Landau Jugend trainiert für Herxheim

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Herxheim. Klack. Klack. Pause. Klack. Das Hämmern der Hände auf die Uhren schallt durch den ansonsten fast stillen Raum in der Herxheimer Festhalle. Hier laufen gerade vier Schach-Blitzpartien gleichzeitig, acht Jugendliche treten gegeneinander an.

Im Blitzschach bekommt jeder Spieler fünf Minuten Bedenkzeit, dann muss die Partie entschieden sein. Es ist Trainingsbetrieb, unaufdringliche Erklärungen und Tipps des Jugendleiters Ralf Müller oder des Vorsitzenden Lorenz Busch, im Flüsterton, unterbrechen die konzentrierte Stille. Dann: Ein lauter Freudenschrei, ein junger Spieler ist glücklich über seinen Sieg gegen seinen Kontrahenten. Beim Schach-Training in Herxheim geht es lockerer zu, als es die Atmosphäre des Raumes widerspiegelt. Und mit mehr Spaß an dem Sport, als die Klischees nahelegen. Es ist Samstag. Um 15.30 Uhr beginnt das Jugendtraining des Schachclubs 1947 Herxheim. An diesem Tag sind zehn Jugendliche da, dazu zwei Jugendtrainer und der Vorsitzende. „Samstags können vorrangig Jugendliche trainieren, aber auch Erwachsene sind herzlich willkommen“, sagt der Offenbacher Busch. Der Trainingsbetrieb für Erwachsene sei am Freitagabend, ab 20 Uhr. Viele Jugendliche erschienen an beiden Terminen, freut sich Busch. Der SC Herxheim hat für diese Saison zwei Mannschaften gemeldet, das ist nicht viel. Vor allem, wenn man bedenkt, dass von den 44 Vereinsmitgliedern 33 aktiv spielen. Die erste Mannschaft tritt in der zweiten Pfalzliga, Staffel Ost, an. Das ist fünf Ebenen unter der obersten Spielklasse. In den großen Zeiten des Vereins, den 70er-Jahren, trat die erste Mannschaft in der Oberliga an, damals die höchste Spielklasse. 1956 schaffte es der Herxheimer Spieler Hans Matthai im kanadischen Montreal Schachlegende Bobby Fischer in 103 Zügen zu entnerven und unentschieden zu spielen. Heutzutage braucht ein Verein acht Spieler, um in der Pfalzliga eine Mannschaft zu stellen. Die zweite Mannschaft spielt in der Bezirksklasse, hier werden nur sechs Spieler pro Team eingesetzt. Das Problem sei, laut Busch, dass die meisten Spieler nicht immer antreten könnten, deshalb müsse in der Kaderplanung ein gewisser „Vorrat“ an Ersatzspielern eingerechnet werden. Minh Anh Nguyen, am siebten Brett der zweiten Mannschaft gemeldet, spiele beispielsweise Tischtennis, ein anderer Fußball, der dritte Handball. Natürlich würde Busch sich wünschen, dass sich alle auf Schach fokussieren, aber schlecht findet er die vielfältigen Interessen der Kinder und Jugendlichen auch nicht. „Das ist besser, als zu Hause vor dem Computer oder der Konsole zu sitzen“, betont der Vorsitzende. Mittlerweile spielen einige Jüngere Räuberschach gegeneinander. Das ist eine Variante des Spiels, in der der Spieler jede Figur des Gegners schlagen muss, die er schlagen kann. Der Spieler, der zuerst keine Figur mehr auf dem Brett hat, gewinnt. Die Jüngeren haben sehr viel Spaß mit dieser Art des Schachs. Gleichzeitig lernen sie die Schlagmuster der einzelnen Figuren. Im Lauf des Trainings folgt auch noch ein wenig Frontalunterricht. Hier steht die Analyse von Spielen, die in Wettkämpfen wie beispielsweise Mannschaftspartien gespielt wurden, im Fokus. In dieser Trainingsform wird geschaut, was gezogen wurde und wo es Verbesserungsmöglichkeiten gegeben hätte. In Herxheim wird die Jugendförderung groß geschrieben. Der Verein habe einen relativ hohen Altersschnitt, erläutert Busch. Es gebe auch deshalb eine Kooperation mit der Schach-AG des Pamina-Schulzentrums, in der viele Vereinsspieler Mitglied seien. Im Schulschach wurde bei der deutschen Meisterschaft 2012 im hessischen Bad Homburg der fünfte Platz erreicht. Drei der vier Spieler, die die Schule vertraten, sind Vereinsspieler in Herxheim. Die Mannschaft der Pamina-Schule erhielt auch bei der Sportlerehrung des Landkreises Südliche Weinstraße für die Landesmeisterschaft im Schulschach die Silberne Ehrung. Auch, wenn diese Ehrungen von der Schule gewonnen wurde, ist der Verein stolz darauf, es sind schließlich „seine“ Spieler, die dort antraten. „Markus Müller vom Pamina-Schulzentrum leistet seit Jahren sehr engagierte Arbeit, die auch uns zugute kommt“, lobt Busch. „Generell wäre es wünschenswert, wenn sich mehr Leute im Verein engagieren“, sagt Busch. Für die Älteren sei Schach gut fürs Gehirn, und die Jüngeren lernten logisches Denken und würden ruhiger werden, argumentiert der Vorsitzende. „Und“, ergänzt er und lacht, „ein weiterer Vorteil: die Geselligkeit.“ INFO Der Schachclub Herxheim trifft sich freitags, 20 Uhr, und samstags, 15.30 Uhr, in der Herxheimer Festhalle, Hintereingang.

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