Landau LCV: Vagabundenleben satt

91-41989350.jpg

Der Landauer Carneval-Verein „Narrhalla“ möchte das Haus in der Nußdorfer Geißelgasse 23 kaufen, in dem er sein Narrenheim einquartiert hat. Mit Mehrheit gaben die Mitglieder dem Vorstand Prokura. Das Gebäude gehört der VR Bank Südpfalz. Sie sucht für ihre Filiale einen anderen Standort im Dorf.

Nach drei Stunden und einer intensiven Debatte über eine neue Satzung zauberte Vorsitzender Stefan Lang die Kaufoption aus dem Hut wie der Magier das weiße Kaninchen. Nach weiteren 45 Minuten engagierter Diskussion der gut 50 Mitglieder war der Kauf beschlossene Sache. Das Geschäft darf allerdings nur abgewickelt werden, wenn der LCV nicht mehr als 200.000 Euro für das Anwesen auf den Tisch legen muss. Laut Lang gibt es zwei weitere Interessenten. Um bei den Verhandlungen nicht außen vor zu sein, müsse die Entscheidung sofort gefällt werden. Schärfste Kritiker waren Dirk Vögeli und Udo Lameck, beide ehemals Vorsitzende. Lang machte den Mitgliedern eine einfache Rechnung auf: „Zum Jahresende stehen wir auf der Straße. Wir werden nicht mehr trainieren können, uns nicht mehr zurückziehen können.“ VR Bank-Vorstand Christoph Ochs bestätigte gestern auf Anfrage die Umzugspläne der Bank. Allerdings werde der Betrieb in der Geißelgasse wohl bis Jahresende 2015 laufen. Stefan Lang fuhr fort, der LCV sei lange genug Vagabund gewesen, aus der Landauer Festhalle wegen deren Sanierung vor Jahren ausgezogen und in Steinweiler untergekommen. Vor vier Jahren nahm Ochs den Verein in Nußdorf auf. Dort fühle er sich wohl. Ein Teil der Garden trainiere über der Bank. „Der LCV braucht ein Zuhause“, rief Lang. Ein Ersatz sei schwer zu finden. In Nußdorf zahlt der LCV keine Miete. Der Finanzplan sehe sehr gut aus, begeisterte sich der Vorsitzende. Nach einer fulminanten Kampagne, die der „Narrhalla“ Einnahmen von rund 18.000 Euro in die Kasse spülte, könne sich der Verein das Eigenheim leisten. Das Haus sei in gutem Zustand, der Keller trocken, die Heizung neu. Das Untergeschoss könne ohne große Veränderungen vermietet werden. Inklusive Tilgung und Nebenkosten rechnet der Vorstand mit 1200 bis 1500 Euro Belastung monatlich. „In 25 Jahren wäre der Verein schuldenfrei“, sagte Lang, „das ist in der Folge für alle zu schultern.“ Den Kassenstand bezifferte Schatzmeister Manfred Wagenblatt auf über 48.000 Euro. „Wir müssen sehr, sehr gut darüber nachdenken“, warnte Udo Lameck eindringlich vor Schnellschüssen. Der ehemalige Vorsitzende hatte mit hohen Schulden zu kämpfen, die nach einem Wechsel vor vier Jahren erst sein Nachfolger Dirk Vögeli in den Griff bekam. Lameck sprach den hohen Anteil an Sponsorengeldern an, beispielsweise hat die Sparkasse Südliche Weinstraße 10.000 Euro spendiert, und fragte: „Was sagt Jung, wenn wir das Geld jetzt der VR Bank geben?“ Bedenken äußerte auch Dirk Vögeli: „Wenn wir bleiben können, ist das angenehmer. Aber der Verein geht nicht unter, wenn er ausziehen muss.“ Es sei noch kein Mieter für das Untergeschoss zur Stelle. „Wenn eine Kampagne ausfällt, dann ist alles gelaufen.“ Angesichts des Gewinns am Schmutzigen Donnerstag bei der SWR4-Schlagerparty von fast 11.000 Euro erinnerte Vögeli daran, dass der LCV im Jahr davor nur 500 Euro gutgemacht habe. Um eine Kampagne ordentlich durchzuorganisieren, brauche der Vorstand mindestens 25.000 bis 30.000 Euro auf dem Konto. Wenn die Bank den Kauf voll finanziere, müsse das Geld auf dem Konto nicht angetastet werden, hielt Walter Schwarz dagegen. „Es gibt kleinere Vereine, die größere Brocken gestemmt haben. Ich bin dafür“, warf sich Siegfried Spilker für den Vorstand ins Zeug. Der Jugend des Vereins gefiel die Idee, weiter in Nußdorf üben zu können. Es sei ohnehin schwierig, Räume zu finden. Die Schulturnhallen seien in den Ferien zu und müssten inzwischen angemietet werden. Mieter ist der LCV auch bei der Tanzschule Wienholt. Bei 37 Ja-, sieben Nein-Stimmen und drei Enthaltungen ging der Vorschlag des Vorstandes durch. (sas)

x