Landau Ich mach’ das jetzt
Viele Menschen kennen die Qualen des Übergewichts. Kontrolle ist alles, der tägliche Blick auf die Waage bestimmt die Tagesstimmung. RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Sonja Roth-Scherrer kennt das Elend. Die 53-jährige Mutter von drei Kindern hat den überflüssigen Pfunden den Kampf angesagt – wieder einmal. Sie will 25 Kilo abnehmen und hat sich auf ein neues Angebot des Bella-Vitalis-Inhabers Frank Weber eingelassen. Eine Stoffwechselkur soll der Einstieg in den begleiteten Abnehmmarathon sein. Sie wird in den nächsten Monaten berichten – hoffentlich über Erfolge.
Von wegen: Dick sein ist keine Veranlagung. Ich bin schon dick auf die Welt gekommen. Fotos beweisen, dass ich bereits in der Wiege ein pausbäckiger Wonneproppen war. Auf dem Einschulungsfoto quellen speckige Beinchen unter dem Faltenröcken hervor. Für die Erstkommunion musste ein passendes weißes Kleid für mich maßgeschneidert werden. Und weil meine kleinen Füße viel zu tragen hatten, trug ich keine schicken Ballerinas, sondern plumpe Schnürschuhe. In jungen Jahren hab’ ich es dann einmal geschafft, mich in Kleidergröße 38 zu hungern – doch das war nicht von langer Dauer. Nach jedem Kind bin ich ein bisschen schwanger geblieben, irgendwann verlangen die Wechseljahre ihre Pfunde. Jetzt reicht’s. Durch einen Fahrradsturz im September und in der Folge einem Winter ohne ausreichend Bewegung platzt das teure Badekleidchen, das ich mir im vergangenen Sommer geleistet habe, aus allen Nähten. Also ist mal wieder Abnehmen angesagt, bevor das Freibad seine Pforten öffnet. Doch was probier’ ich dieses Mal aus? Die Auswahl ist grenzenlos. Mit allem, was Frauenzeitschriften wöchentlich zu bieten haben, von der Eier- und der Ananas- sowie der Atkins- und Glyx-Diät bis hin zum Abnehmen mit dem inneren Schweinehund und dem Schlank-im-Schlaf-Konzept hab’ ich ab- und zugenommen. Fünf Kilo runter, zehn wieder drauf. Im Regal stapeln sich die Ratgeber, Literatur von Fachleuten und Laien, die irgendwann einmal behauptet haben, es endgültig geschafft zu haben. „Bevor du den Löffel abgibst, steck ihn in den Mund“, propagiert die österreichische Liedermacherin Stefanie Werger – und fährt mit der Trennkost bis heute Achterbahn mit ihrem Übergewicht. Auch Joschka Fischers „Mein langer Lauf zu mir selbst“ hat ihn längst überholt. Hat er nicht behauptet, er habe es geschafft, die Diskette im Kopf auszutauschen? Offensichtlich nicht, denn aktuelle Aufnahmen des Grünen-Politikers zeigen ihn noch schwammiger als vor der „Fit-wie-ein-Turnschuh“-Phase. Der alte „Set-Point“ hat den langjährigen Marathonläufer wieder eingeholt. Und jetzt kommt so ein Fitness-Heini daher. Er verspricht mit einer homöopathischen Hormonersatzkur dauerhaften Erfolg. In 44 Tagen zehn Prozent des Körpergewichts verlieren – und zwar „Depotfett“ an Bauch, Beinen und Po. Und das auch noch dauerhaft. Das ist ein Wort. Die Information des Hormons HCG in winzigen Zuckerkügelchen nennt Frank Weber beim Infoabend als Zauberwaffe gegen ungesunde Gelüste und gegen den Hunger überhaupt. 500 Kalorien sind extrem wenig als Tagesration. Mehr gibt’s nicht. Und das 21 Tage lang. Dafür gibt’s einen Aloe-Vera-Trank, der nach Kloputzmittel schmeckt, und jede Menge Nahrungsergänzungsmittel. Schließlich muss der Körper mit guten Fettsäuren und Eiweiß versorgt werden. In der abschließenden Stabilisierungsphase wird 21 Tage lang der Stoffwechsel „neuprogrammiert“, heißt es. Frank Weber erklärt den staunenden Zuhörern, dies sei die entscheidende Phase gegen den Jo-Jo-Effekt. Wer diese drei Wochen durchhält, ohne zuzunehmen, der hat es angeblich geschafft. Wie auch immer das gelingen soll. Weber sagt: Wer sich an die Anleitung hält, wird nie wieder zunehmen. Aus einer Erprobungsphase präsentiert er Vorher-Nachher-Bilder von seinen Trainern. Neidvolle Blicke auf superschlanke Frauenkörper und gestählte Sixpacks bei den Männern. Alle Mitarbeiter mussten die Stoffwechselkur ausprobieren, und alle stellten eine Verbesserung fest. Zivilisationskrankheiten wie Gicht, hohe Blutfettwerte, Bluthochdruck und Altersdiabetes seien kein Hindernis, im Gegenteil, die Werte verbesserten sich im Verlauf der Kur. „Zeugen“ im Raum sind spontan bereit, ihre Erfahrungen zu schildern. Alle zeigen sich begeistert. Alle behaupten, abgenommen zu haben. Alle schwören auf das Fitnesstraining als „Figurformer“. Das Allerbeste an der Kur sind die „Ladetage“. Bevor der Stoffwechsel in der Reduktionsphase bis zum Anschlag gedrosselt wird, wird er noch mal so richtig angekurbelt. Das heißt: essen, so viel du kannst. Während der Kur dürfen die Teilnehmer, auch ohne Mitglied zu sein, die Bella-Vitalis-Fitnessstudios besuchen und unter Anleitung eines persönlichen Betreuers Muskeln aufbauen und die Ausdauer verbessern. Los geht’s. Ich mach’s.