Landau Stadt: Bewusst Unterboden ausgewählt

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat in einem offenen Brief an den Landauer Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer (SPD) Zweifel an Qualität und Mengen des auf den Taubensuhl gefahrenen Erdreichs für Wildäcker geäußert. Die Umweltabteilung der Stadt versichert, dass ihre Vorgaben streng waren und eingehalten wurden.

Wie berichtet, hatte die Struktur- und Genehmigungsdirektion den Materialtransport von einer Baustelle im Philosophengarten in Landau vergangenen Woche gestoppt. Bis dahin war etwa die Hälfte der genehmigten 7500 Tonnen in den Wald gefahren worden. BUND-Sprecher Ulrich Mohr weist darauf hin, dass die Färbung des Erdreichs zeige, „dass es sich dabei nie und nimmer um den etwa 30 Zentimeter starken Oberboden irgendeiner Entnahmestelle handeln kann. Es muss im Gegenteil humusfreies und biologisch inaktives Material vorliegen“. Dies bestätigt Markus Abel, der Leiter des Umweltamtes: Es sei nie geplant gewesen, Nährstoffe, fremdes Bodenleben und standort-untypische Pflanzensamen in den Wald zu verfrachten, sondern bewusst nährstoffarmen Unterboden, der als „Pionierstandort“ vom benachbarten Bodenleben und der Vegetation auf natürlichem Weg besiedelt werde. Abel erläutert, dass auf dem Taubensuhl „podsolige sandige Oberböden aus der Verwitterung des Buntsandsteins“ vorliegen. Diese seien grobkörnig, flachgründig, hätten einen niedrigen Humusgehalt und könnten kaum Wasser speichern. Ausschließliches Ziel sei es gewesen, tonige und schluffige Böden auszubringen, damit mehr Wasser gespeichert werde. Nur dann könne sich im Lauf der Zeit eine Vegetation ausbilden, die den Hirschen als Nahrung dienen könne. „Wir wollen keinen fetten Lustadter Ackerboden in unserem Wald“, betont Abel. Und schon gar nicht genehmigungsfähig sei eine Düngung, beispielsweise mit Klärschlamm. Laut Ausschreibung der Baggerarbeiten für den Philosophengarten in der Eutzinger Straße soll der „nicht brauchbare“ Oberboden entsorgt werden. Gleiches gilt für leicht belasteten Aushub der Schadstoffklasse Z1.1, der mit geringen Auflagen offen wiederverwendet werden darf. 16.500 Kubikmeter Unterboden aus einer Tiefgaragen-Baugrube sowie weitere etwa 15.000 Kubikmeter aus Baugruben für Häuser sollten entweder deponiert oder alternativ für die Wildäcker genutzt werden. Abel stellt klar, dass diese Gesamtmenge nie für Wildäcker im Gespräch gewesen sei. Sowohl Mengen als auch Qualität des Materials seien vom Revierförster engmaschig überprüft worden. Forst, Umweltabteilung und Liegenschaftsabteilung seien sich ihrer Verantwortung für Wald und Umwelt absolut bewusst, so Abel. Der BUND fürchtet, dass der Boden Problemabfälle wie Kohlenwasserstoffe, Reinigungsmittel und verschiedenartigste Materialien aus der langen militärischen Nutzung des Areals am Ebenberg enthalten könnte. Laut Abel liegt der Umweltabteilung die Zertifizierung des Aushubs von einem Fachbüro vor. Demnach seien an neun Stellen etwa zehn Kubikmeter Aushub entnommen und zu 18 Bodenmischproben von jeweils einem Liter aufbereitet worden. Die seien als gänzlich unbelastet eingestuft worden. Bei einem abfallwirtschaftlichen Fachgespräch zum Thema „Bauabfälle wohin damit?“ von Industrie- und Handelskammer der Pfalz und Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd in Kaiserslautern hat gestern IHK-Präsident Willi Kuhn das Thema Taubensuhl als Beleg dafür gewertet, dass es einen dringender Bedarf an rechtmäßigen und bezahlbaren Entsorgungsmöglichkeiten gebe. So bestehe ein empfindlicher Mangel an Deponien der Klasse 0 oder 1 für unbelastete oder gering belastete mineralische Abfälle in der Südhälfte von Rheinland-Pfalz. SGD-Präsident Hans-Jürgen Seimetz hat für Januar ein Gespräch mit den südpfälzischen Gebietskörperschaften vereinbart, um Lösungen vorzubereiten. (boe)

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