Landau Hauptschule ist kein Hindernis

Comedian Osman Citir gab den Schülern in Wörth gute Tipps mit auf den Weg.
Comedian Osman Citir gab den Schülern in Wörth gute Tipps mit auf den Weg.

Einen ganz besonderen Auftritt von einem, der die Schule auch nicht so mochte, kündigte der Schulleiter der IGS Wörth, Jörg Engel, den 600 Schülern in der voll besetzten Festhalle an. Der 36-jährige Comedian Osman Citir war mit seinem Programm „Comedy macht Schule“ zu Gast.

Der Auftritt wurde vom Förderverein der IGS arrangiert, der hierfür auch finanzielle Mittel aus dem Aktionsprogramm „Demokratie leben“ der Stadt Wörth in Anspruch nehmen konnte. Die Jahrgangsstufen 7 bis 10 der IGS und vier zehnte Klassen des Europa-Gymnasiums hörten bei Osman Citirs Programm „Comedy macht Schule“ 90 Minuten lang zu. Sein Motivationsprogramm spricht die Schüler direkt an und soll sie für mehr Leistung und Engagement in der Schule begeistern. So brach Citir gleich das Eis mit Witzen und flotten Sprüchen – auch die Bundeskanzlerin wurde dabei nicht verschont − und erntet die ersten Lacher bei den Schülern. Die wurden aktiv miteinbezogen: Citir übersetzte bestimmte Begriffe aus dem Deutschen ins Türkische oder Russische, und ließ sich dabei vom mehrsprachigen Publikum unterstützen. Auch Alltagssituationen wie Kontaktaufnahme am Strand oder Abende in der Disco machte er zum Thema. Citir berichtete aber auch authentisch über seinen Werdegang als Hauptschüler und seine Erfahrungen: „Lebe deinen Traum, mache nur das, was du machen willst. Lass dir nichts aufreden.“ Dabei kam er auf einen ehemaligen Mitschüler zu sprechen. Er nannte ihn Sven – „ein Unruhestifter, Möchtegern-Cooler“, der früh raucht und kifft und auch Citir dazu verleiten wollte. „Dein Leben ist zu schade, von solchen Chaoten zerstört zu werden“, appelliert er an die Schüler. Der Comedian schaffte es, in seine Wunsch-Schule zu kommen, hatte Respekt vor den Lehrern. „Sie sind am Ende des Schuljahres die Kings.“ Er erzählte auch, wie er mit Kameraden gemeinsam lernte: „Teile dein Talent“, meinte er, und schärfte den Mädchen ein: „Lasst euch nichts gefallen.“ Still wird es in der Halle, als der Comedian von harten Zeiten und Wendepunkten in seinem Leben berichtet. Bei seinem kleinen Bruder wurde Krebs diagnostiziert. In dieser für die ganze Familie schweren Zeit suchte er einen Ausbildungsplatz, machte Praktika und bekam zahlreiche Absagen, ehe er einen Ausbildungsplatz in einem Möbelhaus erhielt. „Seid aktiv, gebt nicht auf, kämpft – jetzt erst recht“, lautete Citirs Botschaft. Das galt auch für seinen Bruder. „Er hat das Unmögliche möglich gemacht, die Krankheit nach drei Jahren besiegt, ist heute 39 Jahre alt und technischer Zeichner.“ Heute habe er seinen Traum erfüllt – „trotz Hauptschule“, sagte Citir, der seit 2009 als Comedian auftritt und damit wieder zum Humor zurückfinden konnte, nachdem er seine schönste Zeit, die Ausbildung, ein paar Jahre hinter sich hatte. Im anschließenden Workshop der Klassen 9b und 9d fragte der Comedian die Schüler nach ihren Eindrücken, ob sie die Veranstaltung so erwartet hatten, ob sie Angst hatten, enttäuscht zu werden und was hängen geblieben sei. Sie fanden seine Ausführungen sehr spannend und dass er von Anfang an ihre Aufmerksamkeit geweckt habe. Hängen geblieben sei: Man soll niemals aufgeben. Wenn man aufgebe, habe man schon verloren. Dabei kam auch sein Bruder wieder zur Sprache, dessen Schicksal die Schüler sehr berührt hatte. Eine Lehrerin meinte, Citir solle diese Passage aus seinem Programm streichen, weil Schüler solche Verluste und Ängste selbst erleben und einige auch aus Betroffenheit mit Tränen den Saal verlassen hätten. Diese Meinung teilten aber nur wenige Schüler. Der Comedian betonte, dass seine klare Botschaft sei, wie man mit solchen Situationen umgehe: niemals aufgeben. Arlind fragte in die Runde, was gewesen wäre, wenn der Bruder es nicht geschafft hätte. Worauf Sila meinte: „Man kann den Bruder doch als Vorbild nehmen.“ Im Verlauf der Diskussion ging es auch um das Sozialverhalten von „Sven“, ein fiktiver Schüler, gegenüber Lehrern und Schülern. Citir: „Gehe auf die Lehrer zu, wenn du Fehler gemacht hast, suche das Gespräch, springe über deinen Schatten.“ Auch die Schüler kannten Mitschüler wie „Sven“. Citir meinte: „Deine Freunde haben größere Macht über dich als deine Familie und ziehen dich mit. Wenn du merkst, dass das nicht gut läuft, dann weg, weg“, riet er. „Du entscheidest, mit wem du zusammen sein willst – in der Schule und im Verein.“

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