Minuten Kampfjetflüge zwischen 09:40 und 15:43 Uhr, 2 Luftbetankungen, ca. 66.100 Liter Treibstoff, ca. 182.436 kg CO2, ca. 529 kg NOx – entspricht 1.101.667 gefahrenen Autokilometern.“

Nicht als Hühnerdieb unterwegs

Nicht immer sind die Verursacher übrigens so eindeutig zu identifizieren: Laut BI können die Piloten ihre Transponder abstellen. Dann sind ihre Flüge zwar immer noch nachvollziehbar, aber der Verursacher ist nicht mehr identifizierbar. Das nennt die BI den „Hühnerdieb-Modus“.

Wozu genau der stundenlange Militärflug des Tankflugzeugs diente, bleibt offen: Das Luftwaffenamt der Bundeswehr hat am Dienstag nicht auf eine Anfrage der RHEINPFALZ geantwortet.

 

Info

Die Bürgerinitiative gegen Fluglärm, Bodenlärm und Umweltverschmutzung informiert auf ihrer Homepage unter www.fluglaerm-kl.de.

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