Landau So zäh wie das Asylrecht

Im Foyer informierte die Landauer Hochschulgruppe von Amnesty International, die zusammen mit dem Caritas-Zentrum Landau, dem Haus Südstern und Stadträtin Magdalena Schwarzmüller den AK Asyl organisiert. Der Film „Land in Sicht“ allerdings erfüllte nicht bei allen Zuschauern die Erwartung an einen „humorvollen“ Beitrag zur Integration von Asylbewerbern aus einer anderen Sicht, der „unfreiwillige Komik“ anstelle von „Betroffenheit“ zeigen will. Goethe-Dokumentarfilmpreis hin oder her. Der Streifen begleitet ein Jahr lang drei Asylbewerber, die in einem Heim in der tiefsten Provinz Brandenburgs gelandet sind. Brian kommt aus Kamerun und erntet, auf einer Parkbank sitzend, verängstigte Blicke alter Menschen. Nachdem zwei Zeugen Jehovas ihm eine Zeitschrift überreichen und vom kommenden Paradies vorschwärmen, fragt er, ob sie denn einen Schlüssel zu diesem Paradies hätten – das Bild, das im Gedächtnis bleibt, ist betretenes Lächeln. Während Brian untätig auf der Couch sitzt und die Bilder im Wachturm betrachtet, begleitet der Film Farid aus dem Iran in ein Fitnessstudio. Dort bekommt der Iraner, den die Sehnsucht nach Frau und Kind quält, die Chance, als Kursleiter deutschen Frauen seinen Kampfsport Aikido näherzubringen. Abdul aus dem Jemen scheitert am Versuch, im Security-Gewerbe Fuß zu fassen. Was alle drei irritiert, sind die Abgelegenheit und die Gepflogenheiten – zu erkennen in ratlosen Gesichtern der Neuankömmlinge beim Auftritt eines Spielmannszuges. Beleuchtet wird in dem Film aber auch die starre deutsche Bürokratie, die keine Sprachbarrieren zu kennen scheint und kein Erbarmen mit anderen Kulturkreisen hat. „Unfreiwillige Komik“ ist für Zuschauer der westlichen Kultur angesagt, wenn ein Muslime sich weigert, Geschirr zu spülen: „Das ist nicht meine Aufgabe als Mann“. Wenn sich aber 200 vornehmlich junge Menschen schlapp lachen, weil Abdul aus dem Jemen den Hodscha um Hilfe bittet, eine Frau für ihn zu finden und im eigenen Bemühen, die Leute in seiner neuen Heimat kennenzulernen, bei „Party-Beate“ auf einer schrägen Ü-40-Single-Veranstaltung landet, dann ist für den einen oder anderen Zuschauer doch ein wenig Fremdschämen angesagt. Nicht selten fühlt sich der Betrachter als Gaffer, als Voyeur. Zudem zieht sich der Streifen ziemlich schleppend über anderthalb Stunden, ebenso lassen Qualität und Ästhetik der Bildaufnahmen Wünsche offen. Aber vielleicht ist das die Absicht, um so die Zähigkeit des deutschen Asylsystems auszudrücken, das symbolisch ermüdend und körperlich einschläfernd wirken kann. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Hände, die sich fassen wollen, auf gleicher Höhe sein müssen. (srs)

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