Landau Syrier zeigen Flagge gegen Terror

Den stillen Protest hatte Ali Al-Hammoud (links) organisiert.
Den stillen Protest hatte Ali Al-Hammoud (links) organisiert.

Nach dem Anschlag von Solingen setzten Asylsuchende aus Syrien in Landau ein Zeichen gegen die Gewalt. Die Botschaft: Wir sind nicht wie der Täter.

Die Tat von Solingen, wo Ende August ein Mann mit einem Messer wahllos auf feiernde Besucher eingestochen hat, sorgt nicht nur in der deutschen Bevölkerung für Entsetzen. Auch asylsuchende Menschen, die hier eine neue Heimat finden wollen, trauern um die Opfer. Um ein Zeichen gegen Terror und Gewalt zu setzen, fanden sich am Wochenende rund 60 Jungen und Männer, die allesamt aus Syrien stammen, zu einer Mahnwache am Bahnhofsplatz ein.

Für die Opfer hatten sie Rosen und Kerzen auf die Treppenstufen gelegt. Eine Gruppe von Jungen hielt die deutsche Fahne zwischen zwei syrischen Fahnen in die Höhe. Später trugen sie auch Transparente mit ihren Botschaften: „Kriminalität und Terror widersprechen unseren Werten. Wir verurteilen jede Form von Gewalt. Unsere Solidarität gehört den Opfern und ihren Familien. Gemeinsam gegen Gewalt, Frieden und Sicherheit für alle.“

„Wir sind dankbar, hier zu leben“

Ali Al-Hammoud hatte den stillen Protest in Landau organisiert. „Weil der Täter wie wir aus Syrien kommt, ist es unserer Gemeinschaft wichtig, zu zeigen, dass wir diese Taten entschieden ablehnen. Wir wollen ein Signal an die Gesellschaft senden, dass wir in Frieden zusammenleben wollen. Wir sind dankbar, hier leben zu dürfen.“ Al-Hammoud ist selbst seit 2015 in Deutschland. Er floh vor der Gewalt in seiner Heimat. Heute engagiert er sich im Beirat für Migration und Integration. Nach Ereignissen wie zuletzt in Solingen spüre er, wie die Akzeptanz auch gegenüber unbescholtenen Flüchtlingen sinkt. „Als ich 2015 kam, gab es Ablehnung. Dann wurde es mit der Zeit besser, man lernte sich besser kennen.“ In ruhige Zeiten gäbe es zwar eine Annäherung, welche dann aber von Taten wie in Solingen zunichtegemacht werde.

Mohammed Al-Knatri sagte, was in Solingen geschehen sei, sei nicht der Islam. „Ich kann nur sagen: Es tut mir leid, mein Beileid.“ Al-Knatri wohnt seit 2017 in Deutschland und arbeitet als biologisch-technischer Assistent. „Ich will ohne Angst hier leben, fühle mich gut integriert. Diskriminierung erfahre ich keine.“

„Die Sprache war für mich der Schlüssel“

Kasem Nawras ergänzte, er habe Bekannte in Thüringen, die fast jeden Tag Rassismus erfahren, besonders nach Taten wie in Solingen oder Mannheim, wo Ende Juni ein Afghane einen Polizisten mit einer Messerattacke tödlich verletzte. Die Leute in der Pfalz seien aber vernünftig, findet er. Sie könnten unterscheiden, wer sich integrieren will und wer Probleme macht. Der 25-Jährige ist erst seit knapp zwei Jahren in Deutschland, doch er spricht bereits fließend Deutsch. „Die Sprache war für mich der Schlüssel zur Integration. Ich habe Sprachkurse belegt, ein Praktikum und ein Coaching absolviert, um besser auf den Arbeitsmarkt zu kommen.“ Bald beginne er eine Ausbildung als Informatiker im Bereich Systemintegration. „Alle sind hilfsbereit, wenn sie merken, dass man sich Mühe gibt, um sich zu integrieren“, betonte Nawras. Der Täter in Solingen, ein Flüchtling aus Syrien, repräsentiere nur sich selbst, nicht seine Landsleute.

Die Mahnwache dauerte von 16 bis 18 Uhr. In dieser Zeit strömten pausenlos Passanten an der Gruppe vorbei, blieben teilweise kurz interessiert stehen. Ein Gespräch wurde selten gesucht. Wie die Polizei Landau bestätigt, gab es keinerlei Vorkommnisse oder Störungen.

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