Landau Landau macht sich für fairen Handel stark
Seit Samstag ist Landau die 535. „Fairtrade Stadt“ in Deutschland und die 32. Stadt in Rheinland-Pfalz, die möglichst viele Waren mit dem blaugrünen Fairtrade Siegel anbietet. Das Siegel soll garantieren, dass die Produkte gerecht bezahlt werden.
„My fair Ladies and Gentlemen.“ So sollte Oberbürgermeister Thomas Hirsch künftig die Menschen in Landau begrüßen, riet Manfred Holz, Ehrenbotschafter des Vereins „Transfair Deutschland“ dem Landauer Stadtchef, als er ihm während des Marktgebetes in der Stiftskirche am Samstag die Urkunde überreichte, die Landau offiziell als „Fairtrade Stadt“ auszeichnet. Das blaugrüne Siegel garantiert, dass die Hersteller der damit versehenen Produkten, die in öffentlichen Einrichtungen, Schulen, in der Gastronomie und in den örtlichen Geschäften angeboten werden, gerecht bezahlt und die Produkte unter Beachtung sozialer und umweltschonender Kriterien hergestellt und gehandelt werden. „Visionen ohne Aktionen bleiben Illusionen“ betonte Holz, der direkt vom Katholikentag aus Münster zur Verleihung der Urkunde nach Landau gekommen war und versicherte, dass der Kauf von Produkten mit dem Fairtrade Siegel kein Almosen sei, sondern „ein nachhaltiger Beitrag gegen die Armut als eine der Fluchtursachen“.
Idee des fairen Handels schon 1979 nach Landau gebracht
„Was lange währt, wird nach einigen vergeblichen Versuchen endlich gut“. In seiner Ansprache erinnerte der Pfarrer der Stiftskirchengemeinde, Jürgen Leonhard, an die Anfänge, als Clara Kreiter die Idee des fairen Handels 1979 vom evangelischen Kirchentag nach Landau brachte und im heimischen Wohnzimmer den Verein „Partnerschaft Dritte Welt“ gründete. Im Hinterhof des Hauses zum Maulbeerbaum wurde ab 1980 der erste fair gehandelte Kaffee verkauft. Heute agiert der Verein, der mittlerweile „Partnerschaft Faire Welt“ heißt, von einem großen Ladengeschäft in der Kugelgartenstraße aus. Clara Kreiter verkauft auch heute noch mit 85 Jahren ehrenamtlich im „Weltladen“ Lebensmittel, Spielzeug, Geschenkartikel, Haushaltswaren und Schmuck, die in Ländern auf der südlichen Halbkugel von Menschen hergestellt werden, die dafür einen angemessenen Lohn erhalten. Seit 1994 hatte die langjährige Vereinsvorsitzende Sabine Lüdtke immer wieder bei der Stadtverwaltung vorgesprochen, um die Stadtspitze davon zu überzeugen, innerhalb der Verwaltung und bei städtischen Veranstaltungen fair gehandelten Kaffee auszuschenken und später Anträge gestellt, Landau solle sich der Initiative des in Köln ansässigen Dachvereins „Transfair Deutschland“ anschließen und „Fairtrade Town“ werden.
Siegel nur als Zwischenschritt
2011 fand der Appell endlich Gehör im Rathaus, seither ist Landau, auf dem Weg, eine „faire Stadt“ zu werden. „Das Siegel ist nur ein Zwischenschritt“ stellte Bürgermeister Maximilian Ingenthron in seiner Begrüßung fest und warb für den Brückenbau zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden durch nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und dem Kauf fair gehandelter Produkte. Seit einer Reise in das afrikanische Partnerland, bei der er sich vor Ort über die Bedingungen informieren konnte, kaufe er zum Beispiel nur noch Kaffee aus Ruanda, bekannte Ingenthron. Auch Christiane Dyjecinski, Gemeindeassistentin der katholischen Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt, berichtete aus ihrer eigenen Familie, dass die Kinder zu Weihnachten und Ostern weniger, dafür aber fair gehandelte Nikolause und Osterhasen geschenkt bekommen. „Fairness ist eine innere Haltung“, stellte Oberbürgermeister Thomas Hirsch fest. Das Siegel solle ein Ansporn für alle Landauer sein, das eigene Verhalten zu überdenken. „Fairness“ stehe für nachhaltige Stadtentwicklung, nachhaltige Arbeitswelt und nachhaltiges Bildungswesen, für fairen Ausgleich von ökonomischen, ökologischen und sozialen Interessen. Bezirkskantorin Anna Linß an der Orgel und das Blechbläserensemble der Stadtkapelle verliehen der Feierstunde einen angemessen festlichen Rahmen. Vor der Kirche hatten die Unterstützer der Aktion Informationsstände aufgebaut, luden bei Sekt und Brötchen zum Verweilen ein. Auszubildende aus dem Warenhaus „Real“ verteilten fair gehandelte Rosen, der Nachwuchs der Unternehmensgruppe verschenkte mit ausführlicher Erklärung des fairen Handels Kaffeeproben.