Südpfalz Für den Notfall gerüstet: Checkliste für den Blackout

Die Angst vor einem Blackout scheint größer zu werden in der Bevölkerung.
Die Angst vor einem Blackout scheint größer zu werden in der Bevölkerung.

Die Sorge vor einem großen Stromausfall scheint deutlich größer geworden zu sein. Südpfälzer Experten sagen, wie eine persönliche Katastrophenvorsorge aussehen könnte. Auch die Stadt Landau bereitet sich vor.

Experten warnen: Der Katastrophenfall kann schneller eintreten, als man denkt – sei es durch Naturereignisse, Pandemien oder Krieg. Eins ist klar: Ist der Ausnahmezustand erstmal da, ist es bereits zu spät, um sich noch eben schnell für den Blackout zu rüsten. Blackout bezeichnet einen länger andauernden großflächigen Stromausfall. Geldautomaten würden dann nicht mehr funktionieren, Lieferketten abreißen, einzelne Häuser und ganze Ortschaften können von der Versorgung abgeschnitten sein. Deshalb kommt das Thema Vorratshaltung auf den Plan.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) rät jedem Haushalt dazu, sich einen Notfallvorrat anzulegen. Diesen Hinweis kann der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur der Stadt Landau, Dirk Hargesheimer, nur bestätigen. Er könne es jedem Bürger nur ans Herz legen, sich auf den Internetseiten des BBK oder in entsprechenden Flyern diese Ratschläge in einer ruhigen Minute genauer zu betrachten. „Es ist wichtig, im Vorfeld zu planen. Man sollte gerüstet sein, wenn es ernst wird“, sagt er. Denn sei die Notlage erstmal da, sei es in der Regel zu spät, um Vorkehrungen zu treffen. Er selbst habe Lebensmittelvorräte – auch in Form von Dosengerichten – für 14 Tage zu Hause. Es sollten auch immer genügend Medikamente und Hygieneartikel vorhanden sein. Bisher habe er glücklicherweise noch nie länger als sechs Stunden ohne Strom und Wärme auskommen müssen.

Vorsicht ist oberstes Gebot

Dabei bleibt gerade im Ernstfall die Vorsicht oberstes Gebot. Auch wenn es schlicht darum gehen kann, einen Raum warm zu halten: Dirk Hargesheimer rät tunlichst davon ab, mit Teelichtern einen Ofen zu bauen. Der Grund: Es kann zu einem Wachsbrand kommen aufgrund der großen Hitze, die sich beispielsweise unter einem Tontopf ansammelt. „Offenes Licht raubt auch immer Sauerstoff“, erklärt der Fachmann weiter. Ein absolutes No-Go ist es in diesem Zusammenhang auch, „auf diese Idee kommen manche“, zum Beispiel einen Holzkohlegrill in die eigenen vier Wände zu stellen. Dies könne ebenfalls lebensgefährlich werden. Beides sind definitiv keine Methoden, um ein Zimmer warm zu bekommen.

Auch Florian Feierabend, Beauftragter des THW-Ortsverbands Landau, kennt sich mit extremen Situationen aus. Er rät vor allem eines: Ruhe bewahren. Wenn der Strom für längere Zeit ausbleibt, empfiehlt er, ein batteriebetriebenes Radio anzuschalten oder gegebenenfalls ein öffentliches Gebäude aufzusuchen. Er selbst hat in seinem Keller ein paar Vorräte angelegt, sollte es zum Notfall kommen. „Meine Familie und ich haben uns am Standard-Programm orientiert: etwas haltbare Verpflegung und Getränke, die wichtigsten Medikamente, Taschenlampen und Kerzen und ein Camping-Kocher mit den passenden Gaskartuschen. Die wichtigsten Unterlagen sind zusammen gerichtet, eine Tasche mit Bekleidung habe aber nur ich gerichtet, das gehört beim Technischen Hilfswerk quasi automatisch dazu“, erklärt er. Zum Thema Medikamente weist Thomas Weiermüller, Inhaber der Apotheken im Medivicus und im Kaufland, darauf hin, bei der Notfallapotheke darauf zu achten, dass auch die verordneten Arzneimittel dabei sind.

Das THW kennt sich mit Notsituationen bestens aus.
Das THW kennt sich mit Notsituationen bestens aus.

Proviant für zehn Tage

Zurück zur Checkliste des BBK. Dort steht: Das Ziel eines jeden müsse es sein, zehn Tage ohne Einkaufen überstehen zu können. Genügend Wasser zu haben, ist elementar. Der Grundvorrat für eine Person entspreche etwa 2200 Kilokalorien pro Tag. Dieser decke damit im Regelfall den Gesamtenergiebedarf ab. Von der Anschaffung eines Notstromaggregats ist in den Empfehlungen übrigens nicht die Rede. Die Checkliste ist dennoch lang, zur Grundausstattung gehören beispielsweise auch Gummistiefel, Taschenmesser, Wolldecke, Atemschutzmaske, Schutzhelm, Dosenöffner, Zahnpasta, Einweggeschirr, Klopapier und Desinfektionsmittel. Auch eine Splitterpinzette, Wunddesinfektionsmittel und ein Fieberthermometer sollten nicht fehlen.

Dass das Interesse an dem Thema groß ist, wird auch einem Hinweis auf den Internetseiten des BBK deutlich: „Aufgrund der großen Nachfrage ist unser Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen in der deutschen Fassung derzeit als gedruckte Publikation vergriffen und daher nicht bestellbar“, ist dort zu lesen. Die gute Nachricht: „Ein Nachdruck erfolgt bereits.“

Landau rüstet sich für den Notfall

Und wie bereitet sich die Stadt Landau auf den möglichen Blackout vor? „Dazu kommt regelmäßig der Katastrophenschutzstab zusammen und bespricht alle Aspekte des Szenarios, wie die Notstromversorgung, Wärmehallen, Warnung der Bevölkerung, Kraftstoffbeschaffung und Anlaufstellen, um Notrufe abzusetzen“, sagt Michael Götz, Leiter des Katastrophenschutzstabs der Stadt, die den Ernstfall eines Blackouts im Rathaus bereits erfolgreich getestet habe.

Sollte der Strom für mehrere Tage ausfallen, wird die Stadt Anlaufstellen einrichten, von wo aus Bürger einen Notruf absetzen können. In den Stadtdörfern seien das zum Beispiel die Feuerwehrhäuser, sagt Götz. Die Anlaufstellen würden mit Notstrom versorgt werden und könnten etwa per Lautsprecheransage bekanntgemacht werden. Auch durch Sirenen, Warnapps oder Radiodurchsagen will die Stadt warnen. Am 8. Dezember testet sie beim bundesweiten Warntag ihr neues Sirenennetz.

Energie Südwest kümmert sich um Trinkwasser

Um das Trinkwasser während eines Blackouts kümmert sich in Landau die Energie Südwest (ESW). Sie habe einen Notfallplan, so Götz. Dabei werde die Wasserversorgung zu keinem Zeitpunkt unterbrochen, da die Hochbehälter sie aufrechterhalten. Auch bei der ESW stehe Notstrom bereit. Klassische Notbrunnen gibt es in Landau keine, im Kreis Südliche Weinstraße gibt es aber 25 Stück. Die Stadt treffe auch Vorbereitungen, um Wärmeräume zum Aufwärmen und Evakuierungsstrukturen mit Rund-um-die-Uhr-Betreuung zu schaffen. Je nach Fall (kein Gas, kein Strom oder beides) stehen unterschiedliche Räumlichkeiten bereit.

Ist es ratsam, im Notfall die Stadt zu verlassen? „Wenn es die Situation gibt, dass man woanders besser unter ist, zum Beispiel bei den Eltern mit Holzheizung, dann spricht nichts dagegen, dort auch hinzufahren“, sagt Götz. „Wir treffen Vorkehrungen, um kritische Infrastrukturen im Stadtgebiet aufrechtzuerhalten. Die Stadt wird aber nicht für alle Notlagen bereitstehen oder Angebote unterbreiten können. Mindestens ebenso wichtig ist also die Selbsthilfe der Bevölkerung.“

Info

Weitere Informationen und die komplette Checkliste gibt es unter www.bbk.bund.de

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