Landau Nach dem Gassigehen an die Dialyse

Golfo hatte es geschafft. Dem verwahrlosten Straßenstreuner in Spanien gelang der soziale Aufstieg zum geliebten Familienhund in Deutschland. Doch das glückliche Hundeleben in der Landauer Südstadt war ihm lediglich ein Jahr und vier Monate vergönnt. Am 9. März ist der acht Jahre alte Mischlingsrüde elendig verendet. „Es war ein Sonntag und ich war erst zum dritten Mal mit ihm in dieser Gegend“, erinnert sich Sabine Patisson. „Unweit der alten Verbindungsstraße zwischen Godramstein und Arzheim habe ich bemerkt, dass Golfo etwas aufgenommen hat, es war sehr klein, aber ich konnte nicht erkennen, was es war“, berichtet die Hundehalterin. Wieder zu Hause, begann der Hund plötzlich zu zittern, bekam Durchfall und Schaum vor dem Maul. „Als er kurz darauf krampfte und sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, fuhr ich direkt zum Tierärztlichen Notdienst nach Ilbesheim“, berichtet Patisson. Judith Heckel hat die Anzeichen einer Vergiftung erkannt und die Familie in die Tierklinik nach Germersheim geschickt. Dort hat man vergeblich versucht, dem Tier zu helfen, abends um neun musste Golfo eingeschläfert werden. Mit der schriftlichen Bestätigung, dass Golfo vermutlich ein sehr aggressives Gift aufgenommen hat, erstattete Patisson am 18. März Anzeige bei der Polizei in Landau. Als die RHEINPFALZ am 14. April nach dem Ermittlungsstand fragte, lag im zuständigen Dezernat der Kriminalpolizei allerdings zunächst nichts vor. „Das Formular war irgendwo auf dem internen Weg hängengeblieben“, lautete die Begründung. Zuständig ist das Kommissariat vier, das Delikte in den Bereichen Vermögen, Umwelt und Verbraucherschutz bearbeitet. „Wir müssten einen Menschen, der Giftköder auslegt, direkt dabei beobachten.“ So erklärt Abteilungsleiter Stefan Nord, warum es fast unmöglich sei, gezielte Attacken auf Hunde aufzuklären. Er nimmt Herrchen und Frauchen in die Pflicht: „Wenn ein Halter sich nicht absolut sicher ist, dass sein Hund im freien Gelände nichts aufnimmt, soll er ihm vorsorglich einen Maulkorb überziehen.“ In der Hundeschule „Absolut“ in Eschbach appelliert Alexandra Fentz an die Hundeführer, auch in Feld und Flur die Hinterlassenschaften einzusammeln und ihre vierbeinigen Begleiter fachkundig für den Freilauf zu trainieren. „Hunde haben ihre Nase immer unten“, erklärt die Tiertrainerin. Um den Kontakt mit Giftködern zu vermeiden, müsse der Mensch diese vor dem Tier erkennen – im hohen Gras ein aussichtsloses Unterfangen, das auch Lana beinahe das Leben kostete. Beim Gassigehen hinter der Winzergenossenschaft in unmittelbarer Nähe einer Hundeschule zwischen Ilbesheim und Göcklingen am 13. März war die Golden-Retriever-Hündin noch topfit. Am darauffolgenden Tag wollte Lana nicht mehr fressen; als sie nicht mehr laufen konnte, suchte Antonia Anslinger zwei Tierkliniken in der Region auf und fuhr schließlich mit dem leidenden Hund nach Gießen. Dort haben Tierärzte der Kleintierklinik an der Justus-Liebig-Universität um Lanas Leben gekämpft. Zwei Wochen lang hing das Tier an der Dialyse. Seit einigen Tagen ist Lana nun wieder zu Hause in Arzheim, „aber sie ist sehr schwach und wir wissen immer noch nicht, ob sie es schaffen wird“, berichtet Anslinger. Mit der schriftlichen Bestätigung, dass Lana vergiftet wurde, will nun auch Familie Anslinger Anzeige erstatten. Um eine toxische Substanz genauer zu bestimmen, ist allerdings eine teure Laboruntersuchung oder bei verendeten Tieren eine Obduktion erforderlich. Beides kostet die Besitzer viel Geld. „Es sind nicht immer gezielte Anschläge auf Tiere. Die giftigen Substanzen von Spritzmitteln etwa nehmen Kleintiere mit der Haut auf“, weiß Tierärztin Heckel und rät: „Vom Frühjahr bis in den Herbst sollten Gassigeher die Weinberge und Ackergelände meiden. Verärgerung über Tretminen in Parks und in der Landschaft am Stadtrand könne durch ausgewiesene Hundeauslaufgebiete vermieden werden: „Die Stadt Landau hat eine Anleinpflicht erlassen und der Hundeführer ist gesetzlich dazu verpflichtet“, sagt Heckel. (hps)

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