Landau Gute Kinderstube dank taffer Schwestern

Gerade in einer Zeit, als der Krieg dazu veranlasste, alle Schotten dicht zu machen, haben die katholischen Schwestern in Arzheim die Tore ihres schönen Anwesens in der Arzheimer Hauptstraße weit geöffnet, um den kleinsten Bürgern ein behütetes Nest einzurichten. Der Gedanke wurde aus der Not heraus geboren, denn in den oft kinderreichen Familien herrschte der Ausnahmezustand: die Väter waren im Krieg, die Mütter mussten die schwere Feldarbeit leisten und das Vieh versorgen, die Alten waren mit Haus und Hof überfordert – wohin also mit dem Nachwuchs? Der wurde nun dankbar im Kindergarten abgegeben, und das sollte auch in Friedens- und neuen Kriegszeiten so bleiben, bis die Einrichtung im Juni 1941 von der NSDAP geschlossen und zugleich ein NSV-Kindergarten in einem Raum der gegenüberliegenden Schule eröffnet wurde. Nach der braunen Flut aber waren die Schwestern wieder am Zug, und ihr Angebot war so beliebt, dass 1971 ein Neubau direkt neben dem Schwesternhaus eingeweiht wurde. Leiterin war noch immer eine Nonne in Dominikanertracht, der zwei weltliche Kindergärtnerinnen und später eine weitere Helferin zur Seite standen. Seit 30 Jahren – auch das ist eigentlich ein Jubiläum – ist Christiane Erbach nun die Chefin der Kita St. Georg. Wenn sie von ihrem Alltag erzählt, spürt man – bei all ihrem Ärger über den notorischen Personalmangel – vor allem die Freude an der stets wachsenden Vielfalt möglicher Angebote und Kooperationen. Seit zehn Jahren – das wäre nun das dritte Jubiläum – gibt es bereits die Lernkooperation mit der Grundschule auf der gegenüberliegenden Straßenseite, bei der die „Mammuts“ – das sind die angehenden St. Georgs-Schulkinder –, mit den Erstklässlern „ganzheitlich und fächerübergreifend“ gemeinsame Sache machen dürfen. Immer häufiger – etwa beim Zeitungsprojekt mit der RHEINPFALZ oder dem Zusammenwirken mit der Kuk-Kinder- und Malwerkstatt der Villa Streccius - werden dafür auch externe Experten mit ins Boot genommen. Dies alles in einem renovierten Haus, das mit zwei Spielebenen im Innenbereich und einem naturnahen Außengelände mit Hanglage bewusst auf größtmögliche Mobilität ausgerichtet ist und den christlichen Glauben mit lebendiger Religionspädagogik in den Alltag integrieren will. Dafür bürgt ein sechsköpfiges Team für 50 Schützlinge, die 24 Ganztags- und 12 U-3-Plätze in Anspruch nehmen können. In den Kita-Anfängen freilich standen beim Beten, Spielen und Essen eher Ruhe und Disziplin im Vordergrund. Wie sonst hätte Schwester Anna, die diese Institution von 1927 bis 1962 35 Jahre lang leitete, ganz alleine bis zu 90 Kindern (zur Erntezeit auch Säuglingen und Krabbelbabys) Herr werden können? Ihre Erziehungsziele waren schon damals auch ohne das offiziell-diözesane „Leitbild“, das jüngst formuliert wurde, klar definiert: „Gehorsam gegenüber den Eltern und Lehrern, Fleiß, Ehrlichkeit und Gottesfürchtigkeit.“ Dass die taffe Ordensfrau, die drei Arzheimer Generationen durch die Kinderstube begleitete, nie an ihrer Aufgabe scheiterte und stets so beliebt war, schrieb sie der „guten göttlichen Führung“ und ihrem „unerschütterlichen Humor“ zugute. Damit freilich ist man auch für die Zukunft gerüstet. Info Die Jubiläumsfeier zum 100. Geburtstag beginnt am kommenden Sonntag, 10.30 Uhr, mit einem Festgottesdienst in der St. Georgskirche. Danach gibt es ein buntes Programm mit Ausstellung zur Kita-Chronik, Verkauf der Festschrift, Mittagessen und Kaffee im Kindergarten, bei Regenwetter im Dorfgemeinschaftshaus. (ttg)

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