Nachruf Ex-RHEINPFALZ-Redakteur „Jupp“ Weiske: So kantig wie herzlich

Hat die RHEINPFALZ 35 Jahre lang geprägt: Josef Heinrich Weiske.
Hat die RHEINPFALZ 35 Jahre lang geprägt: Josef Heinrich Weiske.

Ob Westfalen und Pfalz zusammenpassen? Josef Heinrich Weiske war Westfale, geboren 1935 in Menden. 1965 kam er zur RHEINPFALZ, lebte in Landau. Er war ein kantiger Typ und eine herzliche Persönlichkeit. Es wäre ungerecht, das Kantige auf seine Herkunft und das Herzliche auf seine zweite Heimat zu beziehen. Jedenfalls blieb „Jupp“, so nannten wir ihn, seinem Dialekt treu, leidenschaftlicher Borussia Dortmund-Fan und Pilstrinker. Aber unter „Pfälzer Krischern“ fühlte er sich pudelwohl, liebte die Lebensart, die Landschaft und das Klima hier.

Streitbar und loyal

Heute würde man sagen, Jupp Weiske war einer vom „alten Schlag“ – als Mensch und als Journalist. Als Mensch pflichtbewusst, hilfsbereit, verlässlich. Als Journalist ein Chronist, aber streitbar, gelegentlich missionarisch. Wenn ihm etwas als falsch erschien, konnte er polternd eine Redaktionskonferenz bis kurz vors Scheitern bringen. Aber man wusste: Das Aufbrausen gehörte zu ihm. Er war nicht stur. Es fand sich hernach fast immer eine Lösung. Denn Weiske war letztlich loyal, vor allem seiner Mannschaft gegenüber, aber auch bezogen auf die Chefredaktion und die Verlagsleitung.

Genau deshalb, weil er also streitbar und loyal war, machte er bei der RHEINPFALZ Karriere. Gelernt hatte er den Journalistenberuf bei der Mendener Zeitung, danach war er sieben Jahre Redakteur bei der „Westfalenpost“. 1965 kam er zur RHEINPFALZ, wurde Leiter ihrer Lokalredaktion in Landau, wo er sich auch niederließ. 1973 wurde er Chef in Kaiserslautern, der zweitgrößten Lokalredaktion der RHEINPFALZ. Nur drei Jahre später ereilte ihn der Ruf, die Leitung des Südwest-Ressorts zu übernehmen.

Schulterschluss mit den Lokalredaktionen

Er, der Westfale, nannte dieses Ressort das „Herzstück einer Zeitung aus der Pfalz für die Pfalz“. Gemeinsam mit seiner „rechten Hand“, Christian Keller, sorgte er für einen Schulterschluss zwischen den Lokalredaktionen der RHEINPFALZ und seinem Ressort zugunsten einer aktuellen, vielfältigen Pfalz-Berichterstattung. Er kümmerte sich um die Landespolitik, früh schon auch um Umwelt- und Naturschutz. Legendär sind seine Beiträge zum Streit, ob Kormorane abgeschossen werden dürfen, der ja bis heute nicht befriedet ist.

Profund waren Weiskes Kenntnisse in der Sozialpolitik. Oswald von Nell-Breuning, der Doyen der katholischen Soziallehre, war sein Inspirator. Darin fand er auch den Antrieb für sein ehrenamtliches Engagement. Jahrzehnte war er Mitglied des Betriebsrates der RHEINPFALZ, lange auch sein Vorsitzender. Er focht für die Interessen der Arbeitnehmer, ohne dabei die Möglichkeiten des Verlages aus den Augen zu verlieren. Jupp Weiske war von 1981 bis 1998 Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Landesverbandes im Deutschen Journalisten-Verband (DJV), dessen Ehrenmitglied er wurde. Als DJV-Vertreter in der Landesmedienanstalt LMK nahm er Einfluss auf die Medienpolitik.

Bis zuletzt war Weiske seinen Weggefährten und Freunden bei der RHEINPFALZ und im DJV treu. Am Donnerstag ist der Westfale mit Pfälzer Herz an seinem Altersruhesitz in Spanien 84-jährig gestorben. Die RHEINPFALZ trauert mit seiner Frau und seiner Tochter um eine markante, herzliche Persönlichkeit, die die Redaktion, die Zeitung und den Verlag 35 Jahre lang geprägt hat.

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