Landau Südpfälzer bestaunen Satellitenflug am Sternenhimmel

So mancher Himmelsgucker war verwirrt und konnte nicht einordnen, was er da sah. Die ungewöhnlichen Erscheinungen lösten Irritationen aus. Die in schnellem Tempo über den Abendhimmel fliegenden Objekte sind Kommunikationssatelliten.
Dem Landauer Michael Bullinger war unheimlich zumute, als er die Lichterschnüre am 18. April zum ersten Mal sah. Er dachte an Flugzeuge. „Sie flogen von Süd-Westen nach Nord-Osten in bestimmten Abständen voneinander wie an einer Perlenschnur. Sie flogen hoch und schnell. Ich begann zu zählen und war sehr schnell über 30 oder 40 Flugzeuge. Ein paar Flugzeuge flogen auch quer zur Flugrichtung der anderen“, beschreibt er seine Beobachtungen, die er rein zufällig machte. Da die Kette nicht abriss, sei ihm unheimlich geworden, und er habe die Nummer 110 gewählt.
Flugbahnen verändern sich
Bullinger berichtet, dass ihm der Polizist gesagt habe, die unbekannten Flugobjekte gehörten zu einer Luftbrücke von Versorgungsflügen. Dass dem nicht so ist, klärte sich dann wenig später. Auch an den folgenden Abenden bestaunte Bullinger die Lichter am Firmament und entdeckte wieder völlig andere Formationen. Die Flugbahnen verändern sich. Je länger die Satelliten im All sind, umso stärker driften sie auseinander.
Bullinger ist nicht der einzige, der die Bewegungen am Himmel nicht einordnen konnte, ist doch der Flugbetrieb zu rund 90 Prozent eingestellt. Die eng hintereinander fliegenden Satelliten des „Starlink“-Projekts sollen das Internet in alle Winkel dieser Erde bringen. Wie die Agentur DPA berichtete, reflektierte die Oberfläche der Satelliten das restliche Sonnenlicht, deshalb waren sie ein bis zwei Stunden nach Sonnenuntergang am besten zu sehen. In den nächsten Jahren will SpaceX bis zu 12.000 Satelliten ins All schießen. Am Ende sollen es gar 42.000 Objekte sein.
„Kleine Sternenshow“
Die klare Sicht auf den Sternenhimmel und die „Starlink“-Züge nutzte auch Hendrik Krauß aus Annweiler und verweist in einer Zuschrift an die Redaktion auf den Link www.deutschlandfunknova.de. „Für mich eine sehr beeindruckende Erscheinung, wenn diese Satelliten am Himmel als helle Punkte wie an einer Perlenkette mit hoher Geschwindigkeit vorbeirauschen (mal abgesehen vom Thema zukünftiger Weltraumschrott)“, schreibt Krauß.
Am Freitagabend war er mit seiner Kamera am Wettereck bei Annweiler unterwegs, um das Spektakel seinen Kindern zu zeigen. „Wir haben auf den herannahenden Starlink-Train gewartet, und um 22 Uhr ist dieser dann über dem Trifels erschienen und war nach kurzer Zeit wieder verschwunden.“ Mitgeschickt hat er ein Foto dieser „kleinen Sternenshow“.
„Hektisch und wimmelig“
Übrigens: Der österreichische Autor Clemens J. Setz hat in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung geschimpft, der Tesla-Boss Elon Musk zerstöre unseren Himmel. Der Blick in den Himmel habe zukünftig „die Ästhetik eines hektischen und wimmelig programmierten 80er-Jahre-Computerspiels“, meint der Autor.
Andere warnen vor Weltraumschrott. Die in Karlsruhe erscheinende Tageszeitung Badische Neueste Nachrichten zitiert in einem Online-Beitrag den Astrophysiker Thomas Reddmann vom Karlsruher Institut für Technologie. Bei dieser großen Zahl von Satelliten erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit einer Kollision mit Weltraummüll erheblich, sagte der Forscher. Ein möglicher Zusammenstoß könnte extreme Folgen haben: „Der erdnahe Weltraum wäre für einige Zeit nicht mehr nutzbar – mit Folgen für beispielsweise die Wettervorhersage und Klimaforschung.“