Landau Gas-Knappheit kann Einäscherungen gefährden

Sarg und Leichnam verbrennen in drei Stufen bei Temperaturen von 800 bis 1200 Grad. Der Vorgang dauert eine Stunde.
Sarg und Leichnam verbrennen in drei Stufen bei Temperaturen von 800 bis 1200 Grad. Der Vorgang dauert eine Stunde.

Was geschieht, wenn in Deutschland das Gas knapp wird? Diese Frage treibt auch Krematorien um. Feuerbestattungen könnten schwierig werden.

Auf die Frage nach seiner größten Angst, wenn Gas knapp werden könnte, überlegt Joachim Reber, Geschäftsführer des Krematoriums in Landau, nicht lange. „Dass wir dann keine Einäscherungen mehr vornehmen können“, antwortet er ohne Bedenkzeit in einem Gespräch mit Dejan Vilov vom Öffentlichkeitsreferat der Evangelischen Landeskirche der Pfalz in Speyer. Für das Krematorium Landau gilt ebenso wie für die rund 160 Krematorien in Deutschland: Die Leichname werden mit Gasfeuer eingeäschert.

In Landau hat Reber für das laufende Jahr noch einen geltenden Vertrag mit seinem Anbieter zu einem vereinbarten Preis. Täglich werden bis zu 30 Leichen verbrannt. Eine Einäscherung kostet aktuell 370 Euro. Mögliche Auswirkungen des Krieges, den Russland in der Ukraine führt, sind in diesem Preis noch nicht enthalten.

Niedrigere Temperatur ausgeschlossen

Ab dem nächsten Jahr könnte der Preis steigen. „Eine mögliche Verteuerung des Gases könnten wir bis zu einem bestimmten Punkt auffangen und zumindest anteilig an die Kunden weitergeben“, sagt Reber. Er geht davon aus, dass die meisten Betroffenen angesichts der aktuellen Lage Verständnis haben würden. „Selbst bei einer Verknappung des Gases könnten wir den Betrieb noch einige Zeit unverändert aufrechterhalten.“

Theoretisch möglich wäre auch, bei niedrigerer Temperatur zu kremieren, also einzuäschern. Dann würde weniger Gas verbraucht. Allerdings hätte das zur Folge, dass Nebenprodukte, die dabei entstehen, nicht wie vorgeschrieben verbrannt werden und somit in die Luft gelangen. Geltende Vorschriften könnten so nicht mehr eingehalten werden. Darum hält Reber diese Möglichkeit für unrealistisch und ausgeschlossen.

Keine Kapazität für Erdbestattungen

Knapp eine Million Menschen werden pro Jahr mittlerweile deutschlandweit feuerbestattet. Wenn Einäscherungen nicht mehr in dieser Zahl möglich sein könnten, wären weitere Probleme programmiert, ist sich Joachim Reber sicher: „Die Infrastruktur auf den Friedhöfen ist aktuell gar nicht für eine deutlich höhere Anzahl an Erdbestattungen ausgelegt.“ So seien etwa Möglichkeiten zur Kühlung und Grabanfertigung nicht mehr gegeben.

Ferner gibt der Geschäftsführer zu bedenken, dass viele Menschen und Familien bereits Urnengrabplätze gekauft haben. „Da könnte ich ja nicht einfach einen Sarg bestatten.“ Auch Naturbestattungen wären dann nicht mehr möglich, wie beispielsweise in Friedwäldern und Ruheforsten. Denn anders als in den Niederlanden sind in Deutschland keine Erdbestattungen in ausgewiesenen Waldbereichen erlaubt. „Sollte es tatsächlich zu einem Gasembargo kommen, würde es – zumindest im ersten Moment – sehr schwierig werden“, ist Joachim Reber überzeugt.

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