Landau Haben die Saatkrähen in Landau gewonnen?

Ein Auto in der Rheinstraße in Landau. Viele Parkplätze dort können ab Februar so lange nicht genutzt werden, bis das Blattwerk
Ein Auto in der Rheinstraße in Landau. Viele Parkplätze dort können ab Februar so lange nicht genutzt werden, bis das Blattwerk der hohen Bäume besser vor dem Kot der Tiere schützt.

Die Saatkrähen haben in Landau wieder ihre Nester gebaut oder alte ertüchtigt. Seit Jahren sind sie von Februar bis in den Juni ein Ärgernis in der Stadt. So zuverlässig sich die kreischenden Vögel über den Landauern zusammenrotten, so regelmäßig kommt auch die Diskussion auf, wie der Plage begegnet werden könnte.

Die CDU-Fraktion im Landauer Stadtrat meldet sich Wort, weil sie staunend auf Äußerungen bayerischer Bürgermeister und auf Ankündigungen des SPD-Oberbürgermeisterkandidaten Maximilian Ingenthron reagiert.

Peter Lerch und Ralf Eggers verweisen auf eine Sendung des bayerischen Rundfunks, bei der mehrere Bürgermeister sinngemäß von der Kapitulation vor den Saatkrähen gesprochen hätten, nachdem sie seit Jahren vergeblich versucht hatten, der Plagegeister Herr zu werden. Versucht worden sei dies mit Greifvogelattrappen, Abwehrnetzen und auch Nestzerstörungen. „Ist dies auch die Konsequenz für Landau?“, fragen sich Eggers und Lerch.

150 Nester am Messplatz

Wie sie in ihrer Stellungnahme schreiben, scheinten sich entgegen aller Vorhersagen echter oder ,sogenannter’ Experten die Saatkrähen auch in Landau wieder vermehrt zu haben. Zwar habe in einzelnen Schulhöfen durch kostenintensives Zurückschneiden der Bäume Entlastung erreicht werden können, dafür habe die Population in anderen Bereichen der Innenstadt zugenommen. Alleine rund um den alten Messplatz seien etwa 150 Nester gezählt worden, so Eggers und Lerch. Auf ähnliche Belastungen könnten die Anwohner der Ludowicistraße, der Rheinstraße oder am südlichen Ausgang des Goetheparks verweisen. Auch an der Marienkirche haben sie Quartier bezogen.

Die Stadtverwaltung zählt die Nester nicht,so hieß es schon im vergangenen Jahr. Dass es mehr Saatkrähen sind als noch vor Jahren, scheint im Rathaus unbestritten. „Durch die Rückschnitte an Baumkronen in Schulhöfen wurden die Brutkolonien aufgesplittet und siedelten sich in angrenzenden Bereichen an. Hier kam es dann in einem zweiten und dritten Schritt zu einem Anwachsen der Tochterkolonien, was in der Summe auch die Gesamtpopulation im Stadtgebiet erhöht hat“, lautete im vergangenen Jahr die Auskunft aus dem Rathaus.

Schutzbedarf überholt

Eggers und Lerch halten die Verschmutzungen durch den Kot der Vögel noch für das kleinere Dilemma. „Anwohner klagen immer wieder über gesundheitliche Probleme durch das intensive Krähen, das früh morgens beginnt und oft bis in die Nacht hinein zu hören ist.“ Für Eggers scheint es inzwischen eine Schieflage zwischen Tierschutz und Menschenschutz zu geben.

Die CDU anerkennt, dass die Saatkrähen einmal eine bedrohte Art gewesen sei, der zurecht ein Schutzstatus zugebilligt worden sei, doch das dürfte heute längst überholt sein. Verwunderlich sei deshalb, dass es das rheinland-pfälzische Umweltministerium ablehne, durch eine Gesetzesinitiative Abhilfe zu schaffen. Stattdessen werde empfohlen, vor Ort mehr „Akzeptanzwerbung“ zu betreiben und „alternative passive Schutzmaßnahmen“ anzubringen. Kostenträchtig und ohne Erfolgsperspektive, schreibt Lerch: „Augenwischerei.“

Neue Lösungen?

Umso erstaunlicher hätten sie zur Kenntnis genommen, dass Maximilian Ingenthron angekündigt hat, sich des Themas annehmen zu wollen. In seinem Wahlprogramm ist von einer Initiative „Menschen gehen vor“ zur Reduzierung der Zahl der Saatkrähen in der Innenstadt die Rede. Ihm sei klar, dass eine Vergrämung teuer werde und man einen langen Atem brauchen werde, hatte der OB-Kandidat vor Kurzem in einem Gespräch mit der RHEINPFALZ gesagt. „In Anbetracht der Faktenlage und der ernüchternden Resultate von Vergrämungen in anderen Städten stellen wir die Frage, ob der Bürgermeister neue Lösungsansätze hat? Dann soll er diese konkret benennen. Oder ist diese Ankündigung eher ,heiße Luft’, um mal wieder in die Schlagzeilen zu kommen?“, fragen Eggers und Lerch.

Im Goethepark haben die Vögel im vergangenen Jahr eine Galgenfrist bekommen. Die Deutsche Bahn wollte an der Bahnlinie eigentlich 280 Bäume zwischen dem Ebenberg und dem Westbahnhof fällen. Die SGD hatte zwar eine Ausnahmegenehmigung erteilt, schließlich argumentierte die Bahn mit der Verkehrssicherungspflicht, doch die nistenden Vögel verhinderte die Abholzung zunächst.

x