Nachruf Roland Schlosser gestorben

„Polizist mit Zivilcourage“, „Dem Gewissen verhaftet“, „Niemals nur gehorsam sein“: Roland Schlosser hat Schlagzeilen und Geschichte geschrieben. Am Dienstagabend ist der ehemalige Polizeibeamte im Alter von 75 Jahren an den Folgen eines Sturzes gestorben.
Schlosser hatte vor 30 Jahren als Erster Polizeihauptkommissar in der Polizeidirektion Landau einen zur Abschiebung vorgesehenen Angolaner nach drei Tagen eigenmächtig aus der Arrestzelle im Keller entlassen. Er hielt die Bedingungen dort für unzumutbar. Schlosser hatte sich auf sein Christsein ebenso berufen wie auf Artikel eins des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Der Polizist hatte erhebliche Konsequenzen zu befürchten, bis hin zur Entfernung aus dem Dienst. Doch so schlimm kam es nicht, die Gerichte ließen ihn zwar nicht ungeschoren, doch sie zollten seinem Handeln Respekt.
1994 wurde er vom Amtsgericht Landau wegen Gefangenenbefreiung zu 2000 Mark Geldstrafe verurteilt, das daraufhin angerufene Landgericht Landau hielt eine Verwarnung über 1000 Mark wegen Gefangenenbefreiung für ausreichend, die ihm zudem nach einem Jahr erlassen wurden. Doch er wurde gerügt und um einen Dienstgrad zurückgestuft, später aber wieder befördert. Sein Handeln brachte Schlosser, der in Billigheim-Ingenheim lebte, neben einem Wikipedia-Eintrag viel Anerkennung ein. Er war bis zuletzt in der ökumenischen Polizeiseelsorge im Bistum Speyer und der Evangelischen Kirche der Pfalz Ansprechpartner für Polizeisenioren im Ruhestand.