Landau Pro Familia will bei Sexualpädagogik das Eis brechen

Die beiden Sexualpädagogen Hannah Blumenstiel und Max Kruft setzen setzen in ihrer Arbeit mit Schulklassen auch auf den Wertekre
Die beiden Sexualpädagogen Hannah Blumenstiel und Max Kruft setzen setzen in ihrer Arbeit mit Schulklassen auch auf den Wertekreis, um mit dem Nachwuchs über ihre Einstellungen zu sprechen.

Wie empfinden es Kinder und Jugendliche, wenn ein Freund zwei Väter oder zwei Mütter hat? Wie gehen sie mit dem Thema Transsexualität um. Pro Familia schickt Sexualpädagogen in die Schulen, um neben Aufklärungsarbeit auch die Akzeptanz für sexuelle Vielfalt zu steigern.

Jugendliche haben viele Fragen zu Liebe, Partnerschaft und Sexualität. Das wissen auch die Verantwortlichen im rheinland-pfälzischen Bildungs- beziehungsweise Gesundheitsministerium, weshalb sie kürzlich mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ein neues Projekt für Schulen gestartet haben. Es gibt aber auch andere Akteure, die seit Jahren in diesem Feld tätig sind, darunter die Beratungsstelle Pro Familia, die seit 1952 als unabhängiger Fachverband tätig ist und eine Zweigstelle in Landau hat.

Für die sexualpädagogische Arbeit mit Jugendlichen zuständig sind die beiden Kräfte Hannah Blumenstiel und Max Kruft, die nicht nur in Landau, sondern auch in den Landkreisen Südliche Weinstraße und Germersheim sowie in den Städten Neustadt und Pirmasens im Einsatz sind. Die beiden schlagen dann in den Grund- und weiterführenden Schulen auf, wenn sie angefordert werden, sei es für generelle Fragen rund um Sexualpädagogik beziehungsweise Sexuelle Bildung oder anlassbezogen.

Erstmals männliche Unterstützung

Neu ist, dass in Max Kruft erstmals eine männliche Kraft mit an Bord ist. Hannah Blumenstiel ist seit August vergangenen Jahres in diesem Bereich aktiv. Die männliche Verstärkung sei durchaus von Vorteil, um die Kinder und Jugendlichen aus der Sicht der beiden Geschlechter ansprechen zu können. Max Kruft ist außerdem homosexuell, kann somit auch einen anderen Zugang zu diesem Bereich der Sexuelle Bildung schaffen. Seine sexuelle Neigung spreche er allerdings nicht direkt an, sagt der Landauer. Schließlich sollte es nichts mehr Besonderes darstellen, homosexuell zu sein. Das Outing, das Bekennen zur sexuellen Orientierung, sollte ein Ende haben.

Mittlerweile verzeichnet der Landauer Ortsverein von Pro Familia genauso viele Aufträge wie vor Corona. 2019 waren 31 Schulklassen besucht worden, zwölf andere Einrichtungen, darunter beispielsweise Jugendtreffs. Beraten wurden zudem 35 Lehrkräfte und Erzieher sowie sechs andere Multiplikatoren, zu denen beispielsweise Tagespflegepersonen gerechnet werden. Die großen Themen bei den Kinder und Jugendlichen sind Pubertät und Verhütung, betont Hannah Blumenstiel. Wobei mit den Schülern schon längst über Transsexualität gesprochen wird, die beim Nachwuchs durchaus akzeptierter sei, als manche Erwachsene denken. „Es gibt Mädchen und Jungen, die sich mal mehr dem einen, mal dem anderen Geschlecht angehörig fühlen“, berichtet die Maikammererin.

Wertekreis kann das Eis brechen

Es gibt rund eine Bandbreite an Themen, die sie mit den Kindern und Jugendlichen besprechen. Neben der Wissensvermittlung über körperliche Vorgänge wollen die beiden Sexualpädagogen den Nachwuchs dazu anregen, ihre Gefühle und Einstellungen zu bestimmten Themen zu reflektieren. Auf eine geschlechterspezifische Sichtweise und die Akzeptanz der sexuellen Vielfalt legen sie ebenfalls Wert.

Um ein Gefühl dafür zu bekommen, was der jeweiligen Schulklasse wichtig ist, greifen Blumenstiel und Kruft auch auf den Wertekreis zurück. So bezeichnen sie ihr Hilfsmittel, ihr bunt gestaltetes Tuch, auf dem ein Kreis abgebildet ist. Sie konfrontieren die Schüler mit bestimmten sexuellen Fragen und Orientierungen, etwa zur Pille danach. Erörtert wird auch, wie sie dazu stehen, wenn ein Kind zwei Väter oder zwei Mütter hat, oder wenn sie vom Partner eine Ohrfeige bekommen.

Spannend seien die Veranstaltungen in den Schulen auch deshalb, weil der Wissensstand und Informationsbedarf der Jugendlichen immer unterschiedlich ist, selbst innerhalb einer Jahrgangsstufe. Während ein Teil der Schüler eine Scheu davor haben könne, über Genitalien zu sprechen, kenne der andere Teile Filme, die nur für Erwachsene bestimmt sind.

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